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Drachenseele (German Edition)

Drachenseele (German Edition)

Titel: Drachenseele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Planert
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etwas größer. Er fletschte seine Zähne. Sei t lich ragten zwei längere Fangzähne hervor.
    Vor seinen hellbraunen Augen, die genau wie bei einem Leguan etwas seitlich unter einem kleinen Höcker lagen, sein räuml i ches Sehen aber nicht einschränkten, erschrak er im ersten Moment. Diese längliche Pupille wirkte unheimlich, sogar dr o hend. Doch dann bemühte er sich um einen sanften Blick, den er durch das Hochziehen der Höcker beeinflussen konnte. Ja, auch diese Drachenaugen konnten also Ausdruck vermitteln. Jetzt stellte er sich auf seine Hinterläufe, um sich im Ganzen zu betrachten. Die Hinterbeine erfüllten bestimmt ihren Zweck, hübsch waren diese dünnen Glieder nicht. Sie bestanden nur aus Haut und Knochen, gingen im Fußgelenk zu entenähnl i chen Flossen mit fünf Krallen über. Auch dem langen schm a len Schwanz konnte er nichts abgewinnen, zumal er nicht spü r te, dass sich dieses zappelnde Ding beeinflussen ließe. Er stellte sich seitlich auf und entdeckte eine stabile Rückenflosse. Sie zog sich in einer Linie vom Hinterkopf bis zum Schwanzanfang herunter. In der Mitte stand sie armlang nach oben und flachte im schwungvollen Bogen zum Kopf, sowie zum Schwanz hin ab. Unzählige kleine Stacheln zierten die Spitze dieser Flosse. Nach Belieben konnte Narvalvar diese nach vorn aufrichten oder nach hinten leicht zusammenfalten. Das gefiel ihm.
    Dann flatterte er mit seinen fledermausähnlichen Flügeln auf, und breitete sie auseinander.
    Ja, die konnten sich sehen lassen. Verliebt musterte er sie, die ausgestreckt fast doppeltes Armmaß erreichten. Oberhalb, genau mittig, ragte eine kleine Kralle heraus, wie man es von den Fledermäusen her kannte. Die dünne Haut der Drachenflügel ließ das Mondlicht hindurch. Narvalvar drehte sich um und sah nach oben zum Himmel. Nur ein winziges Stück fehlte noch zum Vollmond. Er genoss den traumhaften Anblick, wie der Mond seine Flügel in ein märchenhaftes Licht tauchte.
    Während Narvalvar seine Drachengestalt musterte, an seiner Erscheinung mehr und mehr Gefallen fand, ging die Sonne hinter den Bäumen auf. Ein kalter Schauer überfiel ihn. Es wurde Zeit schlafen zu gehen. Mit schwungvollen Bewegungen seiner Drachenflügel erhob er sich in die Luft. Von oben betrachtete er die weitläufige Seenlandschaft, die er heute Nacht erkundet hatte, um dann letztlich am Ufer eines dichtbewaldeten Sees zu landen. Wie seine Hinterbeine den Boden berührten und er sich verwandelte, überfiel ihn schwere Müdigkeit. Es kostete Marcus sehr viel Überwindung nicht auf der Stelle ei n zuschlafen. Mit letzter Kraft kroch er in ein dichtes Gebüsch.
    Wiederholt rissen ihn menschliche Stimmen aus dem Schlaf. Die Gespräche schienen näher zu kommen, um sich dann wieder zu entfernen. Vermutlich führte hier in der Nähe ein Weg vorbei. Er brauchte eine sichere Bleibe, vor allem aber, benöti g te er etwas zum Anziehen. Unmöglich konnte er sich unbekle i det unter die Menschheit wagen. Dieses Schamgefühl fehlte ihm als Drache völlig. Marcus fror, was ihn lehrte, künftig Vo r kehrungen zu treffen. Heute Nacht sollte er in seine Wohnung zurückkehren, um eine Tasche mit Kleidung zu packen. Entw e der würde er das Gepäck vorher an einem See verstecken oder die Tasche mit einem langen Gurt um den Hals hängen. Er zitterte vor Kälte. Wie angenehm dagegen sich seine Drache n haut anfühlte, die derartige Einflüsse abschirmte. In seiner Not deckte er sich mit Blättern und Zweigen zu. Gemütlich war etwas anderes, doch er schlief wieder ein.
    Von seinem eigenen Zittern erwachte Marcus. Der Abendhimmel leuchtete in orangeroten Farbtönen. Bald würde ihn seine schuppige Drachenhaut schützen, aber von wo sollte er sich hier fallen lassen, um zu fliegen? Marcus grübelte, ob er die Verwandlung bewusst steuern konnte. Nur wie? Beim Aufset z ten fiel sein Blick auf seine menschlichen Hände. Für ihn war es schwer begreiflich, dass sich aus seinen Armen diese wunde r schönen Flügel formen konnten. Das Ganze erschien ihm mehr wie ein Traum.
    Augenblicklich zuckte er zusammen.
    Eine furchtbare Ahnung beschlich ihn. Vielleicht bildete er sich diese Drachengestalt nur ein. In Wirklichkeit aber verursachte sein Tumor jene Wahnvorstellungen, die er für real hielt. Ein Feuer speiender Drache, der sich an einem bösen Arzt räc h te, das konnte nur seiner regen Phantasie entspringen. Kein Mensch mit normalem Verstand verkroch sich nackt im Unterholz, um zu schlafen.
    Jetzt, mit diesem

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