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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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verletzt! Die Sonne schien es verdunkeln zu wollen, doch seht, Inti leuchtet unerschütterlich für uns! Das war der Feind, ihr Krieger, mit furchtbarem Antlitz, doch mit so wenig Kraft. Und morgen werden wir ihn vernichten!«
    Lauter Jubel antwortete auf die Rede des Hohepriesters. Dann rief Huaxamac: » Macht euch bereit, ihr Tapferen, wir marschieren heute Nacht!«
    Begleitet von Felipe, eilte Mila in die große Kammer, um ihren Bericht abzugeben. Mehrere Männer schienen dort zu streiten. Schon auf dem Gang konnte sie die Stimmen ihres Großonkels, Graf Tassilos und Marschall di Collaltos unterscheiden. Zwei weitere Stimmen erkannte sie ebenfalls wieder, nämlich die von Francisco Pizarro und seinem Halbbruder Hernando, eines Mannes, den Mila, obwohl sie ihm nur dreimal kurz begegnet war, bereits unerträglich überheblich fand. Der Streit betraf ganz offensichtlich den Wunsch des Hochmeisters, die Festung des Mondes zur Ordensfestung zu erklären, was, während Mila sich der Kammer näherte, von Francisco Pizarro strikt abgelehnt wurde. Jetzt hörte sie, dass auch Xavier de Paz, der Schatzmeister des Kaisers, dort war, denn dieser versuchte jetzt, den Streit zu schlichten. Er beendete seine Ausführungen jedoch, als sie über die Schwelle der Kammer trat.
    » Ihr seid schon zurück, Comtesse? Ich nehme an, Ihr habt dafür einen guten Grund«, begrüßte sie der Tressler in einem Tonfall, der aussagte, dass er genau das eigentlich nicht annahm.
    » Es kommt ein Heer der Indios aus den Bergen, Ihr Herren«, erwiderte sie knapp.
    Schlagartig wurde es ganz still im Raum, und nur die Schreie der Seevögel drangen noch von draußen herein.
    » Wo ist dieses Heer, und wie groß ist es?«, fragte der Marschall.
    » Nabu und Felipe schätzen ihre Zahl auf zweitausend Krieger, die sich am Fuß der Berge sammeln. Es marschierten jedoch noch einige hundert weitere auf einem schmalen Bergpfad hinab ins Tal. Ich nehme an, der Pfad ist die Fortsetzung der Straße, die von hier durch die Wüste zu den Bergen führt. Ihr werdet sie vielleicht schon bemerkt haben.«
    » Natürlich. Wir haben ihre Botenhäuser dort zerstört«, murmelte di Collalto nachdenklich.
    » Haben die Wilden Euch auch entdeckt, Condesa?«, fragte die schneidende Stimme Francisco Pizarros.
    Sie nickte. » Ich flog mit Nabu einen Scheinangriff, um ihren Mut zu erschüttern, doch sie wichen nicht, auch nicht, als Nabu Feuer spie.«
    » Ihr hattet keinen Befehl für einen solchen Angriff, Comtesse«, ereiferte sich Graf Tassilo.
    » Ah, kommt schon, Tassilo«, rief Francisco Pizarro, » lasst doch der Jugend ihren Übermut! Das war tapfer von Euch, Condesa«, fügte er dann hinzu.
    Obwohl sie sich geschmeichelt fühlte, erwiderte sie: » Ich danke Euch, aber es erscheint mir nicht allzu tapfer, Don Francisco, sich auf dem Rücken eines feuerspeienden Drachen auf einige Indios zu stürzen, die doch derart schlecht bewaffnet sind.«
    » Es sind gottlose Heiden, sie haben nichts Besseres als das Feuer verdient«, warf Hernando Pizarro ein.
    Niemand antwortete darauf, aber dann hörte Mila, dass ihr Onkel sich erhob. » Nun, Ihr Herren, die Sonne geht bald unter, aber ich denke, wir werden rechtzeitig in der Luft sein, um dieses Heer mit einem entschlossenen Angriff zu zerstreuen.«
    Der Marschall und auch Graf Tassilo erhoben sich daraufhin ebenfalls. Aber dann rief Francisco Pizarro plötzlich: » Ich denke, es ist besser, sie nicht anzugreifen.«
    » Nicht angreifen?«, fragte der Marschall und klang einigermaßen verblüfft.
    » Worauf wollt Ihr warten, Don Francisco? Darauf, dass sie uns in unserer Festung belagern und aushungern?«, rief der Hochmeister. » Wisst Ihr nicht, wie es Cortez in Tenochtitlan ergangen ist? Und mit welch knapper Not er entkam?«
    » Cortez hatte keine Drachen«, entgegnete Francisco Pizarro.
    » Und war dennoch siegreich«, fügte sein Halbbruder hinzu.
    » Und wäret Ihr so gütig, uns zu verraten, was Ihr vorhabt, Don Francisco?«, rief der Hochmeister und klang ungehalten.
    Francisco Pizarro schwieg einen Moment, dann erklärte er ruhig: » Diese Indios fürchten Euch und Eure Drachen, aber sie fürchten nicht uns. Ich will ihnen diese Furcht beibringen.«
    » Ihr wollt Euch auf eine Schlacht Mann gegen Mann einlassen?«, fragte di Collalto.
    » So ist es. Hernando, geh hinunter und gib den Männern ihre Befehle. Wir ziehen heute Nacht noch aus, um diesen Heiden einen gebührenden Empfang zu bereiten.«
    » Augenblick – Ihr

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