Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig
Das ergab etwas, das fast an Musik erinnerte – Musik, zu der der Klang der Füße auf dem Steinboden hinter ihnen die Trommelbegleitung stellte.
Jim fragte sich jedoch, ob er dies mit seinem menschlichen Gehör oder durch den größeren drachischen Frequenzbereich wahrnahm, der ihm erlaubte, auch Hill zu verstehen? Er wandte sich Brian zu.
»Brian«, fragte er, »könnt Ihr Hill verstehen, wenn er spricht?«
»Ich habe nie ein Wort von ihm gehört.«
»Er kann sprechen, aber ich mußte erst einen besonderen Weg finden, ihm zuzuhören.«
»Ihr sagtet so etwas.« Brian sah Jim aufmerksam an. »Ist etwas nicht in Ordnung, James? Ihr seid so seltsam.«
»Auch wenn ich hier unten keine Magie wirken kann«, antwortete Jim, »müßte ich eigentlich trotzdem spüren, wenn ich von anderer Magie umgeben bin, selbst wenn ich nicht sagen kann, welcher Art sie genau ist und ich auch nichts gegen sie unternehmen kann.«
»Das wäre schon eine Hilfe«, sagte Brian. »Möglicherweise brauchen wir gar nicht mehr als das.«
»Ja, das könnte von Vorteil sein. Wenn niemand sonst weiß, daß ich die Anwendung von Magie spüre, kann ich das vielleicht ausnutzen.«
»Mögen die Heiligen Euch beistehen«, sagte Brian. »Aber jetzt bin ich lange genug hinter dem kleinen Burschen hergeritten, wer auch immer er sein mag. Laßt uns an ihm vorbeireiten und selbst die Führung übernehmen.«
Mit diesen Worten ritt Brian schneller, und Jim fühlte sich verpflichtet, ihm zu folgen. Ihre Pferde kamen auf die gleiche Höhe mit Hills Reittier, aber weder Gorp noch Blanchard zogen vorbei.
»Was haben die Tiere!« stieß Brian ärgerlich hervor und versuchte, mit Zügel und Sporen Blanchard vorwärts zu zwingen.
Hill machte sich nicht einmal die Mühe, zu ihnen hinüberzusehen.
Bevor Jim etwas sagen konnte, sprach Hill, und zwar nur ein einziges Wort, scharf und befehlend, in einem Tonfall, den Jim nie von ihm erwartet hätte.
»Er sagte ›Halt!‹«, teilte Jim Brian und Dafydd mit.
Tatsächlich hielten sie bereits – das hatten die Pferde für sie übernommen. Hill saß ab.
»Blanchard, verdammt!« fluchte Brian ärgerlich, aber verhalten vor sich hin. Das Streitroß nahm die Ohren zurück, rührte sich aber keinen Millimeter.
»Wir sitzen besser auch ab«, sagte Jim leise.
»Wenn Ihr meint«, preßte Brian zwischen den Zähnen hindurch. »Aber es wäre mein – James, ich verstehe das nicht!«
»Ich auch nicht«, gab Jim zu, als sie absaßen. »Aber seht zu Boden.«
Vor ihnen begann eine Art Pfad, der von glitzernden Edelsteinen von fast fünf Zentimeter Durchmesser gesäumt wurde, die im Abstand von fünfzehn Zentimetern gesetzt waren. Zwei solcher Reihen führten vorwärts und bildeten so die Begrenzung eines Weges, dessen anderes Ende nicht zu sehen war – ob das an der Entfernung lag oder am Nebel, ließ sich nicht sagen. Hill beabsichtigte offenbar, dem Weg zu folgen, da er bereits zwischen den zwei Linien vorausging.
»Ich denke, er will, daß wir mit ihm gehen«, flüsterte Kob zaghaft in Jims Ohr, aber laut genug, daß die anderen beiden
ihn auch hören konnten. Jim sah Brian und Dafydd fragend an.
»Warum nicht«, sagte Jim. Die anderen beiden nickten.
Jim drehte sich um und sah, daß in der Höhle hinter ihnen die kleinen Bergleute, die ihnen gefolgt waren, dicht an dicht standen, und immer mehr strömten herein und quetschten sich rechts und links neben die bereits Stehenden. Brian und Dafydd sahen das auch.
»Bei Gott«, sagte Brian, »ich denke, wir haben keine Wahl.«
Sie folgten Hill, und die Pferde kamen von allein hinterdrein. Die Flut der kleinen Gestalten folgte ihnen, dicht auf den Fersen.
Vor ihnen schien der Nebel, der die entfernteren Teile der Höhle in Düsternis tauchte, zurückzuweichen, jedoch langsamer als sie vorrückten. Jetzt war er nur noch fünfzehn Schritte entfernt, wich aber langsam weiter zurück. Über ihnen nahm der Wind zu. Die mißtönende Musik in Jims Kopf wurde lauter, und das Geräusch der nackten Füße derer, die auf dem Steinboden folgten, setzte dazu einen Kontrapunkt.
»Ich denke, vor uns befindet sich jemand, der Hill nicht mag«, hauchte Kob in Jims Ohr. Seine Stimme klang zaghaft und unsicher. »M'lord, möchtet Ihr Hill sagen, daß wir auf seiner Seite sind?«
»Was ist denn seine Seite, Kob?«
»Ich weiß nicht«, gab Kob zu. »Vielleicht könnt Ihr ihn fragen…«
Das war nicht der unsinnigste Vorschlag. Ein Versuch
konnte sicherlich nicht
Weitere Kostenlose Bücher