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Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Titel: Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Alderwood
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Klippen und auf diesem Kurs befand, gab es keinen Zweifel, dass der Windjäger ein schreckliches Unglück zugestoßen sein musste. Die Bediensteten des Handelshofes hatten sofort ihren kühnsten Reiter auf ein Pferd gesetzt. Auch wenn die Mondsicheln das Land in ein zartblaues Licht tauchten, war ein Galopp in rasendem Tempo in der Nacht eine Art Himmelfahrtskommando. Der junge Mann, der mehr oder minder freiwillig diese Aufgabe übernommen hatte, war heilfroh, als er das schäumende Pferd vor den Wachen am Tor endlich zügeln konnte. Er schwang sich vor den irritierten Soldaten aus dem Sattel und war froh, dass man in der Dunkelheit nicht sehen konnte, dass ihm noch immer die Knie zitterten.
    »Bringt mich sofort zum Sultan!«, forderte er energisch.
    »Bist du närrisch, Junge? Es ist tiefste Nacht!«, murrte einer der Wächter. »Du musst einen verdammt guten Grund haben, um diese Zeit ein solches Geschrei zu machen! Wenn du den Herrscher wegen Nichtigkeiten störst, schickt er dich auf der Stelle in den Käfig des Basilisken – und uns gleich dazu, weil wir dich eingelassen haben!«
    »Prinz Avids Schiff ist gesunken! Ist das ein Grund, zum Sultan geführt zu werden?« Der Bote versuchte, sich an den Bewaffneten vorbeizuschieben, wurde aber sogleich von zwei Soldaten an den Schultern gepackt.
    »Gemach, du Bursche! Sieh nur, was du angerichtet hast! Prinz Anadid ist von deinem Geschrei wach geworden!«
    Das stimmte natürlich nicht, aber das konnte der Wächter nicht wissen. An Schlaf hatte Anadid an diesem Abend keineswegs gedacht. Da seine Unterkünfte näher am Haupttor des weitläufigen Parkgeländes als der Sultanspalast lagen, konnte er vom Fenster seiner Ruhegemächer aus die Torwachen und jeden Besucher genau beobachten. Dieser Umstand hatte ihm nicht nur einmal zum Vorteil gereicht, jede Neuigkeit erreichte Anadid vor seinem Vater. Nur dass die Botschaft, die der Bote heute überbrachte, nicht sonderlich überraschend für ihn kam. Er hatte schon ungeduldig darauf gewartet. Da es die Brieftauben in der Nacht oft vorzogen, auf dem nächsten Häuserdach zu schlafen, anstatt Nachrichten zu überbringen, war zu erwarten gewesen, dass man in Nurripur einen Reiter losschickte. Da war er endlich! Anadid verließ seinen Beobachtungsposten am Fenster, hetzte quer durch seinen Palast, riss draußen vor dem Haus zur Verblüffung seiner eigenen Wachleute eine brennende Fackel aus ihrer Wandhalterung und eilte mit ausgreifenden Schritten der Unruhe am Tor entgegen.
    »Was ist hier los?«, brüllte er, die Rolle des Unwissenden spielend. Die Reisigen erstarrten förmlich. Dadurch gelang es dem Boten, die ihn festhaltenden Hände abzuschütteln. Er ließ sich auf die Knie fallen und biss bei dem Schmerz, der ihn dabei durchzuckte, die Zähne zusammen. Den Prinzen würde nicht sonderlich interessieren, dass er sich bei diesem verrückten Ritt die Haut von den Innenseiten seiner Schenkel gerieben hatte.
    »Hoher Prinz Anadid! Hinter den Klippen von Nurripur gab es eine Explosion auf dem Meer! Wir müssen befürchten, dass Eures Bruders Schiff in Flammen aufgegangen und gesunken ist!«
    »Eine Explosion? Werden wir etwa angegriffen?« Es gelang Anadid tatsächlich, Besorgnis in seine Stimme zu legen.
    »Nein, dafür gibt es keine Anzeichen!«
    Anadid nickte bedächtig. Bis jetzt lief alles ganz nach Plan.
    »Steh’ auf, Junge! Wir werden jetzt gemeinsam zu meinem Vater gehen und Bericht erstatten!« Ungläubig sahen die Wachen zu, wie Anadid dem Boten sogar seine Hand reichte, um ihm aufzuhelfen.
    Im Palast des Sultans herrschte schon helle Aufregung, als Anadid mit dem Unglücksboten die riesige Eingangshalle betrat, denn die Wachen hatten längst Alarm geschlagen. Trotzdem musste der Prinz mit seiner Begleitung warten. Werid Gur Waradem war nicht bereit, jemanden im Nachtrock zu empfangen, und sei dieser Jemand auch sein Sohn. Endlich öffneten sich die Tore des Thronsaales für die Besucher. Die Schritte der beiden Männer hallten in dem riesigen Raum, der ohne das übliche Gewimmel von Höflingen, Bittstellern und Dienern entsetzlich leer wirkte. Auf seinem Diwan saß Werid, aufrecht und steif, in eine mit Hermelinfell aus den Nordländern besetzten Robe gehüllt, nur sein noch mehr als sonst zerzauster Bart erinnerte daran, dass man ihn aus dem Schlaf geholt hatte. Der Bursche aus Nurripur wagte es nicht, dem Herrscher ins Gesicht zu sehen, er warf sich einfach bäuchlings auf den Boden. Anadid verbeugte sich

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