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Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Titel: Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Gebaren dieser Zeit, zum anderen lag es aber auch an Gerondes starkem Widerstreben, ihre Sorgen einer Freundin aufzubürden, sowie an ihrer Scham.
    So hatte Geronde also mit dem kleinen Robert geschäkert, der gerade wach war und die Welt mit seinem ihm eigenen Vergnügen betrachtete und dabei mit Armen und Beinen frei in einem Möbelstück strampelte, das Angie ›Kinderbettchen‹nannte. Üblicherweise wurde ein kleines Kind umwickelt, das heißt, es wurde so fest in Tücher eingeschlagen, daß es sich nicht mehr bewegen konnte, und dann auf ein Brett gebunden. Angie war dies zuwider, und sie hatte auf einem Bettchen für Robert bestanden. Jeder, einschließlich Geronde, war sich sicher, daß Angies seltsames Verhalten dem Jungen schadete.
    Nachdem Geronde das Kind bewundert hatte, nahm sie den verdünnten Wein entgegen und sprach über das Wetter in der letzten Zeit, darüber, daß das Getreide gut stände und in den Stallungen der Malvernburg ein Fohlen geboren worden war, das später einmal gewiß ihr persönliches Reitpferd werden würde. Schließlich ließ sie sich von Angie noch erzählen, wie die Dinge auf Malencontri standen.
    Angie spielte das Spiel geduldig mit, da sie wußte, daß Geronde früher oder später noch zu ihrem Anliegen käme.
    Endlich begann Geronde, von ihren Sorgen zu sprechen, von ihrem Vater, der erst kürzlich nach einem seiner fruchtlosen Versuche, unermeßliche Schätze zu entdecken, aus dem Orient nach Hause zurückgekehrt war.
    »Er hat sich kein bißchen verändert. Ich hatte das auch nicht erwartet, aber ich schwöre, daß ich vergessen hatte, wie abenteuerlich seine Träume und Hoffnungen waren. Jetzt, da er wieder auf der Burg ist, wird mir klar, wie nah er schon immer dem Wahnsinn war. Was er sich erhofft, kann sich nur für einen Magier oder König erfüllen. Das habe ich schon damals erkannt, als er mich allein gelassen hatte, allein mit allen Sorgen von Burg Malvern.«
    Angie hatte vorgehabt, geduldig zu warten, bis ihre Freundin auf das Thema zu sprechen kam, das ihr am Herzen lag, aber nun übermannte sie die Neugier.
    »Sagt mir, Geronde, wart Ihr wirklich erst elf Jahre alt, als Euch Euer Vater allein auf der Malvernburg zurückließ?«
    »In der Tat. Und ich sage Euch, daß es noch genug andere gab, Mädchen und Frauen, die sich genauso jung und unvorbereitet wie ich um die Güter ihrer Väter kümmern mußten. Oh, ich hatte zu Beginn große Schwierigkeiten. Vater kam zwar einige Male nach Hause, aber immer nur für wenige Wochen. Als ich vierzehn war, sagte er mir eines Tages, er
    schließe sich dem Kreuzzug, der sich in Italien formierte, an und käme mit Schätzen beladen zurück.«
    »Ich kann mir das nicht vorstellen. Wie hat er Euch das beigebracht? Ist er eines Tages zu Euch gekommen und hat Euch einfach gesagt, daß Ihr jetzt die Burgherrin seid?«
    »Nein, nein, natürlich nicht. Da gab es einen Verwalter. Der war aber ein ausgemachter Dummkopf, das wußte ich schon, bevor mein Vater ihm die Burgverwaltung übertragen hatte. Doch ich hatte weder geglaubt, daß mein Vater nicht zurückkehren würde, noch daß ich die volle Verantwortung für Burg und Ländereien in meine eigenen Hände würde nehmen müssen.
    Mein Vater – er verließ die Burg zum erstenmal an einem naßkalten Märztag – ritt mit dem Schwur auf den Lippen fort, daß er vor dem Tag des heiligen Marcus zurück sein würde. Dann wäre es April und trocken genug für die Aussaat. Aber er war an diesem Tag noch nicht zurück, auch nicht an St. Jakob oder am ersten Mai oder am einunddreißigsten Mai zur Heimsuchung Mariae. Als auch der Tag des heiligen Barnabas verging, wurde mir klar, daß es keinen Sinn hatte, noch länger untätig herumzusitzen.«
    Gerondes Züge verhärteten sich. »Der Verwalter tat lieber nichts, als Ärger zu riskieren. Er betrank sich nur noch den lieben langen Tag. So ging ich denn in das Quartier der Bewaffneten und ließ sie alle zusammenrufen. Ich sah sie an, sie sahen mich an, und dann sagte ich ihnen, daß ich die Burgherrin sei und ob das jemand bestreiten wollte.«
    Geronde hielt inne.
    »Und was haben sie gesagt?« fragte Angie neugierig.
    »Was konnten sie schon sagen? Sie haben mich unsicher angeblickt und nach einigen Augenblicken sagte einer von ihnen, Walter, mit leiser Stimme: ›Niemand streitet es ab, Mylady‹. Das war das erste Mal, daß er mich mit Mylady ansprach.«
    Angie nickte.
    »Ich teilte ihnen mit, daß unsere Burg und die Ländereien eine

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