Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig
Möglichkeiten zur Ausübung von Magie beraubt zu haben.
Er könnte mit Sicherheit die jungen Klippendrachen rekrutieren. Sobald die Männer erst mal mit ihren Gefangenen die Burg verlassen hatten, waren sie von allen Seiten angreifbar. Unter solchen Bedingungen konnte einiges erreicht werden. Die Schwierigkeit war nur, daß die jungen Drachen wohl alle Bewegungen des Kampfes ausführen, aber nicht wirklich für ihn kämpfen würden – und zudem fragte er sich, was die Dracheneltern sagen mochten, wenn sie hörten, daß er ihre Kinder absichtlich in einen Kampf gegen Georgs geführt hatte – etwas, das sogar die stärksten erwachsenen Drachen heutzutage vermieden.
Jim dachte angestrengt nach, aber ihm fiel nichts anderes ein. Nun, zumindest würde er wahrscheinlich fliehen können, dem Troß in der Luft folgen und vielleicht andere Hilfe finden.
Da gab es Brians eher tattrigen Bediensteten und seine wenigen Bewaffneten. Geronde hatte einen besseren Trupp auf Burg Malvern, und dann waren da noch Giles o'the Wold und seine Männer, die in den Wäldern lebten. Das Problem wäre nur, sie zu finden und zeitig genug herzuschaffen, damit sie von Nutzen wären – er selbst konnte nicht zu lange weg sein, da er sonst Sir Simon und seine Gruppe aus den Augen verlöre.
Diese Leute zu fragen, ob sie sich an bewaffneten Aktionen gegen die Männer des Königs beteiligten, wäre unfair – und blutig. Es wäre besser, wenn er eine Möglichkeit fände, die Bewaffneten so zu erschrecken, daß sie ihre Gefangenen außer acht ließen. Sir Simon wäre ein Problem für sich. Jim befand sich lange genug im vierzehnten Jahrhundert, um zu wissen, daß Lockyear – was auch immer seine sonstigen Fehler wären
– nicht in Panik geraten oder vor einem Kampf fliehen würde.Aber nun genug nachgedacht. Er drehte sich zu Angie um, die nur einen guten Meter von ihm entfern saß, und hob mehrere Male die Augenbrauen. Daraufhin nickte sie fast unmerklich, und er wußte, daß sie ihn verstanden hatte. Er sah zur Haupttür hinüber und schätzte die Entfernung ab. Zwei lange Sprünge wenn er seine Flügel zu Hilfe nahm, und er wäre draußen. Er wollte gerade mit dem Verwandlungsprozeß beginnen, als lautes Gebrüll an seine Ohren drang. Es war ein Laut, wie er nur von vielen menschlichen Kehlen gleichzeitig hervorgebracht werden konnte. In gleichen Augenblick wurden die zwei großen Türen am Eingang nach innen aufgestoßen, und vom Burghof draußen sowie durch alle anderen Zugänge zu Großen Halle kam eine Menschenmenge herein. Jim kannte jeden einzelnen von ihnen, aber er brauchte eine Weile, bis er glauben konnte, was er sah. Es waren die Burgbediensteten, die vom kompletten Dutzend von Malencontris Bewaffneten angeführt wurden, allesamt schmutzig – man hatte sie wohl ins Verlies geworfen –, aber alle hatten ihre Schwerter und die Bediensteten trugen Dinge, die gut als Waffe benutzt werden konnten. Sie hätten nicht wilder aussehen können, wenn sie geradewegs aus der Steinzeit hierher versetzt worden wären. Da war der Grobschmied mit einem schweren Hammer in jeder der großen Fäuste. Er hatte die Reste seiner Zähne im unrasierten Gesicht gefletscht. Dann war da May Heather, die
eine unhandliche Streitaxt geschultert hatte, ihre Lieblingswaffe. Sie hatte sie einmal gegen Jim erhoben, da sie ihn in seiner Drachengestalt nicht erkannt hatte. Die Axt trug sie mit erheblich weniger Schwierigkeiten als damals, als sie etliche Jahre jünger und schmächtiger gewesen war.
Auch der ganze Rest hatte irgend etwas ergriffen. Meisterin Plyseth fuchtelte mit einer langen Röstgabel herum, die zwei gefährlich aussehende Zinken hatte, die vermutlich leicht durch die Glieder eines Kettenhemdes hindurch in den Körper des Trägers gleiten konnten.
Jim starrte sie für den Bruchteil einer Sekunde an. Bei ihrem ersten Anblick machte sein Herz einen Freudensprung, aber dann versank es in Schrecken. Was sie da taten, war Selbstmord. Das war unmöglich, unvorstellbarer als alles, was er sich je vorgestellt hatte. Obwohl sie doppelt so viele waren wie die Soldaten Sir Simons, hatten sie doch keine Chance, gegen vernünftig bewaffnete und erfahrene Kämpfer zu gewinnen, Männer, die daran gewöhnt waren, als Einheit zu kämpfen. Vermutlich waren sie von all den Geschichten und Balladen über Jims Abenteuer und heroische Taten mitgerissen worden, bis zu dem Punkt, wo sie dachten, daß auch sie selbst wahre Helden sein könnten.
»HALT!« schrie Jim
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