Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig
einen Magier bedeutete, daß er in den nächsten vierundzwanzig Stunden keine Magie wirken konnte.
Jim öffnete den Mund, um zu erklären, wie lächerlich es sei, einen Magier zu segnen, der bereits über keine magische Energie mehr verfügte, schloß ihn aber wieder.
Bewaffnete Männer in Kettenhemden, mit Eisenhelmen, Schwertern und all den anderen Ausrüstungsstücken, die Krieger zueigen waren, strömten von der Anrichtestube und aus allen anderen Zugängen in die Große Halle – es waren wenigstens zwanzig oder dreißig – und rückten zu Jim, Brian und Dafydd vor. Jim wurde gegen drei Männer zurückgetrieben, die Arme wurden ihm auf dem Rücken festgehalten, dann die Handgelenke gebunden. Auch seine Freunde wurden auf die gleiche Weise überwältigt und gefesselt.
Kapitel 33
»SCHÖN, SCHÖN«, sagte eine Stimme hinter Jim, als die letzte seiner Fesseln festgezogen wurde. Die Stimme war ein Bariton mit dem Akzent der Londoner Oberklasse. »So ist es schon immer gelungen. Früher oder später kommen die Ratten zum Köder in der Falle.«
Der Besitzer der Stimme ging durch die Ansammlung der Bewaffneten hindurch nach vorn. Er stellte sich vor die hohe Tafel, so daß Jim, Brian und Dafydd ihn gut sehen konnten.
Er war ein wenig kleiner als die meisten seiner Männer, aber bemerkenswert breitschultrig und schmalhüftig. Er trug weder Rüstung noch Waffen. Sein Hemd stand am Hals offen, und in der Hand hielt er einen Pokal, der zur Hälfte mit Wein gefüllt war. Ein Lächeln überzog das dreieckige, sonnengebräunte Gesicht. Das Lächeln wirkte auf den ersten Blick freundlich, aber Jim hatte sofort seine Zweifel. Der Mund war dünn, und das Lächeln zog nur die Mundwinkel ein bißchen in die Höhe. Es war ein schmales, hartes Gesicht.
Der Mann nippte an seinem Pokal und blickte die Gefangenen mit so etwas wie Vergnügen an.
»Ich denke, daß Ihr ein edler Herr seid, Sir«, sagte Brian gleichmütig, aber eiskalt. »Aber ich kenne Euch nicht.«
»Sir Simon Lockyear, zu Diensten. Ich bin hier auf Befehl des Königs, den Gott schützen möge.«
»Ich empfinde Euch als unangenehm«, erwiderte Brian.
Sir Simon Lockyear lachte.
»Meint Ihr? Und ohne Zweifel wollt Ihr mich aus diesem Grunde fordern?«
»Genau. Wenn Ihr die Freundlichkeit hättet, Eure Männer die Bande durchschneiden zu lassen, mit denen sie mich, Lord
James und den Bogenschützen gebunden haben, wäre ich hocherfreut, Euch sofort mit dem Schwert – oder welche Waffe auch immer Ihr wählt – zur Verfügung zu stehen.«
Simon Lockyear lachte erneut auf.
»Nein, nein«, erwiderte er. »Es wäre ohne Zweife ein Spaß. Aber ich darf die, die ich zurückbringen soll, nicht verletzen. Daher fürchte ich, daß Ihr alle gefesselt bleiben müßt. Ich habe einen Haftbefehl der Krone gegen Euch, Sir Brian, wegen des Verdachts auf Verrat. Ihr hattet die Absicht, Euch einer Rebellion gegen den Frieden des Königreichs anzuschließen. Dann habe ich noch zwei weitere Haftbefehle, einen für Euch, mein Lord James, da Ihr den besagten Sir Brian beherbergt habt, und einen für den walisischen Bogenschützen – der höchstwahrscheinlich der dritte ist, der hier vor der Tafel steht
– mit Namen Dafydd ap Hywel. Er wird ebenfalls beschuldigt, den Verräter Sir Brian unterstützt zu haben.«
Er war für einen Augenblick still und zog ein Taschentuch hervor, dessen Geruch Jim auch über den guten Meter hinweg, den er entfernt stand, deutlich wahrnehmen konnte.
»Aber ich muß schon sagen«, fuhr Lockyear fort, »Ihr seid nicht sehr wählerisch, mit wem Ihr an einem Tisch sitzt, Sir Brian und mein Lord James. Ein Bogenschütze – ich muß mich sehr wundern.«
Brian beachtete die letzten Worte nicht. »Pflicht ist keine ritterliche Entschuldigung, Sir Simon.«
»Vielleicht nicht. Auf der anderen Seite ist weder Ehre noch sonst etwas damit zu gewinnen, mit einem Verräter die Waffen zu kreuzen.«
»Verdammt sei Eure Seele!« explodierte Brian. »Ich bin kein Verräter und war auch nie einer! Was soll dieser Unsinn?«
Sir Simon zog langsam die Lederhandschuhe aus, so daß seine langen, schmalen Finger zum Vorschein kamen, und blickte Brian über den Tisch hinweg an.
»Das könnt Ihr den Richtern erklären, wenn Ihr im Tower seid, Sir Brian. Ich habe nur den Auftrag, Euch dort hinzubringen, und genau das werde ich tun.«
Er wandte sich plötzlich an den großen Bewaffneten, der neben ihm stand.
»Warum habt Ihr noch nicht Sir James' Frau
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