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Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis

Titel: Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Kuss auf die Backe, die anderen starrten sie nur mit großen Augen an.
    » In den langen Jahren, die du hier bei uns verbracht hast, wirst du vieles gelernt haben, was dir in deinem neuen Leben helfen wird, deine Persönlichkeit und all deine Fähigkeiten voll zu entfalten. Ich hoffe, dass du immer gerne und voller Dankbarkeit, auch mir gegenüber, an diese Jahre zurückdenken wirst«, sprach Schwester Prudenzia steif und feierlich, aber auch ein wenig gerührt.
    » Ganz sicher«, stammelte Sofia und verfluchte innerlich ihre vor Aufregung zitternde Stimme. Denn davon war sie wirklich überzeugt.
    Bei Giovanna war es anders. Sie wechselten kein Wort, nur einen Blick, aber der reichte, um beiden klarzumachen, dass nun ein großes Tor sie trennte. Aber das hatte auch sein Gutes: Sofia hatte es geschafft.
    Und deshalb zeigte sie, als sie sich wieder dem schon auf der Straße wartenden Professor zuwandte, die gelassene Miene eines Menschen, der frohen Herzens endgültig ein neues Leben beginnt.

5
    Mattias Herz

    » Mattia! Komm, los, es ist Zeit …!«
    Der leisen Aufforderung folgte ein lautes Rattern. Seine Mutter zog den Rollladen hoch, und das Licht, das in den Raum flutete, war so hell, dass Mattia einen Arm vor die Augen legte.
    » Wie spät ist es denn?«, brummte er.
    » Zeit zum Aufstehen. Frühstück ist gleich fertig. Die Schule wartet«, antwortete seine Mutter.
    Allein schon dieses Wort, Schule, versetzte ihm einen schmerzhaften Stich in der Brust. Ein weiterer verfluchter Schultag voller Demütigungen und Beleidigungen stand bevor. Zudem würde er Giada wiedersehen, und nach dem, was er sie in der Mädchenumkleidekabine hatte reden hören, war er nicht gerade erpicht darauf, ihr wieder unter die Augen zu kommen.
    Schwerfällig stand er auf und schleppte sich zum Frühstückstisch, wo er lustlos seinen Malzkaffee trank, mit fettarmer Milch, die er auch über sein zuckerfreies Müsli goss.
    » Jeden Morgen sitzt du mit so einem langen Gesicht da. Schau doch mal, was für ein schöner Tag«, sagte seine Mutter in dem vergeblichen Versuch, ihn aufzuheitern.
    Mattia blickte sie verdrossen an. Sie musste doch wissen: Menschen wie ihn konnte man einfach nicht aufmuntern. Wenn man so war wie er, war fest vorgezeichnet, wie das Leben einmal aussehen würde. Ein Versagerleben erwartete einen, in dem man ständig mit seiner kläglichen Erscheinung und dem völligen Mangel an vorzeigbaren Fähigkeiten kämpfen musste.
    Oder vielleicht doch nicht?
    Der Gedanke, der ihm da in den Kopf schoss, war mit der aufwühlenden Erinnerung an den Traum mit dieser seltsamen jungen Frau am Tiberufer verbunden. Denn dass es sich um einen Traum gehandelt hatte, daran zweifelte er nicht mehr. Doch dieser Traum war so unglaublich echt gewesen, so verdammt glaubhaft … Wenn er die Augen schloss, sah er in allen Einzelheiten wieder das Gesicht der Fee vor sich, ihre helle Haut und sogar die Grübchen, die sich beim Lachen in ihren Wangen bildeten. Und dann ihr Name: Nida … Nida, die Abkürzung eines unaussprechlichen Namens, der ihm gerade nicht mehr einfiel.
    Die Erinnerung an sie ging ihm auch noch durch den Kopf, während er sich wusch und, bedrückt wie immer, sein fettes Gesicht im Spiegel betrachtete. Es war angenehm, an diese kurze Begegnung am Fluss zurückzudenken. Obwohl ihm, als er das Gesicht des Mädchens noch einmal unter der Brücke gesehen hatte, oder genauer, es zu sehen geglaubt hatte, ein Schreck durch die Glieder gefahren war, sodass er Hals über Kopf davongerannt war. Auch jetzt gruselte es ihn wieder bei dem Gedanken daran und er spürte einen schmerzhaften Druck in der Brust. Aber alles in allem war es eine schöne Erinnerung. Ein schöner Traum. Mehr aber auch nicht.
    » Vielleicht hatte der Straßenkehrer ja recht, und ich sollte mich mal von einem Arzt untersuchen lassen « , sagte er sich, während er sich das Gesicht mit kaltem Wasser abspülte.
    » Ach was, all diese Dinge sind tatsächlich geschehen, Mattia, und das weißt du genau « , widersprach da eine andere, verführerisch klingende Stimme in ihm.
    Seine zusammengelegten, noch mit Wasser gefüllten Hände erstarrten.
    Warum sollte das nicht möglich sein?
    Der Gedanke war doch gar nicht so abwegig. Schließlich hatte er nach dieser Begegnung etwas in seiner Tasche gefunden. Wie sollte man das sonst erklären? Nein, es ließ sich eben nur erklären, wenn man zugab, dass er dieser Fee tatsächlich begegnet war. Wie man es auch drehte und wendete, so

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