Drachensturm
marschierten in grimmigem Schweigen, und keine Trommel schlug, als die Konquistadoren die Festung verließen. Vorneweg ritten die Befehlshaber, ihnen folgten dreißig Reiter auf ihren Pferden, dann, mit schwerem Tritt, die Pikeniere, Arkebusiere und Armbrustschützen, und ganz am Ende zogen Männer die drei leichten Feldgeschütze hinaus, die Pizarro mitgebracht hatte.
» Ist es wirklich so, dass sie die Drachen nicht in der Schlacht haben wollen?«, fragte Felipe wieder. Er war begierig auf die Schlacht gewesen, und als er gehört hatte, dass die Waffenknechte des Ordens in der Festung verbleiben sollten, um sie zu verteidigen, hatte er darum gebeten, wieder mit Mila fliegen zu dürfen. Dem alten Dietmar war das nicht unrecht, er hatte erklärt, dass es ihm auch lieber wäre, nicht wieder mitten im Getümmel zu stecken, da er doch ohnehin kein Krieger war. Auch Ruiz schien ganz zufrieden damit zu sein, in der Festung bleiben zu dürfen. Es wurde immer offensichtlicher, dass der junge Mann ziemlich faul war und sich nur bewegte, wenn es unbedingt sein musste. » Aber dann ist er zuverlässig und schnell«, hatte Felipe behauptet, der sich mit einer Armbrust bewaffnet hatte und nun Mila den Auszug der Konquistadoren beschrieb.
» Sie wollen, dass wir uns zurückhalten und nur in höchster Not erscheinen, Felipe«, beantwortete Mila jetzt seine Frage.
» Aber das verstehe ich nicht«, erwiderte der Waffenknecht.
» Sie haben ihre Gründe«, brummte Nabu. » Aber vielleicht ist es auch nur Hochmut. Wir werden sehen.«
» Dann lass uns fliegen, Nabu, wir haben unsere Order.«
» Wie du wünschst«, antwortete der Drache und sprang von der Mauerkrone in die Luft. Seine Schwingen streckten sich, und rasch gewannen sie an Höhe. Es war späte Nacht, und Felipe verriet Mila, dass der Mond schon bald untergehen würde. » Dann dauert es auch nicht mehr lange, bis die Sonne aufgeht.«
Mila dachte daran, dass sie den Mond noch nie gesehen hatte, aber dann versuchte sie trotz allem, den Flug zu genießen. Eine Weile zogen sie schweigend dahin, und nur das leise Sausen von Nabus Schwingen war zu hören, aber dann fragte Mila: » Wo fliegst du eigentlich hin, Nabu?«
» Zum Berg, wie befohlen, Prinzessin. Warum fragst du?«
» Kann es sein, dass dies nicht gerade der kürzeste Weg ist?«
Nabu schnaubte. » Woher weißt du das?«, fragte er und klang milde erstaunt.
» Ich weiß es einfach. Der Berg liegt doch weiter östlich, oder? Außerdem müssten wir eigentlich schon da sein.«
» Deine Sinne sind wirklich erstaunlich, Prinzessin. Ich fliege einen kleinen Umweg, denn ich will doch sehen, wo diese Indios sich herumtreiben.«
» Aber das ist doch die Aufgabe von Robert de Lanois und Don Gómez«, rief Mila mit leichtem Tadel. Sie wollte nicht schon wieder Ärger mit ihrem Onkel und dem Tressler haben.
» Sie werden uns schon nicht verraten – ah, dort unten.«
» Was ist dort unten?«
An Nabus Stelle antwortete Felipe. Sie spürte, dass er sich weit nach vorn lehnte, um über die Flügel sehen zu können: » Dort unten marschieren sie, nahe dem Fluss, Condesa, und ohne eine einzige Fackel. Sie wären leicht zu übersehen.«
» Unsinn«, brummte Nabu. » Dort drüben fliegt Baal, und dort oben kreist Umun-Schas; diese Indios sind schon lange entdeckt, auch wenn sie es vielleicht noch nicht wissen. Niemand kann sich vor den Augen eines Drachen verstecken.«
» Dann bring uns jetzt zum Berg, Nabu. Wir werden sicher schon erwartet.«
Noch vor dem Morgengrauen ließ Huaxamac halten. Die Krieger stärkten sich noch einmal, und dann begann der Hohepriester mit den Hauptleuten, die Männer für die Schlacht zu ordnen. Steinschleuderer und Bogenschützen verteilten sich auf die Flanken, und die Hundertschaften der Speerträger und die Krieger nahmen in der Mitte Aufstellung und entfalteten die Regenbogenbanner. Kemaq sah staunend, mit wie viel Ruhe all das geschah. Obwohl es noch sehr dunkel war, gab es keinerlei Durcheinander. Jeder schien seinen Platz zu kennen, und wenn er ihn doch nicht kannte, lenkte ihn ein leiser Ruf seines Hauptmannes an die richtige Stelle. Dann kam einer der Hauptleute zu Kemaq. » Bist du jener Chaski, der ein Bruder von Jatunaq ist?«, fragte der Mann.
Kemaq nickte.
» Dein Bruder war ein guter Krieger, einer der besten.«
» Es ist nicht gesagt, dass er tot ist«, gab Kemaq zurück.
» Es wäre ein großer Gewinn für uns, wenn er noch lebte, Chaski, ich bin jedoch nicht hier, um
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