Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig
nicht auf, als Jim es in die Arme nahm. Dann kehrte Jim zu Hill zurück.
»Eins noch«, sagte er zu dem frischgebackenen Wurzelkönig. »Wie soll ich Euch rufen, wenn ich Euch brauche?«
»Ruft einfach nach Hill. Der Hügel in der Erde über uns gab mir meinen Namen. Zu allen anderen Gelegenheiten müßt Ihr
mich jedoch mit ›Eure Hoheit‹ anreden.«
»Das werde ich«, bekräftigte Jim. »Könntet Ihr uns jetzt…«
Aber er schaffte es nicht, zu Ende zu sprechen. Sie waren bereits wieder auf Malencontri.
Die Sonne blendete. Ein paar Bedienstete, die über den Burghof eilten, starrten die Gruppe an, standen eine ganze Weile wie angewurzelt und zeigten keine sonderlich klugen Gesichter. Dann kamen erst einer, dann zwei und schließlich
ein ganzer Haufen auf Jim und seine Freunde zugelaufen. Sie schrien und riefen, stießen teilweise den üblichen rituellen Schrei aus, den sie als die korrekte Begrüßung für ihren Herrn betrachteten, wenn er auf magische Weise erschien.
»Zu mir!« rief Jim und blinzelte die durch das blendend helle Sonnenlicht hervorgerufenen Tränen weg.
Die Bediensteten und Bewaffneten, die sich in Sichtweite befanden, rannten zu ihm. Aus etlichen Nebengebäuden und der Großen Halle kamen ebenfalls Leute herangelaufen. Unter diesen war auch der Schmied, der seinen Hammer noch in der Hand hielt. Sein Gesicht spiegelte eine seltsame Mischung aus Verärgerung – weil er seine Arbeit unterbrechen mußte – sowie Erstaunen wider; nicht nur, weil sie so plötzlich erschienen waren, sondern wegen des bemerkenswerten Anblicks seines Lords in voller Rüstung, der ein Kind im Arm hielt, sowie Dafydd, der einen anscheinend schlafenden Carolinus auf den Armen trug.
»Ho!« schrie Jim. »Holt sofort meine Lady! Bereitet für den Magier einen Raum vor! Schafft John Steward herbei! Vier von euch sollen eine Trage holen, mit der der Magier zu seinem Zimmer im Turm gebracht werden kann! Stallburschen, versorgt die Pferde! Los, bewegt euch!«
Verblüfft über dieses unerwartete Ereignis, aber auch vom allgemeinen Strudel der Aufregung getragen, beeilten sich die Bediensteten, den Befehlen zu gehorchen. Innerhalb von Sekunden waren die Pferde im Stall verschwunden, und eine Trage wurde herangeschafft. Carolinus wurde daraufgelegt, und alle gingen zur vorderen Tür der Großen Halle, als John Steward herauskam – er bewegte sich so schnell, wie es seine Stellung nur zuließ.
Überall auf dem Burghof waren Rufe und Flüche zu hören, da die Bediensteten sich gegenseitig beschuldigten, zu langsam zu sein.
»M'lord!« schnaufte John Steward und kam vor Jim zum Stehen. Dann versuchte er, würdevoll rückwärts zu gehen, da alle weiter zur Tür strebten. »M'lord, was wünscht Ihr von mir? Was soll ich tun?«
»Kümmere dich um alles!« bellte Jim ihn an. »Wo ist meine Dame?«
Im selben Moment erschien Angie mit der Amme im Schlepptau in der Tür der Großen Halle. Beide rannten auf Jim zu und hielten erst im letzten Augenblick an. Dadurch kam dann die Prozession zum Stillstand. Angie umarmte Jim, küßte ihn, küßte den jetzt wachen und glucksenden Robert, riß ihn aus Jims Armen und überschüttete ihn mit Küssen. Robert lachte bei diesem neuen Spiel glücklich auf und boxte Angie auf die Nase.
»Langsam, langsam«, sagte Jim, »sonst ist gleich nichts mehr von ihm übrig.«
Rasch küßte Angie Jim, damit er sich nicht zurückgesetzt fühlte, während sie weiterhin Robert im Arm hielt.
»Soll ich ihn jetzt nehmen, M’lady?« fragte die Amme schüchtern.
»NEIN!« sagte Angie und wandte sich brüsk von ihr ab. Schließlich setzte sich die Prozession wieder in Bewegung. John Steward hatte bereits begonnen, alles in geordnete Bahnen zu lenken.
Während sie die Große Halle der Länge nach durchschritten, gab Jim Angie eine sehr knappe Zusammenfassung der Ereignisse. »Ich erzähle dir später die ganze Geschichte.«
»Schön. Wenn Zeit ist. Jetzt iß erst mal etwas. Ihr mit der Trage, folgt mir. Jim – ich bin so schnell wie möglich zurück. Ach, übrigens, der Priester, nach dem du geschickt hast, ist da.«
Sie verschwand Richtung Turmtreppe, während Jim sich gerade schwach daran erinnerte, daß er wirklich nach einem Priester geschickt hatte, um die Bumps Geräusche exorzieren zu lassen. Aber das war nun ja nicht mehr nötig.
Dafydd und Brian setzten sich an die Hohe Tafel. Auf dem Tisch standen bereits Wein- und Wasserkrüge und eine Auswahl von Speisen. Bedienstete liefen hin und her
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