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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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führte Mila ins Haus hinein. Ruiz folgte ihnen murrend mit den bescheidenen Vorräten, die sie in ihren Sätteln mitgeführt hatten. Nabu hatte ein paar Lamas in den Hängen über der Stadt gesehen und wollte noch einmal los, um frisches Fleisch zu besorgen.
    » Es gibt Vorräte in dieser Hütte, Bohnen, Mais und diese Erdäpfel, die sie essen«, stellte Ruiz erfreut fest.
    » Frisches Fleisch ist mir lieber, und euch sollte es eigentlich auch lieber sein, denn vielleicht haben die Menschen ihre Nahrung vergiftet, bevor sie verschwanden«, meinte Nabu.
    » Dann hoffe ich, dass sie ihre Lamas nicht auch noch vergiftet haben«, erwiderte Mila lächelnd und lauschte Nabu hinterher, als dieser sich davonmachte. Ianus rollte sich vor dem Haus zusammen und gähnte. » Dieses Fliegen in großen Höhen ist wirklich ermüdend«, stellte er fest.
    » Aber schlaf nicht ein, bevor Nabu zurückkehrt«, mahnte Don Mancebo, » du bist schließlich unsere Wache.«
    » Meinetwegen«, brummte Ianus und gähnte noch einmal.
    Don Mancebo verschwand im Haus, um Ruiz dabei zu helfen, es für die Nacht herzurichten. Mila blieb noch einen Augenblick auf dem Platz zurück. Ein kalter Wind strich flüsternd um die leeren Häuser, und wieder hatte sie das vage Gefühl, dass dort doch noch jemand war. Sie lauschte, aber dann gähnte Ianus wieder so herzhaft, dass er alle Geräusche des Abends verschluckte.
    Sie stiegen immer noch den schmalen Weg hinauf, obwohl es schon dunkel war und es viel zu wenige Fackeln gab. » Was denken die Priester nur? Dass der Schnee ausreicht, um uns zu leuchten?«, murrte die alte Mocto. » Ich werde mir noch das Genick brechen. Wann wollen sie uns endlich rasten lassen?«
    » Hier oben können wir schlecht Halt machen, Mutter Mocto«, antwortete Kemaq. Er fror und hätte sich gewünscht, einfach laufen zu können, um sich aufzuwärmen.
    » Unsinn«, schnarrte Mocto zurück. » Meine Ohren sind vielleicht alt, aber ich höre doch, dass da unter uns, gar nicht weit, ein Bach rinnt. Dort hätten wir sogar frisches Wasser.«
    » Und wie willst du da hinunterkommen?«, fragte der Yunga, der schon seit Längerem hinter ihnen lief.
    » Ihr würdet mich tragen, ganz einfach«, erwiderte Mocto schnippisch.
    Der Yunga lachte, ein Geräusch, das eigenartig kalt von den Berghängen widerhallte. Der Zug stockte.
    » Ich glaube, die Priester haben dich gehört«, meinte Kemaq.
    » Das wäre ein Wunder«, antwortete die Alte trocken.
    » Was ist denn los da vorn?«, rief jemand von weiter hinten. Aber schon setzte sich der Zug wieder in Bewegung. Dann pflanzte sich ein Gerücht durch die Reihe fort – es hieß, die Spitze des Zuges habe eine Hochebene erreicht und bereite dort die Rast vor.
    » Hier oben?«, fragte der Yunga. » Wir werden erfrieren.«
    » Erfrieren oder uns das Genick brechen, das macht keinen großen Unterschied«, meinte Mocto. » Diese Priester haben nicht an Fackeln gedacht, da wage ich kaum zu hoffen, dass wir genug Dung haben, um die Feuer über Nacht in Gang zu halten. Holz werden wir hier ja wohl keines finden.«
    » Du bist eine Schwarzseherin, Mütterchen«, sagte der Yunga.
    Mocto schnaufte nur zur Antwort und stapfte an Kemaqs Arm weiter voran.
    Ruiz war als Koch zwar nur mäßig begabt, aber damit immer noch talentierter als Mila oder Don Mancebo. Nach kurzem Zögern hatten sie sich entschlossen, die Vorräte, die sie gefunden hatten, für vertrauenswürdig zu halten, und bald zog ein Geruch von Bohnen und Erdäpfeln durch das Haus.
    » Es ist schlicht, aber ganz behaglich«, meinte Don Mancebo nach dem kurzen Mahl. » Die Bewohner müssen wirklich in großer Eile aufgebrochen sein, denn es sind gut gearbeitete Teppiche und Decken zurückgeblieben. Auch ihr Tongeschirr haben sie nicht mitgenommen – fast möchte man glauben, sie hätten dieses Haus für uns vorbereitet.«
    » Ich denke doch eher, sie sind vor uns geflohen, und ich bin dankbar, dass sie die Häuser nicht niedergebrannt haben«, erwiderte Mila nachdenklich. Wir verbreiten Angst und Schrecken, dachte sie.
    » In der Tat«, stimmte der Maure zu. » Diese Stadt ist bemerkenswert, vor allem die Höhe, in der sie angelegt ist. Es mag sein, dass es in den Alpen oder den Pyrenäen auf ähnlicher Höhe auch Dörfer und Gehöfte gibt, aber dies hier ist eine richtige Stadt, für vielleicht drei- oder viertausend Menschen. Etwas Vergleichbares gibt es in der ganzen Alten Welt nicht.«
    » Nabu sagte, wir seien auch noch gar nicht im

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