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Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis

Titel: Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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ihren Manteltaschen und drückte Sofia schließlich eine Taschenlampe in die Hand. » Hier, nimm, die werden wir brauchen.«
    Sie machten sich auf den Weg und erreichten den Kamm des Hügels, von dem aus sie ein großes Blechdach sahen.
    » Dort muss es sein«, erklärte Lidja leise. » Ab jetzt sollten wir noch vorsichtiger sein. Vielleicht lauern sie uns hier schon irgendwo auf.«
    Mit schnellen, doch fast lautlosen Schritten pirschten sie sich an das Schutzdach heran. Sofia kam sich vor wie beim Kriegspielen. Aber das war kein Spiel, sondern furchtbarer Ernst. Je näher sie kamen, desto deutlicher erkannten sie, was vor ihnen lag. Ruinen, die man offenbar erst vor Kurzem freigelegt hatte, ragten aus dem Gelände auf: eine Mauer aus rautenförmigen Ziegelsteinen, die Sockel verschiedener Säulen, vor allem aber eine Art Laufgraben. Das gesamte Ausgrabungsgelände war mit einem niedrigen Metallzaun umgeben. Als sie ihn erreicht hatten, blieben sie stehen und blickten in die Grube hinunter. Etwas Mysteriöses strahlte dieser Ort aus, das spürte Sofia ganz deutlich. In diesen Ruinen, vor allem in diesem seltsamen Gang, verbarg sich irgendetwas. Sie sah noch genauer hin, ob sie in der Finsternis, in der der Laufgraben nach wenigen Metern versank, etwas erkennen konnte, als sie plötzlich ein eigentümliches Flackern wahrnahm. Sie wich zurück.
    » Da ist was … die Feinde«, raunte sie, » sie warten auf uns.« Obwohl kaum vernehmbar, verriet ihre Stimme den ganzen Schrecken, der sie befallen hatte.
    » Beruhig dich. Vielleicht ist das schon die Frucht, die du wahrnimmst.«
    Heftig schüttelte Sofia den Kopf. » Nein, das ist das Licht einer Lampe. Da ist wer!«
    Da fasste Lidja sie an den Schultern und sah ihr fest in die Augen, mit diesem entschlossenen unnachgiebigen Blick, den Sofia so sehr an ihr bewunderte. » Und wenn schon! Jetzt sind wir hier, und wir wissen, was wir zu tun haben. Also los!«
    Im Nu war sie über den Zaun und ließ sich in die Grube hinunter, wo sie zwischen den Ruinen wartete, dass Sofia ihr folgte. Die beugte sich vor, schwang sich hinüber und ließ sich, viel ungeschickter als Lidja, hinuntergleiten, sodass sie geräuschvoll auf dem Hosenboden landete. Lidja reichte ihr die Hand und half ihr auf. Sie waren drin. Von hier unten sah dieser Gang noch unheimlicher als von oben aus, denn er tauchte förmlich ins Erdreich ein, mit seinem Tonnengewölbe, das vielleicht gerade mal anderthalb Meter hoch war, und den ungefähr ebenso weit entfernten Wänden. In der Mitte flackerte ein schwaches Licht, das sich zu entfernen schien.
    » Da drinnen ist jemand«, flüsterte Sofia schaudernd.
    » Umso vorsichtiger müssen wir sein«, erwiderte die Freundin nur und lief voran.
    Kaum waren sie in den Gang eingetaucht, verschlug ihnen ein heftiger Schimmelgestank den Atem. Es war feucht und modrig und die Ziegelsteinwände waren mit schmutzig weißen Flechten und grünem Schimmel überzogen. Von der Decke tröpfelte Wasser. Und die Dunkelheit war so dicht, als würde sie aus einem ganz eigenen Stoff bestehen. Sofia spürte, wie sich ihr Magen zusammenkrampfte.
    » Knips die Taschenlampe aus und mach keinen Laut«, forderte Lidja sie leise auf. Obwohl sie ihre eigene bereits gelöscht hatte, waren sie von einem rötlichen Licht umgeben. Sofia erkannte, dass es von Rastabans Mal ausging. Beruhigend brannte es auf der Stirn der Gefährtin und verbreitete einen warmen Schein, der bis ins Herz strahlte. Lidja konnte mittlerweile nach Belieben Rastabans Geist wachrufen, der stets für sie da war, wenn sie ihn brauchte.
    Leise schlichen sie weiter. Bald wurde der Lehmboden von einem Mosaikfußboden aus schwarzen und weißen Steinchen abgelöst, die sich zum Bild eines unendlich langen Schlangenkörpers zusammenfügten.
    Sofia versuchte, Thuban zu beschwören, sie brauchte ihn jetzt, brauchte die Kraft, die ihr das tröstliche Licht seiner Augen einzuflößen vermochte. Denn sie spürte, dass es zum Kampf kommen würde. Am Ende des Stollens, der sich länger und länger hinzog, sah sie immer noch das Flackern, das sie nichts Gutes ahnen ließ. Deswegen bemühte sie sich, in die Tiefen ihres Ichs einzutauchen, in jene Bereiche, in denen der Drache in ihr schlummerte. Ab und an meinte sie, ihn schon zu spüren, doch immer nur sehr kurz und noch zu schwach, als dass sie sich darauf hätte verlassen können.
    Irgendwann mündete der Stollen in eine große Halle mit achteckigem Grundriss und mit Türen an jeder Seite,

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