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Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat

Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat

Titel: Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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schon einen Plan?«
    Lidja schien ein wenig in ihrer Bestimmtheit zu schwanken. »Na ja, nicht direkt. Aber wir sollten wohl bei diesem Baum, diesem Walnussbaum anfangen. Vielleicht finden wir einen Anhaltspunkt und können herausfinden, was das für eine Stadt ist, von der wir geträumt haben.«
    »Und wonach sollen wir suchen? Nach bekannten Walnussbäumen in der Geschichte?« Sofia konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    »Zum Beispiel«, stimmte ihr Lidja völlig überzeugt zu.
    »Im Ernst?«
    Lidja meinte es todernst: »Erst mal müssen wir alle Infos sammeln, die irgendwie damit zu tun haben. Am besten übers Internet.«
    Im Haus des Professors hatten sie keinen Internetanschluss. Dort gab es noch nicht einmal Strom. Doch im Zirkus gab es einen mobilen Zugang, den sie nutzen konnten. Er war zwar ständig gestört und furchtbar langsam, aber immer noch besser als gar nichts.
    Sofia seufzte. »Das ist so kompliziert. Ich weiß nicht, wie ich mich da durchfinden soll.«
    »Ach, du bist aber auch immer eine Miesmacherin«, stöhnte Lidja.
    »Ich bin keine Miesmacherin. Ich bin nur realistisch. Überleg doch mal. Du hast keine Zeit, weil du trainieren musst. Also darf ich mich mit dem Internet herumschlagen.«
    »Freu dich doch. Immerhin kannst du so auf elegante Weise dem berühmten Clown-Duo Cico-Byo aus dem Weg gehen«, entgegnete Lidja mit einem Augenzwinkern.
    »Du bist so verdammt anstrengend«, ließ Sofia sich nicht darauf ein, »an allem siehst du immer nur die gute Seite.«
    Lidja verzog das Gesicht zu einem gespielten Schmollmund und bewarf Sofia mit ein paar Brotkrümeln. Sofia streckte ihr grinsend die Zunge heraus. Immerhin hatte der Tag mit einem Lächeln begonnen.

    Unter dem Vorwand, etwas für die Schule nachschauen zu müssen, setzte sich Sofia an den Computer, ein vorsintflutliches Notebook, das jeder im Zirkus bei Bedarf benutzen konnte. Für Sofia war es eine Qual. Der Stick für den Internetzugang, der dazugehörte, war ungefähr so modern wie eine alte Kaffeemühle. Und außerdem hatte sie für Recherchen im Netz auch einfach kein Talent, weil sie kaum unterscheiden konnte, welche Seiten und Informationen zuverlässig und welche Unsinn waren. Schließlich kam sie zu dem Schluss, dass es das Beste sein würde, sich wieder auf die althergebrachten Hilfsmittel zu besinnen. Sie stellte sich eine Literaturliste zusammen, von der sie hoffte, dass sie umfassend genug sein würde, wobei sie eigentlich auch wieder nach dem Zufallsprinzip vorging, und beschloss, damit am nächsten Tag in die Bibliothek zu gehen. In der Stadt hatte sie eine gesehen, in der Via Garibaldi, wenn sie sich nicht irrte.
    Immerhin hatte die Onlinerecherche sie eine Weile davon abgehalten, ständig an diesen mysteriösen Jungen zu denken. Denn anstatt nach einer angenehmen Nacht mit einem langen, erholsamen Schlaf einfach zu verschwinden, spukte dieser Gedanke immer noch in ihrem Kopf herum, und das sogar noch schlimmer als am Tag vorher.
    Sie sah den Jungen wirklich überall. Unter den Passanten, die draußen am Zirkusgelände vorübergingen, in den Gesichtern ihrer Zirkusgefährten, oder wenn sie den Kartenblock berührte, den sie immer noch in der Tasche hatte, als handele es sich um eine Reliquie, und den sie eigentlich längst hätte zurücklegen müssen. Sie kam sich lächerlich vor, aber sie wusste nicht, was sie dagegen tun sollte. Es war stärker als sie. Sie konnte an nichts anderes denken.
    Jetzt klappte sie das Notebook zu und schaute sich um. Es war noch eine Stunde hin bis zum Abendessen, und allmählich begann es kalt zu werden, aber sie brauchte ein wenig Bewegung, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Ihre Augen brannten, und sie fühlte sich ganz benebelt. So schlang sie ihren Schal um den Hals, zog sich den Mantel über und ging noch ein wenig spazieren. Wie immer trugen ihre Füße sie zur Hauptstraße. Sie blickte die Straße hinauf, zum oberen Teil, wo der Stadtpark lag, in dem sie noch nie gewesen war. Sie fröstelte und steckte die Hände in die Manteltaschen. Das Stück würde sie noch schaffen. Wäre sie ehrlich zu sich selbst gewesen, hätte sie zugeben müssen, dass es ihr nicht nur ums Spazieren ging oder darum, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Der Grund war eigentlich ein anderer.
    Nie im Leben hätte sie sich das eingestanden, dafür schämte sie sich zu sehr, aber sie starb fast vor Verlangen, den geheimnisvollen Jungen wiederzusehen. Ohne es zu wollen, fragte sie sich bei jedem

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