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Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis

Titel: Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Sternen.«
    Damit holte er aus der Westentasche eine wunderschöne Taschenuhr hervor und ließ sie aufspringen.
    » Ich denke, es wird Zeit für mich. Es ist nicht leicht, durch den römischen Verkehr zu kommen, und ich muss sehen, dass ich den nächsten Bus erwische, sonst verpasse ich den Anschluss zu mir nach Hause.« Er lächelte wieder. » Ich komme dann morgen gegen zehn wieder, um dich abzuholen. Einverstanden?«
    Sofia nickte. Ihr war, als drehe sich dieser Raum immer schneller um sie herum.
    » Gut, dann sage ich jetzt der Schwester Oberin Bescheid.«
    Der Professor zwinkerte ihr noch einmal zu und erhob sich dann.
    Als sie ihn durch die Tür gehen sah, begann Sofia zu fürchten, er könne genauso jäh wieder verschwinden, wie er in ihrem Leben aufgetaucht war.

4
    Endlich eine neue Seite

    » Wirst du uns wirklich verlassen?«
    » Und wie ist er so?«
    » Sag mal, Kürbis, wo wohnt denn dieser Typ?«
    » Das ist ein Verrückter, du wirst sehen, oder er lässt dich für sich schuften wie eine Sklavin.«
    » Schluss jetzt! Lasst sie endlich in Ruhe!«, schnaubte Giovanna.
    Kaum hatte sich die Neuigkeit im Waisenhaus verbreitet, war Sofia von allen Seiten bestürmt worden. Alle wollten sie wissen, was das für ein Mann war, der sie zu sich nehmen wollte, wo er lebte, was er arbeitete. Und natürlich konnte niemand so recht fassen, dass ausgerechnet Sofia, diese graue Maus ohne irgendwelche Vorzüge, im gesegneten Waisenalter von dreizehn Jahren noch einen Erwachsenen für sich gewonnen hatte.
    Anfangs war Sofia gerne bereit, alle Fragen zu beantworten. Doch in dem ganzen Chaos waren es zu viele auf einmal gewesen und außerdem musste sie jetzt eigentlich an anderes denken und vorbereiten. Zum Glück war Giovanna aufgekreuzt: » Jetzt aber alle Marsch ins Bett«, befahl sie, » oder seid wenigstens leiser, sonst werde ich ungemütlich. Oder soll ich Schwester Prudenzia Bescheid sagen? Von der bekommt ihr was zu hören!«
    Die bloße Erwähnung der Heimleiterin brachte alle zum Schweigen.
    » So, nun können wir endlich packen«, sagte Giovanna, wobei sie sich mit einem aufmunternden Lächeln Sofia zuwandte.
    Sie hatte einen Koffer mitgebracht, der zu dem Bestand nützlicher Dinge gehörte, die wohlhabende Familien aus dem Viertel gelegentlich dem Waisenhaus spendeten. Er schien groß genug für Sofias Habe und einigermaßen robust. Ein wenig erinnerte er an die mit einer Kordel verschnürten Koffer, mit denen sich die Auswanderer zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts in die neue Welt aufgemacht hatten. Und so ähnlich kam sich Sofia auch vor. Auch sie machte sich auf den Weg, um einem Traum zu folgen, dem Traum von einem besseren Leben, und da sie nie aus dem Waisenhaus herausgekommen war, kam ihr der Albaner See fast so exotisch und fern wie New York vor.
    Gemeinsam packten sie den Koffer mit ihren Kleidern, ordentlich gefaltet und nach Lavendel duftend, den die Nonnen im Gemüsegarten anbauten und, in Säckchen abgefüllt, in die Kleiderschränke legten. Etwas beschämt betrachtete Sofia die wenigen Sachen, die sie besaß. Ein kümmerlicher Haufen, der sich in dem tiefen Koffer verlor.
    » Kopf hoch, du wirst sehen, der Professor kauft dir bestimmt auch was Neues zum Anziehen. Arm wird er nicht sein. Er hat doch gesagt, dass er eine Villa am See bewohnt, oder?«
    Sofia nickte.
    » Wahrscheinlich ist er sogar steinreich. Pass auf, bei dem kannst du ein Leben wie eine Prinzessin führen.«
    Als alles vorbereitet war, nahm Giovanna sie fest in den Arm.
    » Ich freue mich ja so für dich«, sagte sie, mit den Lippen ganz nahe an ihrer Wange, und Sofia merkte, dass die Stimme der Frau zitterte.
    Sie wusste, was in Giovanna vorging, was sie dachte. Eben das Gleiche, das ihr selbst auch immer durch den Kopf gegangen war, wenn sie andere Kinder aus dem Waisenhaus hatte davonziehen sehen. Dann hatte sie sich verabschiedet, hatte gratuliert und beobachtet, wie der oder die Glückliche zusammen mit dem Ehepaar, das ihn oder sie ausgesucht hatte, das große Tor passierte, während ihre Augen immer stärker brannten, ohne dass sie etwas dagegen hätte tun können. Dieses Tor war wie eine verminte Grenze, wie ein unüberwindbarer Fluss, der die sogenannte normale Welt von der drinnen im Heim trennte.
    Das Bewusstsein, diese Grenzlinie jetzt doch überwinden zu können, bewegte sie so sehr, dass sie Giovannas Umarmung überschwänglich erwiderte. » Danke für alles, und verzeih mir, dass du dich so oft über mich ärgern

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