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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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außer Äckern nur die verlassenen Gehöfte und kleinen Siedlungen der Indios zu finden sind.«
    Ihr Großonkel, der bislang geschwiegen hatte, räusperte sich und sagte dann: » Es sieht wirklich so aus, als würde Atahualpa alle Hindernisse beseitigen, die zwischen uns und Caxamalca liegen. Ich glaube aber immer weniger, dass das gut für uns ist, Don Francisco. Es erscheint mir wie ein Weg, der freigeräumt wird, damit das Vieh leichter zur Schlachtbank findet.«
    » Vergleicht Ihr Eure Waffenbrüder mit Rindern oder Schweinen?«, fuhr ihn Hernando Pizarro wütend an.
    » Nicht im Traum, Don Hernando«, entgegnete der Hochmeister des Drachenordens, und Mila war sich sicher, dass er dabei lächelte. » Ich meine jedoch, wir sollten dieser tückischen Einladung nicht länger Folge leisten. Atahualpa und sein Heer sind im Norden; warum also gehen wir nicht nach Süden? Der Weg zu ihrer Hauptstadt Cuzco scheint doch frei zu sein.«
    Mila fragte sich, wie viel von dem, was er hier hörte, der Gesandte verstehen mochte. Er war schweigsam, und Mila war sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt noch auf seinem Platz saß.
    » Bei meiner Ehre! Ich habe diese Einladung angenommen, und wir werden ihr folgen!«, rief Don Hernando wütend.
    » Beruhige dich, Hernando, nichts anderes habe ich vor«, erklärte Francisco Pizarro gelassen, dann fuhr er fort: » Euer Vorschlag, Don Maximilian, wäre klug, wenn es darum ginge, dem Feind auszuweichen und ihm ein oder zwei Städte abzunehmen. Aber ich will Atahualpa nicht aus dem Weg gehen, ganz im Gegenteil. Nur, wenn wir den Herrscher der Indios in die Schranken weisen, kann es uns gelingen, hier Erfolg zu haben. Nur, wenn die Eingeborenen sehen, dass ihr Herrscher, den sie für einen Gott halten, von uns besiegt wird, werden sie sich unserer Sache anschließen. Wir können im Übrigen darauf bauen, dass uns Almagro mit seinen Männern und Euren Drachen dort zu Hilfe kommt. Er wird sich beeilen müssen, aber er kann beinahe zeitgleich mit uns in Caxamalca eintreffen. Und morgen werden Eure Drachen den Weg zur Gänze erkunden. Der Gesandte hat uns zwar versprochen, dass der Weg frei ist, aber es ist mir doch lieber, wenn wir es mit unseren eigenen – beziehungsweise den Augen der Drachen – sehen.«
    » Und auch Gott ist auf unserer Seite, vergesst das nicht, Don Maximilian«, verkündete Pater Valverde salbungsvoll. Und damit war die Diskussion beendet.
    » Wisst Ihr, Comtesse«, sagte Meister Albrecht, als er später mit Mila durch das Lager ging, » ich bewundere Euch Tag für Tag mehr.«
    » Bewundern? Aber weswegen denn?«, fragte Mila erstaunt.
    » Eure Beschreibung der Landschaft, die vor uns liegt – sie war so detailliert, dass man meinen könnte, Ihr hättet sie wirklich gesehen.«
    » Nabu hat mir sehr geholfen«, sagte Mila und fühlte sich ertappt.
    » Ja, diese Drachen können sehr hilfreich sein, wenn sie nur wollen. Allerdings habe ich den Eindruck, dass sie den Spaniern und ihren Plänen eher gleichgültig gegenüberstehen.«
    » Wie kommt Ihr darauf?«, fragte Mila, obwohl sie wusste, dass er Recht hatte.
    » Nun, es ist ein offenes Geheimnis, dass sie sicher nicht hier sind, um das Wort Gottes zu verbreiten, ebenso wenig interessiert es sie, ob Kaiser Karl nun ein paar Städte mehr zu seinem Reich zählen kann oder nicht. Das Einzige, was sie zu interessieren scheint, ist Pachakamaq, wenn auch nicht aus Gründen der Wissenschaft.«
    Mila musste an das denken, was ihr die alte Frau am Tor erzählt hatte. » Erinnert Ihr Euch an die alte Indio-Frau, die ich vorhin erwähnt habe, Meister Albrecht?«
    » Die aus der verlassenen Stadt? Natürlich«, antwortete der Gelehrte.
    Aus irgendeinem Grund zögerte Mila plötzlich, dem Alchemisten von dem Gespräch zu erzählen. Er war freundlich zu ihr und nahm sie ernst, was nicht viele im Lager taten, doch gleichzeitig war er manchmal auch erschreckend kaltherzig. Außerdem fragte sie sich immer noch, was er mit Balian und Konrad von Wolfegg zu schaffen hatte.
    » Comtesse?«, fragte der Gelehrte freundlich.
    Sie überwand ihre Zweifel. Er war wohl der Einzige, der ihr in dieser Angelegenheit weiterhelfen konnte. Also erklärte sie: » Diese Frau sah Nabu, und sie sagte, er habe Ähnlichkeit mit einem Gott namens Tamachoc. Sie nannte ihn auch Regenschlange. Ist Euch der Name geläufig?«
    Der Alchemist blieb stehen und fasste sie hart am Arm. » Tamachoc? Nein. Was sagte sie über diesen Gott?«
    » Leider nur wenig. Ich

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