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Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis

Titel: Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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leicht ließ sich das Ganze nicht abtun, und das brachte ihn langsam um den Verstand.
    Als er in seine Jeans schlüpfte, stellte er fest, dass sie in der Taille noch enger saß als gewöhnlich. Offenbar hatte er wieder zugenommen, verflucht noch mal. Er zog das Sweatshirt drüber und zog es so weit wie möglich hinunter, um irgendwie seinen Bauch zu verbergen. Nichts zu machen, der Speck schaute dennoch frech unter dem Stoff hervor. Da gab er nach: Rasch überprüfte er, ob die Tür seines Zimmers fest geschlossen war, und warf dann einen Blick auf die Uhr. Er hatte noch ein paar Minuten, bevor seine Mutter nach ihm rufen würde, damit er sich auf den Weg machte.
    Leise huschte er zu seinem Bett, kniete davor auf den Terrakottafliesen nieder und streckte einen Arm zu der Blechkiste aus, die er unter dem Bett versteckt hatte. Bemüht, keinen Laut zu machen, zog er sie behutsam hervor. Dann griff er zu einem Schlüssel in der Nachttischschublade, nahm die Kiste auf die Knie und schloss sie auf.
    Alles Mögliche befand sich darin, vor allem von Hand beschriebene Blätter, zerknitterte Zeichnungen und ein Tagebuch. Er wollte irgendwann mal Comiczeichner werden, aber das hatte er noch niemandem verraten. Spät abends, wenn seine Mutter schon im Bett war, zeichnete er und arbeite voller Freude an seiner Geschichte weiter, in der eine Gruppe von Freunden mit außergewöhnlichen Kräften gegen Aliens kämpfte, die die Welt erobern wollten. Die Briefe hingegen waren an Giada gerichtet; er schrieb sie für sie, fand aber nie den Mut, sie ihr zukommen zu lassen. Darin wimmelte es von romantischen Betrachtungen und kitschigen Liebesschwüren, die er zum Teil aus den Fotoromanen hatte, die seine Mutter las. Doch im Grunde drückten sie seine Gefühle ziemlich genau aus und das gefiel ihm. Kein Wunder also, dass er auch den Seiten seines Tagebuches seinen Liebeskummer anvertraute. Da er niemanden hatte, der ihm zuhörte, erzählte er hier von seinen Gefühlen und konnte so etwas besser mit ihnen umgehen. Dass ein Tagebuch eigentlich nur etwas für Mädchen war, schien ihm da nicht so wichtig.
    Behutsam hob Mattia nun die Blätter an, bis er auf dem Boden der Kiste etwas glitzern sah. Sein Herz schlug schneller. Da konnte er sich noch so lange einreden, dass er nur eine Halluzination gehabt hatte, dieses Glitzern widerlegte jedes logische Argument. Dort unten in der Kiste seiner Träume lag nämlich die metallene Spinne, die ihm die Fee geschenkt hatte, funkelnd und unbestreitbar real.
    Er konnte den Blick nicht davon abwenden. Was war das nur für ein seltsames Teil? Doch konnte er sich überhaupt sicher sein, dass Nida es ihm gegeben hatte? Klar, woher sollte es sonst stammen?
    Vielleicht hatten die Klassenkameraden ihm einen Streich spielen wollen und es ihm auf dem Nachhauseweg im Bus in die Tasche gesteckt. Oder es gehörte seiner Mutter. Vielleicht war es beim Waschen irgendwie versehentlich in seine Jackentasche geraten. Er schüttelte den Kopf. Diese Erklärungen waren alle nicht überzeugend. Es war tatsächlich etwas geschehen, etwas Geheimnisvolles, etwas, das Mattia nicht begreifen konnte und das ihn gleichzeitig faszinierte. Die ganze Sache war nicht ungefährlich, das spürte er, und es schreckte ihn ab, doch viel stärker war sein verzweifelter Wunsch, dass diese unsinnige Geschichte wahr sein möge.
    Er nahm das spinnenförmige kleine Ding zwischen Daumen und Zeigefinger und betrachtete es aufmerksam. Es war wirklich schön, fast kunstvoll gefertigt mit all diesen winzigen verstellbaren und perfekt ineinander greifenden Einzelteilen.
    » Schade, dass es nicht funktioniert « , dachte er.
    » Wer sagt das? « , antwortete spontan eine zweite Stimme in seinem Kopf.
    » Mattiaaa! Es ist Zeit!«
    Er schrak auf. Schon hörte er die Schritte seiner Mutter näher kommen. Im Nu verstaute er all seine Schätze wieder in der Kiste, verschloss sie und schob sie an ihren Platz unter dem Bett zurück. Er hatte sogar noch die eine Sekunde, um aufzustehen, während seine Mutter die Tür öffnete.
    » Warum stehst du denn so rum? Ich denke, du bist fertig.«
    Mattia zuckte mit den Achseln. » Bin ich ja auch.«
    Seine Mutter blickte ihn verdutzt an. » Na dann los, es ist schon spät …«
    Mattia schnappte sich seinen Mantel und verließ mit hängenden Schultern sein Zimmer.
    Ein schrilles Klingeln hallte durch den Klassenraum. Für heute war es überstanden. Mattia packte seine Bücher in die Schultasche, um ihn herum verschoben

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