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Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig

Titel: Drachenritter 07 - Der Drache und der Wuzelkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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wartete, versuchte er, sich an alles zu erinnern, was er je über Erste Hilfe gelernt hatte.
    Da war das mit dem Puls in verschiedenen Körperteilen. Wenn man einen Puls in einer Halsschlagader fühlen konnte, dann schlug das Herz mehr als vierzig Mal in der Minute. Jim fühlte an Brians Hals unterhalb des Kinns nach. Seine Fingerspitzen preßten sich auf die Ader und er zählte: »einundzwanzig – zweiundzwanzig – dreiundzwanzig.« Das Zählen war nicht genau genug. Brians Herz mochte schneller schlagen. Die Oberschenkelarterie auf der Innenseite des Beins, dachte Jim.
    Er suchte eine Zeitlang herum, und als er sie schließlich fand, war er sich nicht sicher, ob er sich den Puls nicht nur einbildete. Brians Bewußtlosigkeit beunruhigte Jim in höchstem Maße. Er wollte nicht glauben, daß sein Freund sterben konnte. Er war immer so voller Leben gewesen. Angie kam mit vier älteren Bewaffneten ins Zimmer.
    Sie brachten eine Trage mit, eine von Angies Erfindungen, das Ergebnis einer erklecklichen Anzahl von Unfällen oder Krankheiten unter den Bediensteten. Die einfache Trage bestand lediglich aus zwei Holzstangen, die mit stabilen, doppelt gelegten Stoffbahnen miteinander verbunden waren, war aber hervorragend für den Transport einer Person geeignet, wenn die Träger vorsichtig genug waren.
    Gleich hinter ihr folgte Ellen Cinders, die Meisterin der Zimmer auf Malencontri. Sie war eine hagere, für diese Zeit bemerkenswert große Frau – sogar einige Zentimeter größer als Angie – mit ernstem Gesicht.
    »M’lord, M’lady«, sagte sie und knickste. »Der Raum mit dem neuen Fensterladen gleich hier drunter ist fast fertig. Wir können den Ritter jetzt schon hinuntertragen. Auf dem Bett liegen bereits neue Matratzen, der Nachttopf ist sauber, der Boden gefegt, und ein Feuer ist entfacht. Braucht Sir Brian noch etwas?«
    »Mit Sicherheit«, antwortete Angie. »Ich bin gleich unten. Du gehst mit den Männern und wartest da auf mich. In Ordnung, alle vier gleichzeitig anheben – vorsichtig. So ist es gut. Legt ihn jetzt auf die Trage – sachte –, tragt ihn vorsichtig die Treppen hinunter und hebt ihn behutsam von der Trage aufs Bett. Behutsam, habt ihr verstanden?«
    »Ja, M’lady«, lautete die Antwort im Chor.
    Jim und Angie sahen zu, wie die Männer Brian hinausbrachten und Ellen dichtauf folgte. Ellen schloß die Tür
    hinter sich. Angie wandte sich Jim zu.
    »Angie…«, begann Jim rasch.
    »Nein, du hörst mir zu! Um Brian wird sich jetzt gekümmert, aber ich habe dir Wichtigeres zu sagen als alles, was du mir sagen möchtest. Jim! Wir haben Robert verloren! Robert wurde…«
    Ihr Gesicht war voller Schmerz, und sie fing an zu weinen. Jim starrte sie erstaunt an und nahm sie dann in den Arm. Sie war so starr wie eine Statue. Angie weinte weder oft noch leicht. Auch die Tränen, die jetzt aus ihren Augen flossen, mußten sich erst an ihrem eisernen Willen, die Fassung zu wahren, vorbeikämpfen.
    Jim wußte, wie man sie in solchen Augenblicken behandeln mußte, und hielt sie einfach weiter im Arm. Nach ein paar Minuten schmiegte sie sich an ihn und weinte hemmungslos.
    »Es tut mir leid«, sagte sie schließlich, wischte sich die Tränen ab und löste sich von ihm.
    »Ach was!« sagte Jim rauh. »Schon gut!«
    Angie umarmte und küßte ihn.
    »Ich liebe dich.«
    »Nun, ich auch«, antwortete Jim, »wollte sagen, ich liebe dich! «
    Angie tätschelte seinen Arm.
    »Wie dem auch sei, es geht schon wieder. Setzen wir uns, und ich erzähle dir alles.«
    Angie ließ sich auf einer Bettkante nieder. Jim setzte sich neben sie und sah sie forschend an. Sie wirkte ruhig und beherrscht.
    Das Kind, Robert Falon, das durch Befehl des Königs Jims Mündel geworden war, war tatsächlich eher Angies. Sie liebte das Kind heiß und innig und wollte es vom ersten Moment an adoptieren, als sie es allein und weinend im Schnee gefunden hatten. Robert war der einzige Überlebende einer Reisegesellschaft, zu der auch sein Vater und seine Mutter gehört hatten. Diese war – wie Jim und Angie ebenfalls – auf dem Weg zur alljährlichen Weihnachtsfeier beim Grafen von Somerset unterwegs gewesen.
    Jim hätte sehr gerne weiterhin den Arm um sie gelegt, aber das wäre jetzt eher von gegenteiliger Wirkung gewesen. So wartete er einfach ruhig ab, was sie zu erzählen hatte.
    Als sie anfing, klang ihre Stimme gleichförmig und hart.
    »Ein paar Tage, nachdem du weg warst, hörte ich Aragh heulen und ging nach draußen, um mich mit ihm

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