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Drachenseele (German Edition)

Drachenseele (German Edition)

Titel: Drachenseele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Planert
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ließ seine Beine baumeln. „Ich würde ungern in diesem tollen Outfit nach Hause gehen, könnten Sie mir bitte meine Sachen organisieren?“ Demonstrativ schaute er an seinem Krankenhaushemdchen herunter.
    „Sie können nicht nach Hause.“
    „Und wie ich das kann!“ Er gab sich einen kleinen Schubs, stieß sich mit den Händen ab und rutschte vom Bett. Für einen winzigen Augenblick stand er auf seinen Beinen. Dann wurde ihm schwarz vor Augen, sogar seine Knie gaben nach. Marcus fand sich am Boden wieder.
    „Die Kraftlosigkeit ist nach einer Woche Bettruhe ganz normal. Sie müssen es langsam ang e hen.“ Dr. Stelzer half ihm ins Bett zurück. Dabei bemerkte Marcus einen Urinbeutel am Bettgestell hängen, von dem ein durchsichtiger Plastikschlauch irgendwo unter seinem Krankenhaushemdchen ve r schwand.
    „Scheiße!“ Angewidert schaute er zur Seite. Man hatte ihm einen Katheter verpasst. Großartig!
    „Ich weiß. Ein solcher Befund ist sehr niederschmetternd, genau deshalb bin ich ja hier. Überlegen Sie nur, Ihr ganzes Leben liegt noch vor Ihnen. Wenn sich der Tumor durch die Bestrahlung zurückbildet, haben Sie gute Aussichten, danach ein normales Leben zu führen.“
    Marcus spürte die Wut in sich wachsen. „Hören Sie, gute Frau, Sie verschwenden hier Ihre Zeit. Ich brauche keine Gehirnwäsche und erst recht keine Therapie. Alles, was ich will, ist ve r dammt noch mal nach Hause gehen.“
    Die Ärztin fuhr mit einem energischen Ton fort. „Verstehen Sie denn nicht die Tragweite Ihrer Entscheidung? In nur wenigen Wochen könnten Sie schon tot sein.“ Ihre Stimme klang wieder ruhiger. „Sie müssen jetzt mit Ihrer Bestrahlung begi n nen. Jeden weiteren Tag, den wir ungenutzt verstreichen lassen, verringert Ihre Chance.“
    „Was nichts an meinem Entschluss ändert.“ Marcus sehnte sich danach, nach Hause zu kommen, allein zu sein. Es erschien ihm falsch hier zu sein, ja er zweifelte daran, krank zu sein. War nicht schon früher im Kinderheim der Kinderarzt ganz versessen darauf Marcus Blut abzunehmen, um sein Immunsystem unter die Lupe zu nehmen?
    „Ich glaube, Ihnen ist nicht ganz klar, wie endgültig Ihre Entscheidung ist.“
    „So klar war mir selten etwas in meinem Leben. Ich verstehe das sehr gut, denke ich. Ebenso könnte ich mich vor die U-Bahn werfen, aber dann würden sich Hunderte von Fahrgästen zu Recht aufregen, dass sie nicht pünktlich zur Arbeit kommen.“ Marcus sah das Entsetzen im Gesicht der Ärztin. Ihm begann es Spaß zu machen, den Spieß umzudrehen. „Auße r dem tun mir die Leute leid, die eine solche Schweinerei beseit i gen müssen. Also wäre die Alternative, Rattengift zu nehmen.“
    „Sie haben wirklich eine merkwürdige Art von Humor.“
    „Der einzige Grund, warum ich das ausschmücke, sind Sie.“ Marcus betonte jedes einzelne Wort deutlich. „Ich will keine Bestrahlung, sondern einfach nur nach Hause.“
    Dr. Stelzer schüttelte den Kopf, sie wirkte ratlos. „Sie müssen doch Ziele, Träume und Wünsche haben. Wollen Sie denn nichts davon erreichen oder sich erfüllen?“
    Marcus spürte das Lächeln in seinem Gesicht. „Meine eigenen vier Wände sind mein Ziel.“ Er wurde ernst, „jetzt möchte ich nach Hause.“
    Nach ein paar stillen Minuten nickte sie. „Ich verstehe schon.“ Mit diesen Worten stand sie auf und ging aus dem Zimmer.

Entscheidung
    M arcus blies seine Erleichterung mit seinem Atem hinaus. Nur ein Gedanke beschäftigte ihn, nach Hause zu kommen. Er zog sich den Katheter heraus, was für ein ekliges Gefühl, zudem brannte seine Harnröhre wie Feuer. Er schluckte hart, dann startete er einen zweiten Versuch aufzustehen, diesmal benutze er Bett und Nachttisch als Stütze. Auf diese Weise gelangte er zum Schrank, in dem er seine Kleidung fand.
    Um nicht noch einmal umzufallen, setzte er sich auf den Boden und zog sich Hose, Socken und Schuhe an. Dabei bemerkte er, wie Dr. Kramer die Tür öffnete. Hinter ihm folgten zwei weitere Götter in Weiß. „Ja, so geht das aber nicht! Ich fürchte, Sie erkennen den Ernst der Lage nicht, Herr Sonntag.“
    Langsam schaute Marcus auf. „Ich fürchte, Sie haben mir vorhin nicht zugehört.“
    Eine der hinteren Ärztinnen drängte Dr. Kramer zurück. „Bitte jetzt mal ganz ruhig alle zusammen.“
    Marcus nahm sein T-Shirt in die Hand und zog sich am leeren Bett hoch.
    Die Ärztin half ihm dabei. „Ich bin Dr. Lefrat. Das ist für uns alle keine leichte Situation, Herr Sonntag.“ Sie setzte sich

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