Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Titel: Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Alderwood
Vom Netzwerk:
den Krug wieder abgestellt hatte.
    »So, ich bin also tot! Dieser kleine geile Priester konnte es nicht lassen, das nackte Mädchen zu begaffen, bevor es dann gefressen wurde, nicht wahr? Und jetzt ist er der große Held!«
    Einer der Männer wagte es, Nadif anzugrinsen: »Nein, ist er nicht! Der König hat dem Priester drei Monate strenges Fasten auferlegt. Die Vereinbarung mit dem Drachen lautete, dass nur ein Mann zusehen darf, wie die Jungfer verspeist wird. Und dieser eine Mann warst du, Nadif! Weißt du überhaupt, wie du aussiehst?«
    »Wie ich aussehe?« Nadif schüttelte den Kopf. Der Reisige nahm eine Schüssel vom Wandbord, goss aus dem Krug Wein hinein bis sie fast überlief und hob die Öllampe etwas an. »Schau da rein, Kommandant!«
    Die Flüssigkeit in der Schüssel gab nur ein sehr vages Spiegelbild ab, aber der Anblick reichte, um Nadif vor sich selbst erschrecken zu lassen. Er trat einen Schritt vom Tisch zurück und atmete tief durch.
    »Weiß einer von euch, wo die kleine Zofe der Prinzessin steckt?« Er gab sich Mühe, einen beiläufigen Ton anzuschlagen. Das Grinsen wich aus dem Gesicht des Mannes, der den Mut aufgebracht hatte, Nadif das Werk des Drachens an seinem Gesicht vorzuführen.
    »Die Gerun? Prinz Ferinic hat sie in den Kerker bringen lassen!«
    »In den Kerker?« Nadifs Hand umklammerte das Heft seines Schwertes. »Die Kleine hat doch nichts verbrochen!«
    Mit einer ausholenden Armbewegung fegte Nadif die Männer beiseite, die ihm im Wege standen und stürmte zur Wachstube hinaus. Er nahm zwei Stufen der Treppe hinunter zum Schlosshof auf einmal und querte das riesige Areal im Laufschritt. Das Tor zu den Kellergewölben war üblicherweise nicht verschlossen, denn dort befand sich nicht nur der Kerkertrakt, sondern auch die Vorratskeller und natürlich der Raum der Erwartung.

9.Kapitel: Der Reiz der Folterkammer
     
    Die einzige Fackel in dem Gewölbe rußte mehr als dass sie den Raum erleuchtete. Der Kerkermeister schnarchte auf seiner Pritsche laut vor sich hin, in seinem zerzausten grauen Barthaar schimmerten noch einige Tropfen des letzten Schlucks Wein. Nach diesem aufregenden Tag hatte er sich ein paar Becher des Getränks mehr als üblich gegönnt. Zunächst diese Geschichte mit der Prinzessin! So ein Frevel aber auch, dieses hübsche Geschöpf dem Drachen zum Fraß zuzuwerfen! Und dann musste er auch noch eine der Kerkerzellen aufsperren und mit frischem Stroh bestücken. Zwei Wachsoldaten hatten dann Gerun, die Zofe der Prinzessin, hinunter in den Kerker gebracht. Das arme Mädchen wusste gar nicht recht, wie ihm geschah, dicke Tränen rollten über Geruns Wangen, als er ihr noch einen Krug Wasser in das Verließ stellte und die Kerkertür dann sorgfältig verschloss. Seit Monaten hatte kein Gefangener mehr die Ehre gehabt, die königlichen Kerkerzellen zu füllen, und jetzt das! Der Kerkermeister hatte sich aus Mitleid mit dem armen Geschöpf gleich noch ein Becherchen Wein gegönnt.
    Aber wahrscheinlich wollte der König der Kleinen doch nur einen tüchtigen Schrecken einjagen, sicher würde man Gerun bald wieder laufen lassen. Wie der Kerkermeister von der Küchenmagd, die ihm das Essen brachte, gehört hatte, trug die Zofe die geringste Schuld am Unglück der Prinzessin. Mit derlei tröstlichen Gedanken war der alte Soldat eingeschlummert. Lange währte sein Schlaf nicht. Grob rüttelte eine Hand an seiner Schulter.
    »Steh auf, Alter!« Eine befehlsgewohnte Stimme riss den Mann endgültig auf die Füße. Schwankend suchte der Kerkermeister Halt an der Wand und starrte verwirrt auf seinen Besucher, der mit einer Laterne in der Hand vor ihm stand und ihn mit deutlicher Missbilligung musterte. Es dauerte eine Weile, bis er ganz bei sich war und den Prinzen erkannte. Ferinics kalter Blick schien den Alten regelrecht zu durchbohren.
    »Du wirst jetzt die Gefangene zu mir in die Folterkammer bringen! Hast du mich verstanden?«
    »In die Folterkammer? Aber die ist seit Jahren nicht … äh … benutzt worden!« Der Kerkermeister war schlagartig nüchtern. Was hatte der Prinz vor? König Fernek hatte vor vielen Jahren ein Dekret erlassen, das Folterungen verbot.
    Der Prinz verzog das Gesicht und zeigte seine regelmäßigen Zahnreihen. Wenn das ein Lächeln sein sollte, dann war der billige saure Wein, den die Schlossküche den Reisigen zustand, ein paradiesischer Süßmet!
    »Keine Sorge, ich will der Zofe nur ein wenig Angst machen! Das hat sie verdient, nicht wahr, mein

Weitere Kostenlose Bücher