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Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition)

Titel: Drachenspeise: 1 (Ein Märchen für große Mädchen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Alderwood
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tief.
    »Mein Herr Vater, verzeiht die nächtliche Störung! Schreckliche Nachricht brachte man uns aus Nurripur!« Der Prinz verbeugte sich nochmals und hielt inne. Das Protokoll verlangte, dass ihm der Sultan die Erlaubnis gab, weiterzusprechen. Nicht dass Anadid recht viel an den Regeln des Hofes gelegen war, aber er weidete sich innerlich an der Besorgnis, die in den Augen des alten Mannes aufflackerte. Werid nickte ihm ungeduldig zu. 
    »Offenbar ist Avids Schiff gesunken! Der Bote berichtete von einer Explosion jenseits der Klippen!«
    »Weiß man das mit Sicherheit?« Der Sultan war zu sehr Herrscher, um sich eine Gefühlsregung anmerken zu lassen.
    »Nein. Gewissheit kann erst die Morgenflut bringen. Mit ihr gelangt Treibgut an die Strände von Nurripur. Sollte die Windjäger tatsächlich durch eine Detonation zerrissen worden sein, müssten die Wellen ... Überreste an Land spülen, mein Herr Vater!« Anadid gelang es, seine Stimme vor Betroffenheit etwas zittern zu lassen.
    Düster starrte Werid seinen Sohn an. Sein unbewegtes Gesicht ließ nicht erahnen, was in ihm vorging. Rasch sprach Anadid weiter: »Ich werde sofort nach Nurripur aufbrechen und ich verspreche Euch, Herr Vater, ich werde herausfinden, was meinem Bruder zugestoßen ist!«
    Der Sultan nickte bedächtig. Doch als Anadid sich verneigte, um sich zu entfernen, hob er herrisch die Hand.
    »Du wirst Inarad Gur Radem mit dir nehmen, mein Sohn!«
    Anadid erstarrte.
    »Aber der Ehrwürdige Ratgeber ist ein alter Mann! Er wird mich aufhalten!«, wandte er ein. Der Sultan wischte Anadids Worte mit einer wirschen Handbewegung weg.
    »Die Weisheit Inareds wird jede Verzögerung wettmachen! Oder willst du behaupten, dass du Bescheid weißt über all die Gefahren, die draußen auf dem Meer auf Seefahrer lauern?« Ein merkwürdiges Leuchten glomm in des Sultans Augen auf. »Inared ist selbst zur See gefahren, als er ein junger Mann war. Ich habe ihn auf mancher Fahrt begleitet. Er wird die Zeichen der See für dich deuten, Anadid!«
    Stumm verneigte sich Anadid erneut, packte den Boten aus Nurripur, der noch immer schlotternd auf dem Boden lag, am Kragen und zog ihn zu sich hoch. Der Herrscher von Wasserland musterte die beiden jungen Männer durchdringend, bevor er ihnen mit einer Handbewegung erlaubte, sich zu entfernen. Erst als sich die schweren Torflügel hinter ihnen wieder schlossen, barg der Sultan sein Gesicht in beiden Händen.

26.Kapitel: Die Tränen der Braut
     
    Janica tauchte langsam aus einem Traum auf. Ihr war, als hätte Avid ihr Gesicht mit Küssen bedeckt. Sie glaubte, noch immer die Wärme seiner Lippen auf ihren Lidern zu spüren und wagte nicht, die Augen zu öffnen, um nicht den Zauber dieses Augenblicks zu zerstören. Vorsichtig tastete sie über die weiche Matratze ihres Bettes. Aber sie fühlte nur glatte, kühle Seide, nicht die warme Haut Avids, unter der seine festen Muskeln spielten. Ein Hauch Trauer überschwemmte sie. Natürlich, er war gegangen. Zu seinem Schiff! Sein verdammtes Schiff war ihm wichtiger als sie!
    Es gelang ihr nicht, richtig wütend zu werden. Dazu war die Erinnerung an seine Hände auf ihrem Körper zu stark. Janica öffnete voller Bedauern die Augen. Die Strahlen der Morgensonne wurde von den filigranen Fenstergittern zu einem goldenen Muster auf den Marmorfliesen zersplittert.
    Sie schob die zerwühlten Laken beiseite und stand auf. Nachdenklich sah sie an sich herab. Noch immer schien ihre Haut zu kribbeln, noch immer spürte sie dieses leise Pochen in ihrem Unterleib. Dabei hatte sie die letzte Nacht schon wieder allein verbracht, die Dienerinnen hatten inzwischen zu Janicas Bedauern sogar die Laken auf ihrem Bett, die deutliche Spuren der Liebesnacht trugen, entfernt und Avids Duft damit davongetragen. Er hatte ihr erzählt, dass sein Schiff mit der sinkenden Nacht die Klippen queren würde. Der Prinz musste jetzt also schon längst auf dem offenen Meer sein, ringsum von Wasser umgeben, bis zum Horizont nichts als Wasser. Dachte Avid an sie, wenn er hinaussah in diese Unendlichkeit?
    Sie ließ das dünne Nachtgewand zu Boden gleiten und ging zu dem Wasserbecken. Das warme Wasser umschmeichelte ihre nackte Haut, als sie hineinglitt. Es war Janica ein Rätsel, wie die Baumeister des Wasserlandes dieses Bad angelegt hatten, denn das Wasser darin war immer klar und angenehm warm. Es duftete sogar leicht nach irgendwelchen Blüten. Das Baden im Schloss ihres Vaters war hingegen immer eine aufwendige

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