Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Titel: Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Alderwood
Vom Netzwerk:
haben, sondern immer, für alle Ewigkeit. Er stellte sich vor, wie sie ihm eine Suppe kochte und ihm dann davon eine Schüssel voll auf den Tisch stellte. Wie Gerun ihm dabei zusah, wenn er sein Schwert polierte. Wie sie sein Kind in die Wiege bettete. Vielleicht war Nadif einfach nicht geeignet für den Posten als Wachkommandant. Der Anführer der Reisigen musste emotionslos jeden Befehl des Königs ausführen können, mit gnadenloser Härte. Ein Mann, der nächtens von Frau und Kindern träumte, taugte nicht dazu.
    Traurig wandte sich Nadif von dem Opferpfahl ab. Hoffentlich war Janica schnell gestorben, ohne Qualen. Er hatte die Prinzessin sehr gemocht. Sie war immer freundlich und fröhlich gewesen, im Gegensatz zu ihrem düsteren Bruder Ferinic. Nadif hätte es lieber gesehen, wenn der Drache den Thronfolger verschlungen hätte. Er seufzte, solche Gedanken ziemten sich für einen Wachkommandanten erst recht nicht. Mit schleppenden Schritten verließ er, sein Schwert als Stütze gebrauchend, den traurigen Ort.
     
    Zu Pferde und mit der schnellen Kalesche waren die Himmelsberge vom Schloss aus rasch zu erreichen. Der Rückweg erschien Nadif endlos. Auch wenn er sich zunehmend besser bewegen konnte, war es mühsam, zu Fuß voran zu kommen. Dass der Himmel nicht verhangen war und die Monde genug Licht spendeten, war ein Glücksfall, er hätte sich sonst sicher verirrt. Auf die karge Ebene vor den Mondbergen führte keine Straße, wozu auch? Nur einmal im Jahr gab es einen Grund, diese von allen Göttern vergessene Gegend aufzusuchen – um das Drachenopfer dorthin zu bringen.
    Nadif atmete auf, als er die ersten Felder erreichte. An einem Wassergraben konnte er endlich seinen brennenden Durst stillen. Er wagte es nicht, sein Gesicht zu benetzen, denn ihm war, als würde er eine mit tausend spitzen Nadeln bedeckte Haube tragen. Nun schritt er fester und schneller aus. Was hatte ihm die Prinzessin noch zugerufen, bevor das Untier sie verschlang und ihn seine Sinne verließen: »Gerun braucht dich jetzt!«
    Es war eher so, dass Nadif Gerun brauchte. Sein Entschluss stand fest, lange bevor die Schlossmauern im ersten vagen Morgendämmern vor ihm auftauchten. Er würde den Dienst quittieren und die Kleine heiraten. Vielleicht reichte sein Erspartes, sich einen kleinen Hof zu kaufen. Erst als er vor dem großen Haupttor stand, bemerkte er, dass er sich noch immer auf sein Schwert stützte. Beinahe verlegen schob er die Waffe in die Scheide an seinem Gürtel. Dann hieb er mit beiden Fäusten gegen das eisenbeschlagene Tor.
    Die Wache schob einen Spalt ihres Sichtfensters auf.
    »Wer wagt es, zu dieser Stunde die Ruhe des Königs zu stören?«, grollte der Mann pflichtbewusst. »Hau ab und komme zu einer Zeit wieder, die den Göttern gefälliger ist!«
    »Marak? Du bist Marak! Lass’ mich ein, ich bin Nadif, dein Kommandant!«
    »Nadif ist tot, der Priester hat gesehen, dass der Drache ihn gegrillt hat!« Der Reisige beging den Fehler, trotzdem den Schieber des Guckloches gänzlich aufzustoßen um den Besucher näher mustern zu können. Nadifs Hand schnellte vor und packte den Mann am Hals.
    »Wie oft habe ich euch gesagt, ihr sollt auch zu den Nachtwachen die Halsbeuge der Rüstung tragen, Marak? Ich könnte dir jetzt den Kehlkopf eindrücken!«
    Der überraschte Wächter gab ein ersticktes Gurgeln von sich. Erleichtert rieb er sich den Hals, als Nadif ihn losließ.
    »Ja doch, du hast mich überzeugt, du musst Nadif sein, auch wenn du nicht so aussiehst!«, krächzte er. »Ich öffne dir den Manndurchlass!«
    Nadif musste den Kopf einziehen, um durch die kleine Pforte zu schlüpfen. Er nickte dem Torwächter zu und stieg zur Wachstube hinauf. Mit einem Ruck riss er die Tür auf. Erschrocken sprangen die Wachleute auf, einer rutschte sogar von der Bank. Sie hatten im Schein der kleinen Öllampe friedlich geschlafen. Natürlich. Von einem toten Vorgesetzten war ja auch keine Kontrolle zu erwarten. Doch der vermeintlich Verblichene stand leibhaftig vor ihnen und ballte die Hände zu Fäusten.
    »Was seid ihr nur für erbärmliche Wichte! Wenn nun in dieser Nacht das Heer des Nordherrschers vor den Toren aufgetaucht wäre? Oder Banditen aus der Mittelwüste?«, brüllte Nadif. Ohne sich weiter um die betreten zu Boden schauenden Männer zu kümmern, griff er nach dem Krug auf den Tisch und setzte ihn an seine Lippen. In gierigen Zügen trank er von dem faden gewässerten Wein.
    Er wischte sich den Mund nicht ab, nachdem er

Weitere Kostenlose Bücher