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Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Titel: Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Alderwood
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Der kleine stramme Bursche befand sich auf dem Rückzug.
    »Ich, äh …«, stotterte er verlegen. »Ich suche Janica!«
    Skeptisch zog Tirina die Brauen hoch: »Muss ja dringend sein, wenn du deshalb einen solchen Tumult veranstaltest! Die Kleine liegt natürlich in deinem eigenen Bett!«
    »Liegt sie nicht!« Kana-Tu schüttelte heftig den Kopf. »Was glaubst du, wo ich zuerst nachgesehen habe?«
    Ungläubig schob sich Tirina an ihm vorbei und spähte in Kana-Tus Schlafzimmer.
    »Vielleicht ist sie auf dem Abtritt?«, murmelte sie. »Ich schaue im Hof nach!«
    Auf der Treppe drehte sich Tirina jäh zu dem verstörten Kana-Tu um.
    »Hoffentlich ist das dumme Mädchen nicht davongelaufen! Sie war todunglücklich, weil du sie zu ihrem Vater zurückbringen willst!«
    »So, war sie das?«, grollte er. »Und hier kann sie gar nicht weglaufen, es gibt keinen Weg …«
    Er unterbrach sich selbst mitten im Satz. Sogar bei dieser schummrigen Beleuchtung konnte Tirina sehen, dass Kana-Tus Gesicht auf einmal sehr bleich aussah.
    »Ich werde ein paar Leute zusammenrufen, damit wir die Kleine suchen können!«, bot Tirina ihm an.
    »Das ist sinnlos und gefährlich bei dieser Dunkelheit! Draußen zieht ein Unwetter auf!« Kana-Tu hob abwehrend die Hände. »Nein, ich suche selbst nach ihr! Vielleicht kannst du zwei oder drei Männer bitten, bei Tagesanbruch den Felsenpfad abzuschreiten?«
    »Ich werde zu den Berggöttern beten, dass der Kleinen nichts passiert!«
    Kana-Tu nickte matt.
    »Ich hoffe, diese Götter hören auf dich!«, murmelte er, als er an Tirina vorbei die Treppe hinunterging und das Haus mit schleppenden Schritten verließ.

52.Kapitel: Rettung
     
    Lautlos glitt die Schneeeule durch die Nacht. Der eisige Regen und der Sturm machte ihrem dichten Federkleid nichts aus. Mit sparsamen Flügelschlägen stieg der Vogel entlang der schroffen Felswand empor. Selbst in der Dunkelheit entging den großen Augen keine Regung, die scharfen Ohren hörten selbst das leiseste Rascheln der kleinsten Maus. Doch die Eule war nicht auf Mäusejagd.
    Beinahe hätte Kana-Tu die Frau unter dem Überhang dennoch nicht entdeckt. Der Fels verbarg Janica, und wenn sie nicht gerade kaum vernehmbar gestöhnt hätte, wäre er vorübergeflogen. Er streckte die kräftigen, mit Federflaum besetzten Krallen aus und landete.
    Es fiel ihm schwer, sich zu wandeln. Seine Kräfte waren nicht unendlich, und in den letzten Stunden hatte er öfter eine andere Gestalt angenommen als sonst in Wochen oder Monaten. Rasende Schmerzen durchzuckten ihn, während sich die filigranen Vogelknochen streckten und dehnten. Endlich kauerte er in menschlicher Gestalt neben Janica. Dass auf seinen Armen und Handrücken noch immer Flaumfedern in der Haut steckten, ignorierte er.
    Janica lag zusammengerollt dicht an der Felswand. Sie war nicht mehr bei Bewusstsein, doch als er sie berührte, gab sie einen schwachen Laut von sich, der ihn an das Wimmern eines neugeborenen Kätzchens erinnerte. Ihre Hände und Wangen fühlten sich eiskalt an. Nicht mehr lange, und die Geister der Unterwelt würden sich das Leben aus diesem unterkühlten Leib holen.
    Kana-Tu versuchte, sie mit seinem eigenen Körper zu wärmen, indem er sich an sie schmiegte und seine Arme um sie schlag. Der Eisregen trommelte unbarmherzig auf seinen nackten Rücken und machte ihm bewusst, wie verletzlich er in seiner menschlichen Gestalt war. Er würde unweigerlich mit Janica gemeinsam erfrieren, bis die Männer aus dem Tal am Morgen die Suche nach ihnen aufnehmen konnten. Verzweifelt barg er sein Gesicht in Janicas rotblonden Locken. Was sollte er nur tun?
    Nur in Drachengestalt konnte er Janica in seinem riesigen Maul in Sicherheit bringen. Doch nicht nur die schmale Felskante, die nicht genug Platz bot für den mächtigen Körper des Lindwurms, hinderte ihn an dieser Wandlung. Die magische Energie, die ihm diesen Vorgang dank seiner Geburt als Drachenkind erlaubte, war erschöpft. Ihn schauderte bei dem Gedanken, als Chimäre zwischen Mensch und Drachen hier neben Janica zu sterben, wenn er es dennoch versuchen würde. Aber sterben würde er sowieso!
    Vielleicht gelang es ihm wenigstens noch, sich in ein kleineres Tier zu wandeln? Es war wirklich schade, dass ihm die Körper der Pelzträger verwehrt waren. Ein Hund oder Wolf hätte mit seinem dichten Fell Janica bis zum Morgen genug wärmen können, um sie am Leben zu erhalten. Kana-Tu schloss seine Augen und konzentrierte sich. Er beschwor das Bild des

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