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Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Titel: Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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übriges tun würde.
    Aber er lag falsch. Das Gesicht des Grafen war diesmal wohl sehr bleich, aber er hielt sein Kinn immer noch vorgeschoben wie das einer Bulldogge.
    »In dem Land, aus dem ich nach England kam«, fügte Jim hinzu, »kennt man sich mit der Kunst, ein Gerücht zu streuen, gut aus.«
    »Ach?« sagte Cumberland. Mit wachsender Unruhe empfand Jim den Tonfall des Grafen weniger als das Eingeständnis der Niederlage denn als Ausdruck eines neuen Hoffnungsschimmers. »Ja, ich zweifle nicht daran, daß es eine hohe Kunst ist und keiner in England darin so gut bewandert ist wie Ihr. Aber was diese Haftbefehle betrifft, nach denen Ihr gefragt habt, so trägt Sir Simon sie bei sich. Ihr werdet ihn schon herbeischaffen müssen – obgleich ich niemanden sehe, den Ihr nach ihm schicken könntet. Vielleicht sollte der Bogenschütze gehen.«
    »In der Tat«, sagte Dafydd, bevor Jim seinen Ärger über den verächtlichen Ton, mit dem die letzten Worte gesprochen wurden, zum Ausdruck bringen konnte, »ich werde das mit Freuden übernehmen. Ich bringe ihn Euch umgehend, Sir James.«
    Er wandte sich um und ging zur Tür. Über seiner Schulter trug er Langbogen und Köcher. Beides hatte er im selben Augenblick, da seine Hände von den Fesseln befreit wurden, unter dem Tisch vorgeholt. Alle sahen ihm schweigend nach.
    Ein schwaches, schabendes Geräusch ging fast in Brians Warnruf unter. Jim drehte sich hastig um und sah, daß der Graf sich Jims Messer vom Tisch gegriffen hatte. Es war keine Waffe, wenn man es mit gewöhnlichen Dolchen und Schwertern verglich, aber die gut zehn Zentimeter lange Schneide war scharf und besaß eine Spitze. Der Graf sprang auf Jim zu.
    Jim ergriff seinen Pokal, das einzige, was sich in Reichweite befand, und fing die Spitze des Messers mit der Innenseite des Metallgefäßes auf. Wein spritzte über das Rüschenhemd des Grafen. Mit einer überraschend schnellen Bewegung zog der Graf seinen Arm zurück, schwang das unbeschädigte Messer in seiner Faust, täuschte nach hier und nach dort.
    »Was ist los mit Euch?« erklang die Stimme von KinetetE voller Abscheu in Jims Kopf. »Warum hat sich Carolinus nur gegen die Regeln des Kollegiums aufgelehnt – Regeln, an deren Festlegung er selbst beteiligt war –, wenn Ihr die Magie, die er Euch gab, nicht nutzt? Wißt Ihr nicht, wie man einen Schutz errichtet?«
    Über sich selbst verärgert, visualisierte Jim einen Schutz – nicht um sich selbst, sondern um Cumberland. Der Graf mußte plötzlich feststellen, daß er von allen Seiten von einer unsichtbaren Wand umgeben war. Genau zum rechten Zeitpunkt, denn hinter Cumberland war ein kratzender Laut zu hören, und Jim sah, wie Angie gerade daran gehindert wurde, die Schneide ihres eigenen Messers in den Rücken des Grafen zu stoßen. Den Schutz hatte er wirklich im letzten Augenblick errichtet. Sie hatte einen Ausdruck auf ihrem Gesicht, den Jim an ihr noch nie gesehen hatte, und er verschwand auch nicht, als sie auf den nun eingeschlossenen Grafen starrte.
    Jim legte seine Hand sanft auf ihren Unterarm. Sie blickte ihn scharf an, und erst als sich ihre Blicke trafen, verschwand der wilde Ausdruck langsam aus Angies Gesicht.
    »Ich habe ihn mit einem Schutz umgeben«, bemerkte Jim ruhig. »Es ist alles in Ordnung. Ich denke, ich schaffe das jetzt.«
    Sie sah ihn lange an, legte dann das Messer nieder und setzte sich selbst wieder.
    »In Ordnung…«, begann Angie gerade, als ein Brüllen von Cumberland sie unterbrach.
    »Simon!« Seine Stimme erreichte eine überraschende Lautstärke. »Jetzt! Alle!«
    Die Doppeltüren zum Burghof schwangen mit einer Geschwindigkeit auf, die darauf schließen ließ, daß die Männer davor nur auf ein Zeichen gewartet hatten. Dafydd, der auf seinem Weg zur Tür angehalten hatte, als der Graf Jim angriff, wandte sich um und rannte zurück, leichtfüßig und geschmeidig wie ein Hirsch. Er sprang auf das Podest, umrundete die hohe Tafel und verschickte plötzlich Pfeile von seinem Langbogen gegen die vorderen der einströmenden Bewaffneten. Die Wirkung der Pfeile war auf so kurze Entfernung verheerend.
    Allein Simon, mit einem Schwert in der Hand, kam unbeschadet davon.
    »Er gehört mir!« schrie Brian. Jim hörte ein reißendes Geräusch hinter sich. Schon stürmte Brian in sein Sichtfeld und hielt mit beiden Händen den Stiel einer alten Hellebarde umfaßt, die er von der Wand hinter der hohen Tafel heruntergerissen hatte.
    »Und ich habe ihn Euch überlassen«,

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