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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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den Sturz hart ab, und Mila wurde kräftig durchgeschüttelt. Dann spie Nabu Feuer auf die Krieger, die so leichtsinnig gewesen waren, aus ihren Bergen herabzukommen. Seine Schwingen fuhren sausend durch die Luft, und er änderte jäh die Richtung. Mila spürte, wie schwer seine Muskeln arbeiten mussten, um die Höhe zu halten. Er keuchte, holte noch einmal tief Luft, und wieder spürte Mila die Hitze seines Feueratems. Dann stieg er mit starken Flügelschlägen wieder auf. Erst als sie schon ein gutes Stück Höhe gewonnen hatten, hörte Mila das Sausen vereinzelter Pfeile, die an der Drachenhaut abprallten. Der Drache stieg ächzend weiter auf. » Ich hatte beinahe vergessen, wie anstrengend diese Art Angriff ist«, keuchte er.
    Mila klopfte ihm auf die starke Schulter. » Es ist gut gegangen«, rief sie.
    » Wirklich, Prinzessin?«, rief der Drache. » Lass dir von deinem Leibwächter berichten.«
    » Ich fürchte, wir haben wenig erreicht, Condesa«, rief Felipe.
    Sie waren hoch genug, so dass Nabu nicht weiter steigen musste, um den Pfeilen der Indios zu entgehen. Er schien rasch wieder zu Atem zu kommen und flog eine Schleife. » Ich sagte doch, dass so ein Scheinangriff nicht viel bringen wird, Prinzessin«, brummte er.
    » Sie laufen nicht davon?«, fragte Mila enttäuscht.
    » Nein, ganz im Gegenteil, sie rotten sich noch dichter zusammen, Condesa«, berichtete Felipe. » Ich glaube, sie erwarten noch einen Angriff.«
    » Soll ich?«, fragte Nabu.
    Aber Mila wollte nicht: » Wir fliegen zurück und melden dieses Heer dem Hochmeister.«
    » Gut«, erwiderte Nabu, » es widerstrebt mir ebenfalls, gegen diese armen Seelen mit ihren lächerlichen Keulen und Steinpfeilen zu kämpfen.«
    Sie flogen langsam Richtung Stadt. Mila spürte die tief stehende Sonne auf dem Gesicht. » Wenn du dieses Heer meldest, Prinzessin«, gab Nabu zu bedenken, » ist es gut möglich, dass andere Drachen hierhergeschickt werden, und die sind vielleicht weniger rücksichtsvoll als ich.«
    Mila seufzte. » Ich weiß, aber was sollte ich sonst tun?«
    » Nein, du hast Recht. Wenn ein paar meiner Brüder hier erscheinen und aus den Drohungen Ernst machen, werden sie fliehen. Dann ist dieser Spuk schnell beendet. Sie werden nicht so dumm sein, gegen zehn oder zwölf von uns eine Schlacht führen zu wollen.«
    Kemaq starrte dem Drachen hinterher. Neben ihm schoss ein Mann mit dem Bogen Pfeile nach dem fliegenden Gott, aber der war schon lange außer Reichweite. Er legte dem Schützen eine Hand auf den Arm, und dieser ließ zögernd die Waffe sinken. Kemaq sah sich um: Hinter ihnen, keinen Steinwurf entfernt, brannte die Krone einer hohen Kiefer. Überall lagen Krieger auf dem Boden, aber viele waren auch stehen geblieben, hatten dem Feuer getrotzt – und überlebt. Jetzt rappelten sich auch jene auf, die dem Anblick dieses feuerspeienden Wesens nicht gewachsen gewesen waren. Kemaq sah, wie ungläubig die Männer einander anschauten und sich teilweise auch selbst betasteten, als wollten sie nachsehen, ob sie wirklich noch lebten.
    Qupay erhob sich. Sein prachtvoller Mantel war ihm über die Schulter gerutscht und dort zerrissen, sein Helm davongerollt. Verlegen hob er ihn auf und sammelte einige Federn ein, die sich gelöst hatten. » Was war das?«, fragte er heiser.
    » Das war einer jener Götter, die ihr morgen angreifen wollt«, gab Kemaq trocken zurück.
    » Atem aus Feuer«, flüsterte Qupay.
    » Verstehst du nun, dass ich an einem leichten Sieg zweifle?«, fragte Kemaq, aber er erhielt keine Antwort, denn plötzlich erschien Huaxamac, der Hohepriester, auf der Steinpyramide. Er breitete die Arme aus und wartete, bis sich alle Augen auf ihn gerichtet hatten. Tausend Männer starrten erwartungsvoll hinüber zum Altar und zu Intis Hohepriester, der die Arme erhoben hielt, bis auch der letzte Krieger verstummt war. Auch Kemaq konnte seinen Blick nicht von Huaxamac lösen. Endlich sprach er, mit einer lauten und klaren Stimme, die von den Berghängen widerhallte: » Habt ihr es gesehen, ihr Krieger? Dies war der Feind, ein fliegendes Ungeheuer, und machtvoll ist sein Erscheinen. Feuer hat es gespien, und seine Schwingen haben den Himmel verdunkelt.« Dann rief er noch lauter: » Doch hat es auch nur einen von uns zu verletzen vermocht? Feuer regnete vom Himmel, zweimal, doch wo sind die Verwundeten, wo die Toten? Nein, sein Auftreten mag machtvoll scheinen, doch in Wahrheit ist es schwach, und seine Flammen haben keinen von uns

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