Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig
sagte Dafydd ruhig. Seine Stimme war gerade laut genug, um über den Lärm der heranströmenden Männer verstanden zu werden. Die langen Tische, die parallel zu den Wänden standen, erlaubten nur, daß jeweils vier nebeneinander gehen konnten. Jetzt, da die erste Reihe unter Dafydds Pfeilen gefallen war, wurde der Rest der Angreifer langsamer.
Dem Bogenschützen standen bei weitem nicht genug Pfeile zur Verfügung, um auch den Rest von Simons Männern erledigen zu können, und Jim sah, wie Dafydd den Köcher tiefer auf den Rücken schob und den immer noch gespannten Bogen behutsam auf den Tisch legte. Danach lockerte er die Scheide seines langen, schmalen Messers, das er am Bein trug.
Brian sprang vom Podest herunter. Die Hellebarde hatte er mit den Händen ausbalanciert und hielt sie schräg vor seiner Brust, so daß die Klinge sich in Kopfhöhe befand. Sir Simon hatte gute drei Meter vor dem Podest angehalten und wartete mit gezogenem Schwert auf Brian.
Drei Jahre – sogar zwei Jahre – zuvor hätte Jim die hoch erhobene Klinge noch nichts gesagt. Aber eine Reihe von Scharmützeln, bei denen er nichts als überleben wollte, sowie eine Unzahl von Übungsgänge n mit dem freundlichen, aber rauhen Brian hatten ihm die Augen über das wahre Wesen von Breitschwertern und anderen mittelalterlichen Waffen geöffnet.
Jim hatte erfahren müssen, daß er – trotz der heroischen Legenden über ihn – kein Gegner für jemanden war, der den Gebrauch der scharfen Waffen zu Fuß und vom Pferderücken aus seit der Kindheit trainiert hatte. Mittlerweile hatte er eine ungefähre Vorstellung, worauf Waffen, die in bestimmten Stellungen gehalten wurden, vermutlich abzielten.
In diesem Fall deutete das hoch getragene Schwert von Sir Simon auf ein offensichtliches Ziel hin. Da sein Schwert zu leicht war, um den massigen Stahlkopf der Hellebarde unmittelbar parieren zu können, wollte Simon Brians erstem Schlag ausweichen und ihm dann die Schwertspitze in den Leib treiben, wenn Brian durch den Schwung die eigene schwere Waffe nicht rechtzeitig wieder hochbringen konnte, um damit das Schwert zu parieren.
Brian machte einen Schritt nach vorn und hob die gebogene Schneide der Hellebarde über den Kopf und stürmte auf Simon zu. Dieser beobachtete Brian genau. Die Augen der beiden Männer richteten sich mit einer Mischung aus Feindseligkeit und Zorn auf den jeweiligen Gegner – als versuchten sie, einander zu hypnotisieren.
Brian ließ den Kopf seiner Waffe mit einer weit ausholenden Kurve nach unten sausen, geradewegs auf die Körpermitte Simons zu – ein Schlag, dem man nur ausweichen konnte, wenn man den ganzen Körper bewegte. Simon lächelte dünn, trat aber nicht zurück, wo seine Bewegungen von den Männern hinter ihm behindert worden wären, sondern tat einen Schritt nach vorn.
Offensichtlich plante er, den Stiel hinter der Klinge herunterzuschlagen und dann mit seinem Schwert zuzustoßen, bevor Brian den Schwung seiner Waffe bremsen und sie wieder zu einer Parade hochbringen konnte.
Simon setzte auf seine Fähigkeiten. Wie jeder Ritter im vierzehnten Jahrhundert hatte er sich sein Leben lang für diesen Fall vorbereitet. Er konnte auf den Sattel eines laufenden Pferdes springen, und das in voller Rüstung – fünfhundert Jahre bevor dies die Cowboys des Wilden Westens in Amerika taten, aber ohne Rüstung. Warum sollte er sich also vor einem kleinen Zweikampf ängstigen?
Wie dem auch sei, im selben Augenblick erreichte der nach unten gerichtete Schlag den Scheitelpunkt der Bewegung, und das Blatt der Hellebarde schwang wieder nach oben und zielte auf Simons Kopf. Es war das Pendant zu einem eher ungewöhnlichen Schwertstreich, den Brian Jim versucht hatte beizubringen und den er auch in ernsthaften Kämpfen schon verwendet hatte. Aber der Kopf der Hellebarde war schwer und der Impuls in die ursprüngliche Richtung demzufolge so groß, daß es Brian selbst mit dem beidhändigen Griff um den Stiel kaum hätte gelingen können, die Schlagrichtung zu ändern.
Aber er schaffte es dennoch. Die scharfe Schneide der Hellebarde fuhr zu Simons Brust und Kehle hoch. Simon versuchte auszuweichen, indem er sich nach hinten lehnte und zurücksprang. Er konnte einen Teilerfolg verbuchen, da die Hellebarde seine Brust verfehlte – aber der Schwung führte das Metallblatt gegen die Seite von Simons Kopf und weiter nach oben.
Simon fiel schlaff zu Boden und blieb dort bewegungslos liegen.
»Ein schöner Schlag! Beim Heiligen
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