Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig
Einige Gemeine brachten ein paar Panzerreitern die Pferde und halfen beim Aufsitzen.
Chandos ließ dem Gegner Zeit, sich zu formieren. Die Truppe war bereit und wartete gespannt auf das Zeichen zum Angriff.
»Jetzt!« schrie Chandos, als die letzten in den Sattel stiegen. »Bleibt in der Linie! Im Schritt zum offenen Feld! Los!«
Sie rückten vor. Sie ritten in einem leichten Bogen nach links zur freien Fläche hinüber, wo keine Zelte standen. Ihre Gegner bewegten sich entsprechend, so daß sie sich schließlich wieder gegenüberstanden. All das ging langsam und bedächtig vonstatten.
Jim zog einen Handschuh aus, um das schweißnasse Gesicht abzuwischen. Er fühlte, wie Schweißperlen seinen Nacken hinunterrannen und von dem wattierten Rock unter seinem Panzer aufgesogen wurden. Beide Seiten verharrten vollkommen bewegungslos und starrten sich an.
Chandos ritt eine Pferdelänge vor und musterte die Linie von einem Ende zum anderen.
»Bleibt auf einer Höhe!« rief er den wartenden Reitern zu. »Achtet auf den Abhang zur Rechten, aber ballt euch nicht links zusammen!«
Auf der anderen Seite rief eine stämmige, gepanzerte Gestalt den Reitern seiner Linie etwas zu. Chandos na hm wieder seinen Platz neben Jim ein. Der stämmige Mann hatte seine Ansprache ebenfalls beendet und reihte sich unter seine Männer ein.
Einen Augenblick lang geschah nichts, und gerade da erkannte Jim Brians farbenprächtiges Wappen auf einem Schild.
Jims Atem stockte. Stand Brian ihm genau gegenüber? Gleich neben dem stämmigen Ritter, so wie Jim neben Chandos? Nein, sein Freund stand drei Plätze außerhalb der Linie, wie Jim mit Erleichterung bemerkte.
Beim Vorstoß auf das Lager hatte Jim kaum noch an Brian gedacht, und wenn doch, dann hatte er gehofft, daß sich sein bester Freund doch nicht unter den Feinden befände. Jetzt aber gab es keinen Zweifel mehr. Brian war keine hundert Meter entfernt. Er hatte sein Visier unten und die Lanze bereit. Aber, dem Himmel sei Dank, sie mußten nicht gegeneinander kämpfen. Brian würde mit Sicherheit seinen Gegner schlagen. Und Jim brauchte nichts zu tun, als die Lanze festzuhalten und hinter dem Schild in Deckung zu gehen. Dann hatte er eine gute Chance, das Ganze unbeschadet zu überstehen.
Die Ruhe vor dem Sturm war vorüber. Chandos wechselte den Platz, so daß er jetzt dem feindlichen Kommandanten gegenüberstand. Sir John hob den Arm und deutete dann energisch nach vorn. Der gegnerische Anführer tat desgleichen.
»Für Chandos! Für Chandos!« schrie Sir John, und sein Pferd machte einen Satz nach vorn. Die anderen Tiere in der Linie und auch Gorp folgten. Die Pferde verfielen rasch über den Trab in den Kanter und dann in den Galopp. Jim brachte seine Lanze nach vorn, kreuzte in Gedanken die Finger und flog auf die gegnerische Linie zu – und die auf ihn, da beide Seiten nun in vollem Galopp ritten.
Jim kam eine schmächtige, gepanzerte Gestalt entgegen, deren Lanze hin und her schwankte, auch wenn sie aufrecht gehalten wurde. Diese Gestalt befand sich mehrere Reiter rechts neben Brian, der jetzt seinen Schild erhoben hatte. Nun brachen die Linien auseinander, da die Pferde unterschiedlich schnell waren. Gorp wurde vom Pferd neben ihm nach links abgedrängt.
Jim brauchte eine Weile, bis er die Bedeutung dessen erkannte. Alle Pferde zu seiner Rechten versuchten nach links zu gelangen – weg vom Abhang, vor dem Chandos gewarnt hatte.
Es hatte keinen Sinn, Gorp gegen die anderen Tiere zu drängen. Aber Jim bemerkte zu seinem Schrecken, daß er mit jeder Sekunde mehr auf eine Linie mit Brian kam.
Verzweifelt versuchte Jim, Gorp nach rechts zu lenken, aber er war zwischen den Pferden, die ihn flankierten, beinahe eingeklemmt. Gorp mühte sich ohne Erfolg zu gehorchen.
Die Linien kamen nun schnell aufeinander zu, und Jim stellte mit Erleichterung fest, daß er nicht auf Brian, sondern auf den Mann daneben treffen würde. Jener Krieger war den anderen voraus, und Gorps Versuch, Jims Befehl zu befolgen, hatte zumindest bewirkt, daß er aus der Linie nach vorne gedrängt worden war.
Jim senkte seine Lanze, hielt sie locker und wartete ab. Im letzten Augenblick griff er sie mit all seiner Kraft.
Die beiden Männer trafen – fast wie bei einem ritterlichen Duell – aufeinander.
Jim war schon früher in Handgemenge geraten, und vom Sport wußte er, was für eine Gewalt im Aufeinanderprallen menschlicher Körper liegen konnte. Aber diesmal war es, als ob man Jim gegen eine Klippe
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