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Drachenseele (German Edition)

Drachenseele (German Edition)

Titel: Drachenseele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Planert
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einfach nicht hinzugehören. Narvalvar lag es fern hier herumzuschnüffeln, noch dazu bei einem Mann, den er geschätzt und verehrte hatte. Minuten vergingen, in denen Narvalvar mit sich rang, doch seine Neugier wuchs, ja sie drängte ihn förmlich aufzust e hen. Seine Zweifel verflogen nicht ganz, als er den U m schlag in die Hände nahm. Er war an Richard adressiert, mit einer dän i schen Briefmarke versehen. Hatte ihn der General geschrieben? Er zog einen handgeschriebenen Briefbogen he r aus und faltete ihn auf.
     
    Lieber Richard!
    Eurem Rat folgend, bemühte ich mich bereits um mehrere Gelegenheiten ein Gespräch mit meinem Sohn zu beginnen. Ich bringe es nicht übers Herz ihm die Wahrheit zu sagen. Ich hätte auf Euch h ö ren und vom ersten Tag an mit offenen Karten spielen sollen. Inzw i schen erscheint es mir mit jedem weiteren Tag unmöglich einen Weg zu ihm zu finden, zumal er mich für meine Strenge hassen wird. Doch bedenkt, ich würde bei ihm versagen. Das könnte ich mir nie verzeihen, denn Stones zeigt sich diesbezüglich unnachgiebig. Mein größter Wunsch wäre, die verlorene Zeit wettzumachen. Und de n noch bin ich trotz seiner menschlichen Dominanz mit seiner En t wicklung sehr zufrieden, mehr noch Richard, ich bin sehr stolz auf ihn. Ist er doch im Gegensatz zu seinen Geschwistern viel umgängl i cher. Er verdient es nicht von mir an der Nase herumgeführt zu werden. Wenn ich ihn in London abhole, wäre ich für eine kleine Hilfestellung Eurerseits sehr dankbar.
                  Mit feurigem Gruß
                                        Nathus
     
     
    Narvalvar spürte einen riesigen Kloß im Hals. Trotzdem war er verblüfft, dass ihn diese Erkenntnis, die er mit dieser Nachricht erhielt, nicht überraschte.
    Der General war sein Vater. Ihm fehlte der Mut, ihm die Wahrheit zu sagen, dabei wäre Narvalvar so dankbar gewesen seinen Vater endlich bei sich zu wissen. Anderseits fragte er sich, wozu der General Mut aufbringen musste? An einem simplen Satz wie, du bist mein Sohn, fand er nichts Spektakuläres. Zumindest konnte er sich der Sympathie seines Vaters s i cher sein, auch wenn er es über drei Jahre lang geschickt ve r borgen hatte. Aber nun fand die übertriebene Strenge eine E r klärung. Nathus durfte bei seinem Sohn, um seines Lebens, ja seiner Freiheit willen, nicht versagen. Seine Anforderungen lagen viel höher, als bei anderen Drachen. Je länger Narvalvar über diesen Brief nachdachte, um so deutlicher wurde ihm, tief in seinem Inneren hatte er es die ganze Zeit über geahnt. Er faltete den Brief zusammen, schob ihn in das Kuvert und legte ihn auf die Bücher zurück. In seinem Kopf begannen sich Fr a gen aufzutürmen. Warum hatte sein Vater seine Kinder nicht selbst großgezogen und weshalb hatte er ihn nie in Deutsc h land besucht? Mit Ayraval und Nolmar verbrachte er doch auch ein paar Wochen im Jahr, aus welchem Grund nicht mit ihm? Ve r mutlich kam daher das schlechte Gewissen, der fehlende Mut, von dem Nathus in seinem Brief sprach. In diesem A u genblick fiel Narvalvar das Gespräch mit Richard vom ersten Tag hier in London ein. Sein Vater hatte sich nach dem Unfall seiner Mu t ter zurückgezogen oder gar aus dem Staub gemacht. Seine Ki n der waren ihm egal gewesen, dies passte eigentlich so gar nicht zu dem Bild, was er von Nathus hatte. Er wusste ve r mutlich längst nicht alles, schon gar nicht, dass Nathus mit ihm zurüc k reisen wollte.

Abschied
    N arvalvar zuckte zusammen, als ein schriller Klingelton seine Gedanken erstickte. Es konnte kaum eine Stunde her sein, seit er mit Stones telefoniert hatte. Sollte er so schnell jemand her beordert haben? Als er die Wohnungstür öffnete, wich er einen Schritt zurück.
    „Manchmal ist es doch eigenartig, erst sieht man sich sein Leben lang nicht und dann gleich ein paar Tage hintereinander.“ Ayraval trat mit einer Selbstverständlichkeit in den Flur, als wäre sie hier zu Hause. „Wie ich hörte, ist Mister Weedman verstorben!“
    Seine Schwester sah Narvalvar noch als das geringere Übel an, es hätte ja auch Nolmar sein können. „Was willst du hier?“
    „Stones rief mich an.“ Sie hob ihr Kinn in die Höhe. „Ich möge mich um dich kümmern bis uns ...“ Sie biss sich auf die Lippen. „Bis Nathus hier ist.“
    Großartig! Das liebe Schwesterchen sollte also auf den unbeholfenen Bruder aufpassen bis Papi kommt. Narvalvar streckte seine Schultern zurück. „Wagst du

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