Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenseele (German Edition)

Drachenseele (German Edition)

Titel: Drachenseele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Planert
Vom Netzwerk:
zügig voran. Seine Wahrnehmung wurde immer deutlicher, bis er Nikolaj im Gebüsch vor sich erkannte. Er legte abgebrochene Äste über den grünen schuppigen Panzer seines Drachens.
    „Narvalvar“, sagte er leise. Augenblicklich ließ er alles fallen und packte ihn bei den Armen. „Es bleibt Euch nur wenig Zeit, fürchte ich.“
    Er spürte sein Nicken, während er sich an Nikolaj vorbei drängte. Er war noch rechtzeitig gekommen. Ein Gefühl von Zufriedenheit kam nur für einen Atemzug auf, denn ein lebloser Drache war kein schöner Anblick. Narvalvar hockte sich zum Drachenkopf seines Vaters, der als einzigstes unter dem Astversteck hervor schaute. Vereinzelte Regentropfen klatsc h ten auf die Blätter, auf den Waldboden. Narvalvar musste schlucken, strich dabei Nathus über den Hals. Da lag er nun vor ihm, sein Vater, mit dem er drei Jahre lang Seite an Seite gelebt hatte, ohne von der Verbindung zu wissen.
    Langsam öffnete Nathus die Augen. Er schien einen Moment zu benötigen, um sein Umfeld zu erkennen. Blinzelnd vertrieb er die störenden Regentropfen, die immer dichter wurden.
    „Ich wünschte, Richard wäre an meiner Seite. Was ist passiert?“ Er sah kurz zu Nikolaj.
    „Vorn an der Straße haben wir Rast gemacht, als diese - was weiß ich für Kerle auftauchten.“ Nikolaj erzählte von einer Gruppe Motorradfahrer, die neben ihnen hielten und anfangs die beiden nur verbal angriffen, doch ehe Nikolaj begriff, was sich da anbahnte, befanden sie sich in einer Schlägerei. Nathus schlug zwei der Kerle mit seinen kräftigen Fäusten zu Boden, worauf einer der anderen eine Pistole herauszog und schoss. Narvalvar spürte wie er den Kopf schüttelte. Er schob die Tarnung zur Seite, um zu erforschen, welche Körperteile verletzt waren.
    „Auf den linken Flügel habe ich einen Stein gelegt, um die Blutung aufzuhalten.“ Nikolaj hielt die Hand von Narvalvar fest. „Ich hätte es verhindern müssen, doch es ging alles so schnell und ...“ Er schluckte hart.
    „Schon gut.“ Eine furchtbare Situation. „Wie viele Schüsse sind gefallen?“
    „Ich weiß nicht.“ Nikolaj wirkte sehr blass. „Drei oder vier.“
    Das waren drei oder vier Verletzungen zu viel. Eine Kugel hatte Nathus in den Bauch getroffen. Helles Blut rann die Schuppen entlang, vermischte sich mit dem dichter werdenden Regen. „Drei lange Jahre habt Ihr mich unterrichtet“, Narvalvar bemerkte wie sich Tränen aus seinen Augen schummelten, „und doch habt Ihr mir das Bedeutendste nie verraten.“ Nathus schloss kurz die Augen, als sei ihm klar, welcher Vorwurf kommen würde. „Vater“, flüsterte Narvalvar. Nun riss Nathus die Augen weit auf, als habe er diese Bezeichnung nicht erwartet. Er atmete schneller, aber auch angestrengter.
    „Ich denke, jetzt ist es Zeit.“ Nikolaj sprach auffallend leise, Nathus stimmte mit einer Kopfbewegung zu, wenn auch nur ganz sacht.
    „Nein! Bitte warte noch!“ Narvalvar glaubte sein Brustkorb sei zu Stein geworden. Er konnte kaum noch atmen. „Vater! Bitte halte durch, ich ...“ Vielleicht käme noch Nicole.
    „Narvalvar!“ Nikolaj packte grob seine Schulter, „Meint Ihr nicht, ich wünschte mir als Drachenwächter derartiges zu verhindern? Noch dazu, da ich die Last seines Gewissens kannte, die er mit dieser Reise zu beenden sehnte.“ Nikolajs Augen leuchteten auf, seine Stimme senkte sich, „er liebt Euch über alles, Narvalvar.“
    Nathus atmete aufgebracht, seine Pupillen weiteten sich unnatürlich. Die Regentropfen fielen auf sein Gesicht.
    „Es muss sein, jetzt!“ Nikolaj stach im selben Augenblick die Nadel Nathus in den Hals und drückte langsam den Kolben der Spritze herunter. „Vergebt mir, mein geschätzter Drache.“
    „Vater!“ Narvalvar meinte den Schmerz in seinem Inneren nicht ertragen zu können. Als seine Hand Nathus über den nassen Kopf fuhr, fielen die Augenlider zu, der Kopf kippte zur Seite.
    „Beim Drachenfeuer! Das war zu spät!“ Nikolaj schoss in die Höhe. „Ich habe versagt - in jeder Hinsicht!“
    Narvalvar benötigte einen Augenblick, bis er Nikolajs Worte verstand. Das Gift würde sich nicht mehr ausbreiten. Er selbst hatte Nikolaj von seiner Pflicht abgehalten. Nathus Herz musste künstlich in Gang gesetzt werden und das ging nur, solange das Blut warm war. Narvalvar fühlte sich schuldig, es lag an ihm, den Fehler zu korrigieren. Mit der Kraft seiner Trauer, seiner Wut über seine Hilflosigkeit in dieser Situation, stemmte er sich mit den flachen

Weitere Kostenlose Bücher