Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig
verschwand noch vor den letzten Worten ins Nichts. Die Worte kamen nur noch krächzend heraus.
»Ihr könnt nicht mit dem gesamten Kollegium Schindluder treiben, ihm erzählen, daß Ihr derjenige wart, der mißhandelt wurde, daß Ihr Euch selbst um die gesamte Angelegenheit kümmert, ob es die Kollegen nun wollen oder nicht, und Euch dann selbst umbringen. Das wäre ein schändliches Betragen, selbst für einen einfachen Magier der Kategorie Eins!«
Die einzige Antwort war ein leises Schnarchen von Carolinus' Stuhl.
Sie blickte den Bischof an, und dieser blickte sie an.
»Magierin«, sagte der Bischof.
»Mein Lord Bischof.«
Sie nickten einander kalt, aber respektvoll zu.
Von Carolinus war ein weiterer Schnarcher zu hören. Ohne Vorwarnung fand sich Jim mit Carolinus und KinetetE in einem Raum wieder, der gerade groß genug für sie drei war und eine starke Ähnlichkeit mit dem Inneren eines riesigen, leeren Eis aufwies. Die Wände waren matt weiß, und es gab weder Fenster noch Möbel, außer dem Stuhl, auf dem Carolinus saß.
»Schon gut, Carolinus«, sagte KinetetE, »Ihr könnt jetzt aufwachen. Ich habe Euch verstanden.«
Carolinus' Augen öffneten sich, und er blickte KinetetE an.
»Kin«, bat er schwach. »Gib mir Kraft!«
»Ihr braucht keine Kraft«, antwortete KinetetE. »Was Ihr braucht, ist ein Bett. Ihr werdet Euch nur noch mehr erschöpfen, wenn ich Euch jetzt helfe. Oh, schon gut, wenn es sein muß!«
Jim, der nun schon seit Jahren Magie erlebt hatte und sie auch selbst benutzte, hatte gedacht, daß ihn nichts mehr überraschen konnte, aber als so plötzlich wieder Farbe in Carolinus' Gesicht trat, war er doch erstaunt. Carolinus' Augen öffneten sich jetzt ganz, und er setzte sich im Stuhl auf. Er sah um Jahre jünger aus.
»Noch mal, den Segen eines Magiers auf Euch, KinetetE«, sagte er. »Es ist nur für ein paar Minuten. Ihr könnt dann zurückhaben, was übrig ist. Aber ich muß mit diesem Jungen hier reden. Jim!«
»Ja?« Jim starrte ihn an.
»Es liegt nun allein an Euch! Fragt mich nicht warum. Ich habe im Augenblick weder die Kraft noch die Geduld, mich mit jemandem auseinanderzusetzen, der praktisch nichts über Magie weiß und, wenn ich ihm ein paar hart erarbeitete Tatsachen über die Kunst mitteile, die ich im Laufe vieler Jahre im Schweiße meines Angesichts gewonnen habe, sie als
anfechtbar betrachtet und mit mir darüber streiten will!«
»Ich werde nicht streiten. Geht es Euch gut?«
»Im Augenblick ja. Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Was ich Euch sagen will ist, daß es von nun an allein an Euch liegt. Ihr wohnt in Eurer eigenen Burg, Ihr seid frei, und Ihr könnt zwar Eure eigene Magie nicht benutzen, dafür aber die meine verwenden…«
»Carolinus!« schrie KinetetE auf. »Das ist das zweite Mal, daß Ihr versprochen habt…«
»Ich gebe keinen Pfifferling darauf!« sagte Carolinus. »Wie ich sagte, Jim, Ihr könnt soviel von meiner Magie benutzen, wie Ihr braucht. Handelt einfach so, als ob es Eure eigene wäre. Denkt nur daran, daß sie erheblich mächtiger ist als alles, woran Ihr gewöhnt seid. Ihr müßt den Grafen von Cumberland dazu bringen, von seinen Vorhaben abzulassen, bevor ein unwiderruflicher Schaden entsteht – und natürlich müßt Ihr Schwierigkeiten von Euch und Euren Freunden abwenden.«
Jim blickte ihn erstaunt an.
»Ich dachte, daß Ihr bereits Cumberlands Zustimmung habt, da Ihr ihn mitgebracht habt.«
»Die habe ich!« sagte Carolinus. »Aber es ist nur ein Versprechen für die Gegenwart. Ihr müßt ihm ein Versprechen für die Zukunft abringen, das er nicht zu brechen wagt! Wie ich schon sagte, Ihr habt Eure Burg, Ihr habt Eure Stärke, Ihr habt Eure Freiheit, und Ihr verfügt über Magie. Jetzt liegt es an
Euch!«
»Aber wie soll ich das schaffen?«
»Ich sagte doch: Das liegt an Euch!«
»Ich schätze«, sagte Jim nur halb im Scherz, »ich könnte ihn
in einen Käfer verwandeln, so wie Ihr es macht.«
»Ich verwandle niemanden in einen Käfer!«
»Aber Ihr droht immer damit, Menschen oder andere Wesen in Käfer zu verwandeln!« Jim sah ihm tief in die Augen. »Wenn ich genau darüber nachdenke, dann habe ich gesehen, wie Ihr den Seeteufel Rrrnlf in einen verwandelt habt!«
»Ihr dachtet, daß ich es getan hätte. Tatsächlich habe ich nur ihn und den ganzen Rest von euch glauben gemacht, daß er einer geworden sei. Das ist etwas vollkommen anderes.«
»Wie habt Ihr das geschafft?« Jim starrte ihn immer noch an.
»ICH
Weitere Kostenlose Bücher