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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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gelegentlich, aber die meiste Zeit starrten sie hinaus aufs Meer. Kemaq fragte sich, wie er ungesehen aus der Fischerhütte verschwinden konnte. Der Strand war voll mit Fremden, auch an der Böschung über dem Strand standen jetzt Wachen, und in der Luft kreisten die fliegenden Götter. Die Hütte hatte nur einen Eingang und keine Fenster – wenn er sie verließ, würde man ihn wahrscheinlich sehen. Bleiben konnte er jedoch auch nicht. Er betete zu Tamachoc, dass dieser ihm helfen möge – und wartete.
    Etwas später lockte ihn das Geschrei vieler Möwen wieder an die Tür. Sie kreisten über etwas, das er wegen der verbrannten Boote nicht gleich sehen konnte. Gebannt starrte er hinüber. Dann kam das Floß in Sicht. Es war schwer beladen. Kisten und Säcke stapelten sich vorn, und seltsame Gestelle aus Erz und Holz, deren Sinn er nicht verstand, waren mit Seilen festgezurrt. Dahinter aber, in der Mitte des Floßes, entdeckte er etwas, das er noch nie gesehen hatte. Staunend blickte er zum Strand hinab. Die Männer sprangen am Ufer ins Wasser, zogen das Floß bis fast an den Strand und begannen, einige Waren an Land zu wuchten. So schufen sie eine Gasse für jene Geschöpfe, die Kemaq nicht aus dem Auge lassen konnte.
    Es waren vierbeinige Wesen, groß, viel größer als Lamas, die meisten mit braunem, fast schwarzem Fell. Sie wurden von den Männern vorsichtig an Land geführt. Unruhig wirkten diese Wesen, vielleicht auch unzufrieden, das konnte Kemaq nicht beurteilen. Was waren das für Tiere? An Land wurden sie aufwendig mit Decken und ledernem Geschirr geschmückt. Sie schienen den Fremden ungeheuer wichtig zu sein. Und dann trat der bärtige Mann, den Kemaq immer mehr für den Anführer der Neuankömmlinge hielt, auf eines dieser Tiere zu und schwang sich mit überraschender Leichtigkeit auf dessen Rücken. Das Wesen tänzelte kurz, und seine Hufe blitzten silbern, dann neigte es das Haupt und stand still. Jetzt geschah sehr viel auf einmal. Die Drachen menschen liefen zu den am Strand liegenden Ankay Yayakuna und kletterten auf deren Rücken, und Männer, die Kemaq für Unterführer der neuen Fremden hielt, schwangen sich in die Sättel anderer vierbeiniger Wesen. Diese gaben seltsame Laute von sich, dann setzten sie sich in Bewegung. Sie waren schnell, vielleicht schneller als Läufer, das erkannte Kemaq gleich. Sie trugen die Männer auf ihrem Rücken mit Leichtigkeit die Böschung hinauf und weiter in die Stadt hinein. Kemaq sah die Helme ihrer Reiter über den Hütten auftauchen, dann waren sie verschwunden. Jetzt erhoben sich auch die fliegenden Götter vom Strand, schwangen sich in die Luft und flogen nach Norden, Richtung Mondfestung.
    Mit offenem Mund starrte Kemaq ihnen hinterher. Unten vom Strand erklang ein lauter, warnender Ruf. Kemaq blickte hinab. Die Männer schoben ein eigenartiges Ding vom Floß an Land, eines der schweren Gestelle, deren Sinn er nicht verstand. Es rollte auf Gegenständen, die wie kunstvoll durchbrochene, runden Baumscheiben wirkten. Und dieses seltsame Ding hatte ein langes Erzrohr auf dem Rücken. Es schien sehr schwer zu sein, denn fast alle Männer, die am Strand waren, kamen zum Wasser hinab, um es zu schieben oder sich in dicke Seile zu spannen, mit denen sie es ins Trockene zogen. Das ist eine gute Gelegenheit, sagte eine innere Stimme. Die Götter waren fort, und die Augen aller Männer dort unten schienen auf das fremde Ding gerichtet. Er schlich aus der Tür, um die Ecke der Hütte und lief los. Ein lauter Ruf ertönte vom Strand. Galt er ihm? Er blickte über die Schulter zurück, aber niemand folgte ihm. Er bog um mehrere Ecken und sah bald die hoch aufragenden Mauern einer Festung vor sich. Viele Hütten schmiegten sich an diese Mauer, die Gassen jedoch lagen wie ausgestorben. Kemaq lief, und da er damit rechnete, dass die fliegenden Götter vor allem in der Nähe der Mondfestung nach ihm suchen würden, hielt er sich nach Osten.
    Er lief durch viele Gassen, schmale, aber auch lange und sehr breite, und er sah viele Hütten und Häuser, manche ganz offensichtlich schon lange aufgegeben, andere in bestem Zustand, aber es war niemand auf der Straße. Die ganze Stadt wirkte wie ausgestorben. Es war unnatürlich still, und der Schall seiner eigenen Tritte hallte laut von den Lehmwänden wider. Eine tiefe Beklemmung bemächtigte sich seiner. Wo waren die Menschen, die hier wohnen mussten? Kemaq sah zwar Zeichen des Verfalls an den verlassen wirkenden Festungen, aber

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