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Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Titel: Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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einzige Unterschied zwischen den Politikern hier und denen in der Welt, in der Jim aufgewachsen war, bestand darin, daß die mittelalterliche Variante bereit, wenn nicht gar eifrig darauf bedacht war, ihre Ziele mit dem Schwert, der Lanze und dem Henkersseil (oder der Axt des Scharfrichters, wenn ihre Gegner einen genügend hohen Rang hatten) zu erreichen.
    Jim hatte die Politiker hier nicht umgehend als solche erkannt, weil Leute wie Cumberland andere Ziele verfolgten als jene, an die Jim gewöhnt war. In dem Jahrhundert, in dem er geboren wurde, wetteiferten die Politiker um die Gunst der Öffentlichkeit. Hier ging es um die Kontrolle eines möglichst großen Anteils an der königlichen Macht und Privilegien.
    Die mächtigsten Vertreter des Hochadels mußten Politiker sein. Tatsächlich bestand der ganze Hof aus Politikern und deren Gefolge. Eine der wenigen Ausnahmen stellte wahrscheinlich jemand wie Sir John Chandos dar, den man eher einen Staatsmann denn einen Politiker nennen konnte, da er sich mit den Beziehungen zwischen England und anderen Nationalstaaten befaßte.
    Und was war für einen Politiker in jeder beliebigen historischen Periode wichtig? Seine Reputation. Cumberland war natürlich der uneheliche Halbbruder des Königs selbst – praktisch gesehen gehörte er in dieser rauhen Zeit selbst zur Königlichen Familie. Dennoch konnte er an seiner Reputation Schaden erleiden.
    Nur – wie sollte Jim dieser Reputation Handfesseln anlegen, ohne daß Cumberland sie später abstreifen konnte? Jim war es verboten, dem Grafen Schaden zuzufügen, aber andererseits hatte Carolinus Rrrnlf nicht wirklich in einen Käfer verwandelt…
    Jim hatte keine Ahnung, wie er vorgehen sollte, aber dessen ungeachtet wuchs in ihm ein Gefühl der Sicherheit, daß die Lösung in greifbarer Nähe war. Er konnte nur weiter danach suchen. Er wandte sich Cumberland zu, der sich gesetzt, einen Pokal genommen, etwas Wein eingefüllt hatte und nun trank.
    »Willkommen in meiner Halle«, sagte Jim zu ihm. »Ich hoffe, mein Lord, der Wein mundet Euch.«
    Cumberland grunzte nur.
    »Ich möchte Eurer Lordschaft für unsere Befreiung danken«, sagte Jim. Cumberland warf schnell einen Blick auf Carolinus, der nun auf seinem Stuhl in tiefen Schlaf versunken schien. Dann wandte der Graf sich wieder Jim zu.
    »Ich habe Euch nicht befreit«, sagte er. »Ich denke, Ihr wißt das sehr wohl, Sir Drachenritter – oder was auch immer Euer verdammter Name ist! Und was Eure Freiheit betrifft, so sagt Eure Dankgebete nicht zu früh. Das bleibt noch abzuwarten!«
    »Ich bin der Baron Sir James Eckert. Wenn Eure Lordschaft und ich vielleicht in aller Ruhe über diese Angelegenheit reden…«
    »Wenn irgendwer redet, bin ich das, Bursche!« sagte Cumberland scharf.
    Die ruhige, aber kräftige Stimme des Bischofs drang in das Gespräch.
    »Mein Lord scheint ein wenig Schwierigkeiten mit seinen Augen zu haben, Sir James«, tönte es wohlklingend. »Er scheint sich auch nicht an mich zu erinnern, und Menschen wie ich, die fürsorgliche Schäfer für ihre Herden sind, sind nicht daran gewöhnt, übersehen zu werden – es sei denn, von Le uten mit schuldigem Sinn und Seele.«
    Cumberlands Kopf fuhr herum. Eine Weile lang funkelten die Augen den Bischof an, dann stand er auf.
    »Vergebt mir, mein Lord Bischof«, sagte er mit einer Stimme, die fast ebenso geschmeidig war wie die des Bischofs. »Ich trage soviel Verantwortung, daß ich in die Gewohnheit verfallen bin, meiner Umgebung kaum Aufmerksamkeit zu schenken. Aber das ist keine Entschuldigung. Würdet Ihr mir Euren Segen geben, wie Ihr es im Frühling bei Hofe tatet?«
    »Natürlich, mein Sohn«, antwortete der Bischof. Noch während er sprach, war Cumberland auf den Bischof zugetreten, und als dieser antwortete, hielt der Graf vor ihm an, ließ sich fast schwerfällig auf ein Knie fallen und griff nach der ausgestreckten, beringten Hand.
    Cumberland küßte den Ring und wollte sich schon erheben, aber die Hand des Bischofs drehte sich und schloß sich um Cumberlands Finger und Handrücken, so daß der Graf in seiner Stellung verharren mußte.
    »O Herr«, sagte der Bischof mit seiner kräftigen Stimme und blickte zu den Dachbalken hoch, »gewähre diesem Sünder Deinen Segen, wie schwarz auch immer seine Sünden sein mögen.« Seine Stimme erhob sich zu einem voluminösen Predigttonfall, der in vielfachem Echo zurückgeworfen wurde. »Du, der Du allen vergibst, die ehrlich bereuen, zeige ihm den Weg zur

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