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Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat

Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat

Titel: Drachenschwester 02 - Eltanins Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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in alle Richtungen schweifen und zuckte dann mit den Schultern. Sie erinnerte sich noch, wie die Wurzeln des Nussbaums das Pflaster durchbrochen hatten, aber sie wusste nicht mehr, welche Straße das war und welche Häuser dort gestanden hatten.
    »Keine Ahnung.«
    »Na wunderbar, ich weiß es auch nicht«, gab Lidja zu.
    »Jedenfalls war die Straße mit quadratischen Steinen gepflastert. Also muss es im Zentrum gewesen sein.«
    Und dahin machten sie sich auf. Es fiel ihnen schwer, den Weg zu finden, denn Benevent war kaum wiederzuerkennen. Zwischen all den Lianen und Baumstämmen sahen sie nur noch kleine Abschnitte der Straße, hier eine Ecke, dort eine Hauswand. Durch die Blätter und Zweige drang spärlich das Licht von Laternen, sodass Sofia und Lidja sich durch die zugewucherte Stadt schlagen konnten.
    Einige Straßenverläufe waren noch gut zu erkennen, bei anderen versperrten Bäume den Weg und neue verschlungene Pfade schlängelten sich durch die Stadt. Häufig mussten die Drachenschwestern über Baumstämme klettern oder über hervorstehende Wurzeln springen. Ein paar Mal strauchelte Sofia und wäre fast gestürzt.
    Hier und dort öffnete sich das Dickicht zu kleinen Lichtungen, die rot verschneit waren. Darum herum lagen übereinandergestürzte Bäume.
    »Findest du es nicht auch unnormal still hier?«, bemerkte Lidja irgendwann.
    »Wieso? Siehst du hier irgendwas, was normal ist?«, erwiderte Sofia, während sie einen zerborstenen Baumstamm überstieg.
    »Ich meine, es ist überhaupt niemand unterwegs.«
    Sofia blieb stehen. »Na wenn schon. Es ist Nacht …«
    »Schon, aber hier sind aus dem Nichts Bäume gewachsen, sie haben das Pflaster durchbrochen … Das alles macht doch Krach. Warum ist davon niemand aufgewacht?« , bemerkte Lidja und zeigte auf zwei herausgerissene Pflastersteine, zwischen denen eine dicke Wurzel hervorgebrochen war.
    »Du hast recht. Wo sind die Leute?«, fragte sich Sofia und erschauderte wieder.
    Wenig später erhielt sie die Antwort. Ein Mann lehnte an einem Baum. Sofort rannte das Mädchen zu ihm.
    »Hallo, entschuldigen Sie …!«
    Wenige Meter von ihm entfernt blieb Sofia plötzlich stehen. Er saß mit dem Rücken gegen den Stamm gelehnt da, die Arme lagen schlaff auf seinen Beinen. Er schien sie nicht gehört zu haben.
    Vorsichtig ging sie näher ran und rüttelte ihn sanft an der Schulter. »Entschuldigen Sie …«
    Er kippte zur Seite. Und sie schrie auf. Lidja war sofort bei ihr. Sofia aber schrie weiter. Der Mann hatte die Augen geschlossen und gab kein Lebenszeichen von sich.
    »Beruhig dich doch, der schläft!«, versuchte Lidja, die Freundin zu beruhigen. Aber sie musste sie erst schütteln, damit sie endlich aufhörte.
    Sofia blickte sich verwirrt um. Ganz in der Nähe stand eine Haustür offen, und ein mächtiger, gewundener Ast wuchs daraus hervor. Aber er ließ genug Platz, um einzutreten.
    Sofia riss sich zusammen und zwängte sich vorsichtig hinein. Lidja folgte ihr.
    Der Baum war durch das Haus gewachsen, hatte den Fußboden durchbrochen und sich in die Decke gebohrt. Die meisten Möbel waren umgestürzt. In dem Bett im Schlafzimmer lag ein Ehepaar und schlief. Auch im Nebenzimmer schlummerte ein kleiner Junge in seinem kurzen Bett, das einige Äste angehoben hatten.
    »Die schlafen alle«, flüsterte Sofia.
    Lidja seufzte. »Das ist eigentlich ganz gut.«
    »Wieso? Wie ein natürlicher Schlaf sieht das nicht aus.«
    »Immerhin rennen so keine panischen Menschen durch die Straßen, und es scheint auch niemand in der Stadt verletzt worden zu sein.«
    Sofia musste ihr recht geben. »Meinetwegen. Aber wir müssen jetzt unbedingt den Nussbaum finden«, sagte sie, bemüht, eine Selbstsicherheit hervorzukehren, die ihr eigentlich fehlte.
    So machten sie sich wieder auf den Weg.

    Es war nicht einfach, eine Richtung beizubehalten, und irgendwann stellten sie fest, dass sie sich völlig verlaufen hatten. Denn plötzlich erkannten sie in einiger Entfernung das Zirkuszelt.
    »Der Professor! Wir müssen zum Professor. Er weiß sicher, was wir jetzt tun sollen!«, rief Sofia und lief schon darauf zu.
    Auf dem Gelände war niemand zu sehen. Das Zelt war an mehreren Stellen von Bäumen durchbohrt worden, und Minimos Wohnwagen hing im Geäst. Einige andere standen schief da, weil Wurzeln sie angehoben hatten, aber sonst wirkte alles ganz friedlich. Sofia stürmte in den Wohnwagen des Professors.
    Er saß auf dem Bett. Am verwundeten Bein hatte er seine Hose abgeschnitten

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