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Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis

Titel: Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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der Bibliothek, sie selbst las in ihrem Zimmer, während Thomas in seiner Ecke saß und noch einmal die Zeitung durchblätterte. Seit dem Überfall auf das Waisenhaus war Sofia noch mehr abgeschirmt worden. Immer wieder ließ sich der Professor einen neuen Vorwand einfallen, um sie nicht allein zum See zu lassen: Entweder verließen sie gemeinsam das Haus oder gar nicht. So waren die Spaziergänge im Wald immer seltener geworden. Mittlerweile sehnte sie sich fast nach der Schule. Und sei es auch nur, um endlich wieder einmal andere Menschen zu sehen. Aber Professor Schlafen hatte ihr erklärt, dass es im Umkreis keine Schulen gab, die sie bequem hätte erreichen können.
    » Die nächste Schule liegt in Castel Gandolfo, aber dorthin fahren von hier aus keine öffentlichen Verkehrsmittel. Und jeden Morgen die weite Strecke zu Fuß zu laufen, kann man ja wohl nicht von dir verlangen«, sagte er und fügte dann hinzu, dass so ein Schulbesuch auch unnötig sei. Er selbst werde ihr alles Notwendige beibringen. Und außerdem würden in einer staatlichen Schule auch nicht die Inhalte unterrichtet, die er für ihre Ausbildung als unerlässlich betrachte. Daher sei es besser, wie gewohnt weiterzumachen. Und wenn sie es dann unbedingt wünsche, könne sie ihre Mittlere Reife als Externe ablegen, und damit wäre dann auch den gesetzlichen Bestimmungen Genüge getan.
    Sofia schluckte diese Erklärungen, ohne sich allerdings wirklich davon überzeugen zu lassen. Sie hatte das Gefühl, er wolle sie einfach nur in der Sicherheit des Hauses wissen, so als lauere ihr dort draußen irgendwer oder irgendetwas auf. Aber hatte sie überhaupt Grund, sich zu beschweren? Sie konnte doch wirklich von Glück sagen, in ihrem Alter überhaupt noch adoptiert worden zu sein, noch dazu von einem Menschen, der sie sehr gut behandelte und auch noch richtig sympathisch war.
    » Na, überrascht?«, hatte der Professor sie lächelnd gefragt.
    » Schon … ein wenig, bisher sind wir abends ja noch nie weg gewesen …«
    » Könnte es eine bessere Gelegenheit geben, um dich in deinem neuen Kleid zu zeigen?«
    Fast gleichgültig hatte sie zugestimmt, vor allem um mal etwas anderes zu sehen. Dass ein Zirkus eingetroffen war, hatte sie überhaupt nicht gewusst. Schließlich kam sie nur höchst selten in den Ort.
    Das Zirkuszelt war unmittelbar am See auf der großen Freifläche errichtet worden, die ihr bei der Ankunft in Albano vor einigen Wochen gleich aufgefallen war. Besonders prächtig sah es nicht gerade aus. Die gelben und blauen Streifen der Plane waren verblichen und insgesamt schien es ein ziemlich kleiner Zirkus zu sein. Der Anblick stimmte Sofia traurig.
    » Hübsch, nicht wahr?«, lächelte der Professor.
    Sie nickte ihm zuliebe. Vom Zirkus wusste sie nicht viel. Vorstellungen hatte sie immer nur im Fernsehen gesehen, und dabei hatten die Clowns sie am meisten beeindruckt, jedoch anders als bezweckt: Sie fand sie nicht nur unsympathisch, sondern sie hatten ihr auch noch Angst gemacht. Was leider total typisch für sie war, hatte sie später gedacht.
    Jetzt kaufte ihr der Professor Zuckerwatte, in die Sofia mit dem ganzen Gesicht eintauchte.
    » Komm, wir machen ein Foto von dir und dem Elefanten«, schlug er danach vor, wobei er über das ganze Gesicht strahlte.
    Sofia erstarrte. So ein riesengroßes wildes Tier: Schon allein bei dem Gedanken schauderte es sie. Sie warf einen Blick zu dem Wagen, vor dem das Tier stand. Eine Schlange von Kindern mit ihren gelangweilt dreinblickenden Eltern hatte sich vor dem armen Elefanten gebildet, der einen müden, traurigen Eindruck machte. Ohne genau sagen zu können, wie sie darauf kam, war sie sich sicher, dass das Tier alt und es längst leid war, sich für dieses Spielchen herzugeben.
    Ein Mädchen in einem grellbunten Kostüm und mit endlos langen schwarzen Haaren stand neben dem Elefanten, half den Kindern auf das Tier hinauf und sorgte dafür, dass sie sich nicht wehtaten.
    Sofia sah ihr eine Weile zu. Nein, nichts zu machen, ihr war wirklich nicht danach, auf das Tier zu klettern.
    » Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.«
    » Und warum nicht?«
    Sofia überlegte, ob sie ihm ehrlich gestehen sollte, dass sie zum einen Angst hatte und sich zum anderen auch lächerlich vorgekommen wäre bei diesem Vergnügen, an dem offensichtlich nur Kinder unter sechs Jahren ihren Spaß hatten.
    » Ach, keine Ahnung …«
    Mehr brachte sie nicht heraus, denn schon zog der Professor sie zu der wartenden

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