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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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brummte, schüttelte den massigen Kopf und sagte: » Jetzt nicht, Prinzessin.«
    Aber da merkte sie schon selbst, dass es zu anstrengend war, und sie sah nichts anderes außer tiefe Dunkelheit.
    Endlich hatte auch Kemaq den ersten Bergkamm erreicht, und Mocto hing schwer in seinem Arm. Selbst die Lust am Schimpfen war ihr vergangen. Es war noch lange nicht der höchste Punkt ihrer Wanderung – vor ihnen lagen schneebedeckte Gipfel, und schon jetzt ließ ein eisiger Wind Kemaq frieren. Er blickte zurück. Er konnte Tikalaq nicht sehen, denn andere, niedrigere Bergrücken verbargen die Stadt, aber dennoch suchte er nach ihr, denn er hatte das Gefühl, als würde er sie nie wiedersehen.
    » Was ist das?«, fragte ein älterer Mann hinter ihm. Es war nicht Melap – der schien zurückgefallen zu sein, denn Kemaq konnte den Chachapoya nicht mehr sehen.
    » Was meinst du?«, fragte er.
    » Dieser Vogel dort. Er sieht zu groß aus für einen Kondor.«
    Kemaq folgte dem Blick des Mannes, der Tracht nach ein Yunga, und sah den schwarzen Punkt jetzt selbst. » Es ist auch kein Kondor«, sagte er heiser, » es ist einer der fliegenden Götter.«
    » Inti steh uns bei!«, entfuhr es dem anderen. » Ich glaube, er will nach Tikalaq.«
    » So waren die Priester doch weise, als sie uns befohlen haben, die Stadt zu verlassen«, meinte der Yunga.
    » Unsinn«, schnarrte Mocto, die wieder zu Atem gekommen schien. » Sie gehen, weil es ihnen befohlen wurde. Wären sie klug, wären sie geblieben, und wir ebenso. Wir können doch den fliegenden Göttern nicht ewig davonlaufen. Aber sie sind dumm, unsere Priester.«
    » Weiter jetzt, Mocto«, murmelte Kemaq, denn nun wurden ihm die Reden der Alten langsam unheimlich. Wie hätten die Priester sich weigern können, dem Befehl des Sapay Inka zu folgen? Das war die Ordnung der Dinge. Wenn man sie umstieß … Er dachte den Gedanken nicht zu Ende, denn ihm fiel das Wort wieder ein, dessen Bedeutung ihm Pitumi erläutert hatte: Pachakuti. Die Zeitenwende, ein Umsturz der Ordnung; vielleicht war es das, was geschehen musste. Pitumi schien damit Hoffnungen zu verbinden, die er nicht verstand.
    » Wir könnten noch warten, Prinzessin«, meinte Nabu, » warten, bis Ianus und Schamasch hier sind.«
    Er flog eine erneute Schleife.
    » Aber weder du noch Ruiz können dort unten auch nur eine Spur von Leben entdecken, Nabu, also lass uns landen«, widersprach Mila.
    » Ich traue dem Frieden nicht«, erwiderte der Drache und flog noch einmal über die Stadt. Aber auch bei diesem Überflug sahen weder er noch Ruiz Anzeichen, die darauf hingedeutet hätten, dass dort unten noch jemand war.
    » Lass uns endlich landen, Nabu, ich will die Erste sein, die einen Fuß in diese Stadt setzt!«, drängte Mila, und schließlich gab der Drache nach. Er landete auf einem Platz, der, wie Ruiz erklärte, mitten in der Stadt lag. Kaum hatte Nabu aufgesetzt, sprang Mila auch schon aus dem Sattel. Sie hatte mittlerweile ein gutes Gefühl dafür, wie hoch sie auf Nabus Rücken saß, und so wagte sie den Sprung in die Dunkelheit, ohne sich zu verletzen.
    » Diese Stadt ist ganz anders als Chan Chan, Nabu!«, rief sie. Sie lauschte auf das Echo ihrer Stimme. Es brach sich hart und kühl an den Wänden der Häuser und engen Gassen.
    » Was meinst du, Prinzessin?«, fragte der Drache.
    » Stein – diese Stadt ist ganz aus Stein gebaut, und nicht aus Lehm.«
    » Woher wisst Ihr das, Condesa?«, fragte Ruiz staunend.
    » Ich höre es am Klang unserer Stimmen, und ich spüre selbst durch die Sohlen meiner Stiefel, dass dieser Platz gepflastert ist.«
    Sie lauschte wieder. Für einen Augenblick war ihr, als hätte sie in der Ferne leichte Schritte gehört. Sie gab ihren beiden Begleitern ein Zeichen, dass sie ruhig sein sollten, aber da näherten sich zwei Drachen im Gleitflug mit leisen Rufen. Mila hörte den Wind, der über ihre Flügel strich. Die Schritte waren fort, und Mila sagte sich, dass es wohl nur ein Echo ihrer eigenen Schritte gewesen war. Einer der beiden Drachen setzte keuchend dicht neben Nabu auf.
    » Ich grüße Euch, Don Mancebo, willkommen in meiner Stadt!«, rief Mila übermütig.
    » Sie scheint wirklich verlassen zu sein«, rief der Maure laut, und Mila begriff, dass er mit dem Ruf nicht sie, sondern Sir William meinte, der auf Schamasch noch über ihnen kreiste.
    » Ich werde es melden«, rief Sir William zurück, und dann entfernte sich Schamasch wieder. Sein Flügelschlag wurde schnell leiser.
    » Ihr

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