Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig
Euch eine solche Summe vorstellen? Als wäre sie eine Märchenprinzessin, die mit Juwelen aufgewogen wird! Achtzig Pfund reichen aus, um Burg Smythe und alle ihre Bewohner zwei Jahre lang zu unterhalten.«
»Hmmm.«
»Oh, er sagt, es sei zu Gerondes Bestem, nicht zu seinem. Er sagt, daß er ihr das Geld übergeben werde, damit sie reich genug sei, um sich selbst schützen zu können, wenn mir etwas passiert. Verdammter Blödsinn! Zuerst hat er zweihundert gewollt, aber Geronde hat ihn schließlich auf achtzig heruntergehandelt. Dabei ist er dann geblieben. Aber er will ihr das Geld im gleichen Augenblick geben, in dem ich es ihm aushändige. Dennoch, habt Ihr jemals von so etwas gehört?«
»Nein«, antwortete Jim ernst. Er wußte, daß das Mindesteinkommen, das ein Ritter benötigte, um den Besitz unterhalten und verteidigen zu können, bei fünfzig Pfund pro Jahr lag. Selbst in guten Jahren erreichten Brians Einkünfte nur knapp diese Höhe. Das meiste Geld verdiente er noch mit seinen Turniersiegen und weniger mit der Kultivierung und Verpachtung seiner spärlichen Ländereien.
Letzten Winter hatte er bei dem Turnier anläßlich der Weihnachtsfeier des Grafen von Somerset einen Becher Goldstücke gewonnen, aber ein solch hoher Preis war sehr ungewöhnlich. Und auf Zypern hatte ihm ein Falschspielereinen großen Teil davon wieder abgenommen. Üblicherweise war der Preis für den Turniersieger etwas, das zwar prächtig aussah, aber keinen besonders hohen Wert hatte. Ansonsten durfte Brian die Pferde und Rüstungen der Gegner, die er besiegt hatte, behalten und auch verkaufen.
Dennoch boten Turniersiege kein regelmäßiges, verläßliches Einkommen – insbesondere, da immer die Möglichkeit bestand zu verlieren. Unglücksfälle oder pures Glück konnten einem anderen Ritter den Sieg schenken, der nicht so gut wie Brian war. Zu Brians Glück geschah das aber selten.
»Nun, wenn er nichts anderes tut, als sich umzudrehen und das Geld an Geronde weiterzugeben, dann kann Geronde es, wenn nötig, wieder dir aushändigen, um Burg Smythe zu unterhalten. Nach der Hochzeit wird es ihr Zuhause sein, ebensosehr wie Eures.«
»Oh, das wird sie im Notfall tun. Das hat sie mir sofort versichert, als Sir Geoffrey außer Hörweite war. Aber zuerst muß ich selbst das Vermögen haben, um es ihm übergeben zu können – und wo bekomme ich achtzig Pfund her?«
Er sah Jim an.
»Ich sage Euch, das Ganze treibt mich in den Wahnsinn. Wie ein Verrückter laufe ich in meinen Gemächern auf und ab und
entwerfe einen Plan nach dem anderen, aber ich drehe mich nur im Kreis. Alles, was ich in einem Jahr gewinnen könnte, wird niemals eine so große Summe ergeben. Davon abgesehen, warten Geronde und ich schon seit Jahren!«
»Ich weiß.« Jim hätte Brian das Geld gerne geliehen, wenn er es besessen hätte. Das war so klar, daß es nicht noch erwähnt werden mußte. Mit Malencontri war Jim erheblich besser dran als Brian. Jims Ländereien und sonstige Einkünfte beliefen sich auf knapp hundertzwanzig Pfund im Jahr. Das bedeutete allerdings nicht, daß er jederzeit achtzig Pfund Bargeld flüssig gehabt hätte.
»Aber warum verlangt Sir Geoffrey überhaupt einen Brautpreis?« fuhr Jim fort. »Irgend etwas muß ihn darauf gebracht haben.«
»Verdammt, wenn ich das wüßte!« Brian füllte sein Glas erneut, zögerte und gab dann einen Spritzer Wasser hinzu. »Geronde hat vielleicht eine Ahnung, aber ich bin überfragt!«
Eine Ahnung hatte Geronde in der Tat und teilte sie gerade Angie mit.
Kapitel 4
»ER TRÄUMT NATÜRLICH DAVON, ein Königreich und Schätze für sich zu gewinnen, sobald er erst einmal den nötigen Grundstock an Gold dazu hat. Er ist noch genauso wie früher. Die Sklaverei, aus der Brian und James ihn erretten, hat ihn nicht im geringsten verändert. Ich sage Euch, Angela, mein Vater treibt mich in den Wahnsinn!«
Nach einer angemessenen Zeitspanne war Geronde schließlich auf den Punkt der privaten Unterhaltung mit Angie gekommen.
Angie hatte der notwendigen Einleitung aufmerksam gelauscht. Genausowenig wie Brian, der auch nie gezielt ein Thema anschnitt, das ihm am Herzen lag, war Geronde dazu in der Lage. Mit dem einen Unterschied allerdings, daß Brian nach dem Vorgeplänkel sofort auf sein Anliegen zusteuerte, während Geronde sich ihrer Absicht zögerlich immer mehr näherte, nur um plötzlich abzuschweifen und dann erneut um den heißen Brei herumzureden.
Zum Teil war das einfach nur das übliche
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