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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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gekämpft und gesiegt. Wir fürchten euch nicht.«
    Pitumi lachte leise. » Gegen mein Volk? Ihr habt gegen Inka, Chimú und Yunga gekämpft, doch noch nicht gegen Chachapoya.«
    Dann verstummte sie, und Nabu schnaubte verblüfft.
    » Was ist los, Nabu?«, fragte Mila flüsternd.
    » Sie ist weg«, erwiderte er.
    » Ich höre aber ihre Schritte nicht«, wandte Mila leise ein.
    » Ich auch nicht. Sie ist einfach im Nebel verschwunden.«
    Jetzt knackte doch etwas im Wald. Wieder, lauter und näher. Dann brach ein Ast.
    » Was ist das, Nabu?«, fragte Mila besorgt.
    Holz knarrte, als würde es lange, ganz lange gebogen. Plötzlich zerbrach es. Vögel stoben auf, und der ganze Wald raschelte, wie von einem überraschenden Windstoß, aber es herrschte Windstille auf dem Hügel. Mila spürte ein Zittern, das durch den Boden lief.
    » Steig auf, Mila«, zischte Nabu leise. » Schnell!«
    Wieder knarrten Bäume, als würden sie von einem großen Tier zur Seite gebogen, aber sie schienen weit voneinander entfernt zu stehen. Was immer dort im Wald war, es musste gewaltig sein. Oder waren es mehrere Wesen, die durch die Nacht schlichen? Mila tastete nach den Riemen von Nabus Gurten. Der Boden unter ihren Füßen bewegte sich plötzlich, als würde eine Schlange erwachen. Mit einem erschrockenen Schrei schwang Mila sich auf Nabus Rücken, und keine Sekunde später waren sie in der Luft.
    Nabu strebte rasch in höhere Lagen, und Mila sicherte mit zitternden Händen die Gurte.
    » Was war das, Nabu, was war das nur?«
    » Eine Täuschung«, erwiderte Nabu heiser. » Irgendein Trick dieser Frau. Vielleicht waren es auch mehrere Indios, die sich dort versteckt hatten.«
    » Aber der Boden, er hat sich bewegt.«
    » Das hast du dir nur eingebildet, Prinzessin«, behauptete der Drache mit wenig Überzeugungskraft.

20 . Tag

    Im Morgengrauen meldeten die Wachposten, dass sie in einiger Entfernung, noch jenseits von Caxamalca, einen ungewöhnlich großen Kondor gesehen hätten. Er sei sehr tief über die Felder Richtung Süden geflogen. Sofort geisterte das Gerücht durch das Lager, es sei gar kein Kondor, sondern einer der fliegenden Götter der Fremden gewesen, und es beunruhigte die Krieger besonders, dass er von Norden gekommen war, denn sie erwarteten den Feind doch von Süden. Kemaq hörte die Gerüchte, und die Huanca-Krieger, mit denen er das Zelt teilte, fragten ihn nach seiner Meinung. Irgendwie hatte sich bis zu ihnen herumgesprochen, dass er die fremden Götter mit eigenen Augen gesehen hatte. Seitdem waren sie wesentlich freundlicher zu ihm. Kemaq gab sich ausweichend und sagte nur: » Meines Wissens gibt es in unseren Bergen immer noch mehr Kondore als Ankay Yayakuna.« Danach verließ er das Zelt mit der Behauptung, er müsse nach seinem Bruder suchen. Vor dem Zelt erlebte er eine Überraschung, denn einige Krieger hatten dort gelagert. Jetzt erhoben sie sich und sahen ihn erwartungsvoll an. Es waren Marachuna, Männer seines Volkes, und einer von ihnen fragte: » Bist du der Chaski, der schneller läuft als die Götter?«
    Kemaq hatte nicht die leiseste Ahnung, was er darauf erwidern sollte. Es war sein Bruder Qupay, der ihn aus dieser Verlegenheit befreite. » Niemand ist schneller als die Götter, Mann!«, herrschte er den Krieger an. » Und du, Läufer, komm, denn Huaxamac will dich sehen.«
    Kemaq war trotz dieses Befehlstons selten so froh gewesen, seinen Bruder zu treffen. » Ich danke dir«, sagte er schlicht.
    Qupay schnaubte nur zur Antwort. Er schien schlecht gelaunt zu sein.
    » Was will Huaxamac von mir?«, fragte Kemaq weiter.
    » Wirst du schon sehen«, erwiderte sein Bruder einsilbig, weshalb Kemaq annahm, dass Qupay es selbst nicht wusste.
    Die Sonne war bereits aufgegangen, als Nabu meldete, dass er die Feuer von Pizarros Lager im Morgendunst sehen konnte. Mila zuckte in ihrem Sattel zusammen. Sie war übermüdet, denn viel hatte sie in der vergangenen Nacht nicht geschlafen. Noch immer saßen ihr die Schrecken der unheimlichen Ereignisse in den Knochen. Sie versuchte, die Müdigkeit abzuschütteln. » Sie sind noch nicht aufgebrochen?«, fragte sie.
    » Nein, das nicht, aber ich nehme an, dass sie sich für den Marsch vorbereiten. Sehen kann ich es allerdings nicht, denn es hängt ein zäher Nebel über dem Boden. Halte dich fest, wir landen.«
    Der Drache legte sich sanft auf die Seite, um in einer engen Kurve die Landung einzuleiten. Plötzlich gab es einen leisen Knall, und der Sattel geriet ins

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