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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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fragte sie, ob es derselbe sei wie Pachakamaq, aber das verneinte sie.«
    » Tamachoc …«, murmelte der Gelehrte. » Diese Frau, sie war nicht aus der Stadt, in der Ihr sie getroffen habt, oder?«
    » Nein, und deshalb erzähle ich es Euch, Meister Albrecht, ich weiß zwar nicht, wo sie herkam, aber sie sagte, sie will in eine Stadt namens Tanyamarka.«
    Der Alchemist hatte immer noch ihren Oberarm im Griff. Jetzt drückte er so fest, dass es Mila beinahe schmerzte. » Sagte sie wirklich Tanyamarka?«
    Mila nickte.
    » Erstaunlich! Aufregend! Ein Gott namens Tamachoc, der einem Drachen ähnelt und aus der Gegend von Tanyamarka kommt! Das ist wirklich eine Entdeckung, Comtesse!«
    » Es freut mich, wenn ich Euren Forschungen helfen kann, Meister Albrecht. Und was bedeutet es?«
    » Oh, das weiß ich noch nicht, aber Ihr habt mir wirklich sehr geholfen, Comtesse, wirklich sehr! Und ich muss leider sagen, dass Ihr die Einzige seid, die meinen Forschungen nicht mit Ignoranz oder Desinteresse gegenübersteht.«
    » Was ist mit Graf Balian und seinem Bruder Konrad?«, fragte Mila, einer Eingebung folgend.
    » Die Wolfeggs? Was soll mit ihnen sein?«, fragte der Gelehrte, und seine Hand ließ ihren Arm plötzlich los.
    » Mir schien, dass sie des Öfteren Eure Gesellschaft suchten, Meister Albrecht.«
    » Oh, die beiden Grafen, nun, wenn sie irgendetwas brauchen, dann kommen sie zu mir, oder wenn es um meine Forschungen zu Silber oder Gold geht. Aber nie haben sie etwas beigetragen, so wie Ihr, Comtesse.«
    Bevor Mila aber die günstige Gelegenheit zu weiteren Fragen nutzen konnte, rief der Alchemist euphorisch: » Kein Zweifel, Ihr bringt mir einen weiteren Hinweis auf den Azoth! Ein Drache, das reine Silber, Tamachoc, wunderbar.«
    » Vielleicht ist es aber nur ein alter Aberglaube der Indios, Meister Albrecht«, wandte Mila vorsichtig ein.
    » Das erfahren wir wohl nur, wenn wir dort hingehen. Entschuldigt mich, aber ich muss dringend mit Don Francisco sprechen, Comtesse. Er muss unsere Pläne ändern!«
    Schon hörte sie ihn davonstürmen, und nur ein Hauch von Schwefel blieb in der dünnen Luft zurück. Mila musste lächeln. Der Gelehrte war so von seinen Forschungen besessen, dass er offenbar wirklich annahm, er könne Pizarro dazu bringen, nach Tanyamarka statt nach Caxamalca zu gehen, und das konnte sie sich nun gar nicht vorstellen.

18 . Tag

    Kemaq lief durch die verlassen liegenden Felder von Caxamalca. Der Hohepriester hatte sich, kaum dass Kemaq zu ihm zurückgekehrt war, entschlossen, ihn zu Atahualpa vorauszuschicken. Das war Kemaq aber nur recht, denn er fühlte sich auf der Straße wohler als in Gesellschaft der Krieger und Priester. Außerdem bedeutete es, dass er einen Tag ohne Streit mit seinem Bruder erleben würde. Er fragte sich, ob er den Sapay Inka selbst zu Gesicht bekommen würde. Man schickte ihn ins Lager, aber vermutlich würde er seine Botschaft einem anderen Läufer oder einem der sicher zahlreichen Unterbefehlshaber Atahualpas übergeben müssen. Er versuchte sich einzureden, dass das auch besser war, fühlte er sich doch in Gegenwart von hohen Würdenträgern immer etwas unwohl, aber dennoch, den Sapay Inka hätte er gerne gesehen. Mit ihm zu sprechen, daran war nicht zu denken, der Sohn der Sonne sprach sicher nicht mit einem einfachen Chaski, aber ihn wenigstens sehen, das wollte Kemaq schon.
    Mit diesen Gedanken – das Lager konnte nicht mehr weit sein – näherte er sich dem nächsten Chaskiwasi, und im Gegensatz zu allen anderen Botenhäusern, die er bisher entlang der Hochlandstraße gesehen hatte, war dieses nicht verlassen. Ein Mann stand vor dem Eingang und schien sich mit jemandem im Inneren des Hauses zu unterhalten. Kemaq lief etwas langsamer. Etwas war eigenartig an diesem Haus, nein, an dem Mann, der davorstand. Der hatte ihn jetzt gesehen und rief etwas nach drinnen. Zwei andere Männer traten auf die Straße. Kemaq wurde noch langsamer. Das waren keine Läufer. Es schien sich um Krieger zu handeln. Kemaq bekam ein ungutes Gefühl. Was wollten diese Krieger in einem Botenhaus?
    » Wohin des Weges, Chaski?«, rief ihn einer der Männer an. Seine rechte Hand lag auf dem Streitkolben, der im Gürtel steckte. Er war grauhaarig, und seine abgenutzte Waffe und eine lange Narbe auf dem Unterarm wiesen ihn als erfahrenen Kämpfer aus.
    » Zum Lager von Atahualpa Inka«, rief Kemaq. Der Grauhaarige trug einen Schild über der Schulter, die anderen beiden hatten die Schnüre ihrer

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