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Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis

Titel: Drachenschwester 01 - Thubans Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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aufzuhalten, erschreckend laut schabten seine Metallflügel an den Felswänden entlang.
    Plötzlich stolperte sie, stürzte und schlug mit dem Kinn auf. Einen Moment lang war alles schwarz um sie und dennoch hielt sie die Finger die ganze Zeit über fest um die Frucht geschlossen. Lidja opferte sich gerade auf, damit die Kugel nicht den Feinden in die Hände fiel, und um nichts auf der Welt hätte Sofia sie losgelassen. Mühsam rappelte sie sich auf und lief weiter. Das schmalste Stück des Ganges lag vor ihr, sie ging auf die Knie und kroch weiter. Heftig pochte die Wunde in der Schulter und ihre zerschundenen Knie brannten. Völlig außer Atem, hielt sie noch nicht einmal an, als sie ein Sirren hinter sich rasch näher kommen hörte. Eine Klinge, die der Junge auf sie geschleudert hatte, zischte vorbei, und sie stöhnte auf. Aber zum Glück hatte die Waffe ihr Bein nur gestreift. Als Sofia herumfuhr und kurz in die roten Augen des Unterjochten blickte, die den Gang fast ganz auszufüllen schienen, glaubte sie, es sei um sie geschehen. Immer näher kam das unheimliche Geschöpf, störte sich nicht daran, dass die zwischen den Streben seiner Flügel gespannte Membran immer mehr zerriss.
    Aber der Spalt in der Wand war schon ganz nah! Sofia sah ihn am Ende des Ganges, nur ein paar Meter von ihr entfernt. Sie nahm allen Mut zusammen und kroch weiter über den harten Fels. Da ließ ein heftiger Schmerz sie erstarren. Der Junge hatte ihren linken Fuß zu fassen bekommen und zerrte sie zurück, immer näher zu sich. Sein Gesicht war bleich, er keuchte, und die Haut, aus der das Implantat hervorschaute, war rötlich und fahl. Es ging ihm schlecht und doch gehorchte er weiter den Befehlen seiner Herrin.
    Sofia zappelte und trat um sich, aber es nützte nichts.
    » Ich will nicht sterben! «
    Dieser verzweifelte Gedanke nahm ihren Geist vollkommen ein und mehr und mehr spürte sie einen ungeheuren Mut in ihrem Herzen. Gleichzeitig erstrahlte etwas auf ihrer Stirn, während der Gang von einem sattgrünen Licht erhellt wurde. Jetzt fühlte sie ihn. Thuban. Und ohne ihr Zutun schossen Zweige, so elastisch wie die Fäden eines Spinnennetzes, aus den Wänden und verflochten sich zu einem festen Gewebe, das den Raum zwischen ihr und dem Unterjochten ausfüllte und ihn von ihr fernhielt. Hektisch versuchte dieser, mit der freien Hand ein Loch in das Netz zu reißen, und so nahe zischten seine Krallen durch die Luft, dass Sofia angst und bange wurde. Der Schmerz im Fuß, wo er sie hielt, war nicht mehr zu ertragen. Schreiend streckte sie eine Hand zu der stählernen Zunge aus und berührte die Spitze, die sofort abstumpfte und sich in einen dürren Zweig verwandelte. Den brauchte sie nur zusammenzudrücken, um ihn zu zerbrechen, und war frei. Sofort kroch sie weiter. Als die Decke im Gang wieder höher wurde, richtete sie sich auf und hastete vorwärts. Sie humpelte und war mit den Kräften völlig am Ende. Ihr Blick war verschleiert und der Mut drohte sie wieder zu verlassen. Schließlich erreichte sie die Öffnung in der Mauer und sprang hinüber auf die andere Seite, stürzte jedoch der Länge nach auf den schwarz-weißen Fußboden. Ihr Herz hämmerte und wollte sich nicht beruhigen. So lag sie da.
    Jenseits des Spalts hörte sie immer noch das metallische Kratzen und Schaben der Klingen, doch es klang immer schwächer und entfernter.
    » Steh auf, verflucht! Steh auf!«
    Mühsam kam sie wieder auf die Beine und floh weiter. Dabei versuchte sie, sich daran zu erinnern, auf welchem Weg sie gekommen waren, schlüpfte aber mehr aufs Geratewohl durch die Türen. Einige Male verlief sie sich und musste umkehren, aber langsam wurden die Fresken an den Wänden immer blasser, die Mauern kahler. Der Ausgang konnte nicht mehr weit sein.
    » Gleich bin ich da! Gleich bin ich da!«, murmelte sie vor sich hin, um sich Mut zu machen, doch je näher der Ausgang kam, desto schwerer fiel es ihr, das Bild der verletzten, entkräfteten Lidja zu verdrängen.
    » Sie wird auch noch fliehen. Im Moment verschafft sie mir einen Vorsprung vor der Blonden. Wir sehen uns dann zu Hause oder an einem anderen sicheren Ort wieder. «
    Draußen schnitt ihr die kalte Luft ins Gesicht. Die schmale Mondsichel kam ihr wie ein gezücktes Messer vor und mitleidlos strahlten die Sterne am Nachthimmel. Ein Bild, das sie häufig gesehen hatte, ihr mit einem Mal aber fremd erschien. Dieser Himmel hatte nichts Tröstliches. Noch hatte sie es nicht geschafft, überlegte

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