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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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diesen Pfad schnelle Beine brauchen, Chaski.«
    » Aber was habe ich damit zu tun? Ich bin nur ein einfacher Läufer!«, rief Kemaq.
    » Du glaubst an Tamachoc, und deine Wurzeln liegen in Tanyamarka, und deshalb erwartet dich Pitumi dort.«
    » Pitumi ist in Tanyamarka?«, fragte Kemaq. Er hatte in den vergangenen Tagen oft an sie gedacht.
    Melap überlegte einen Augenblick. Dann sagte er langsam, als müsse er Wort für Wort auf seine Richtigkeit überprüfen: » Noch nicht. Sie ist auf dem Weg. Aber sie wird aufgehalten. Am Fluss.«
    Mila hielt die Hände ans prasselnde Feuer. Sie hatte unter Nabus Anleitung Holz gesammelt und von den verkrüppelten Bäumen gebrochen. Nabu hatte sich ganz prächtig darüber amüsiert, dass seine blinde Reiterin in ihrer schweren Rüstung nach seinen Anweisungen durchs Unterholz gestolpert war. Dann hatte er das Feuer mit dem Hauch einer Stichflamme entzündet. Sie fragte sich, wie lange es brennen würde. Nabu hatte sich halb zusammengerollt, und sie fühlte seine Wärme und hörte seinen mächtigen, ruhigen Herzschlag. Nebel zog vom Fluss herauf. Das spürte sie, ohne dass Nabu es ihr zeigen oder sagen musste. Verglichen mit der dünnen Luft der Hochebene war die Luft hier schwer von Feuchtigkeit. Sie hätte gerne den eisernen Harnisch abgelegt, aber Nabu erlaubte es nicht. Sie lauschte auf die Geräusche der Nacht. Zikaden sangen unten am Fluss, und unbekannte Vögel ließen ihre dunklen Rufe hören. Es klang friedlich. Ihr fiel wieder auf, wie fremd dieses Land doch war. Nabu gähnte herzhaft.
    » Glaubst du, wir sind hier sicher?«, fragte sie.
    » Ich möchte den sehen, der so dumm ist, sich mit einem Drachen anzulegen«, erwiderte Nabu. » Schlaf ruhig, Prinzessin, hier oben kann dir nichts geschehen.«
    Mila träumte von den bleichen Flammen, sie schienen nach ihr zu greifen, sie verschlingen zu wollen. Ein warnendes Knurren weckte sie. Sie schreckte hoch. Sofort spürte sie die Feuchtigkeit dichten Nebels. Nabu knurrte wieder leise und hob den Kopf. Offenbar erkannte er eine Gefahr. » Was ist denn los?«, fragte sie flüsternd und griff nach ihrem Stab.
    » Da kommt jemand«, erwiderte er.
    Jetzt hörte auch Mila leise Schritte im Unterholz. » Vielleicht ein Tier?«, fragte sie unsicher.
    » Das gefährlichste von allen«, antwortete Nabu. » Ein Mensch.«
    Mila lauschte auf die Schritte. » Er schleicht sich nicht an«, stellte sie fest. » Ein Indio, jedenfalls niemand, der schwere Stiefel trägt«, fügte sie hinzu.
    Die Schritte kamen rasch näher. Mila hörte, wie einige Äste zur Seite gebogen wurden.
    » Lege Holz ins Feuer, Prinzessin, ich will sehen, mit wem wir es zu tun haben«, meinte Nabu.
    Mila tastete nach dem Holz. Viel war es nicht. Sie warf einige Äste in die Glut und erhob sich. Den Stab hielt sie kampfbereit, die Hand über dem Mechanismus, der die Klinge hervorspringen ließ.
    » Ah, du bist es«, sagte der Drache überrascht, als die Schritte stehen geblieben waren.
    » Wer?«, fragte Mila.
    » Ich habe euch gewarnt«, sagte eine klare Stimme.
    » Pitumi?«, fragte Mila ungläubig.
    » Warum seid ihr hier? Sollte euresgleichen nicht nach Caxamalca ziehen?«, fragte die Indio-Frau feindselig.
    » Sag dem Weib, dass wir dahin gehen, wohin wir wollen, Prinzessin«, knurrte Nabu nach Milas hastiger Übersetzung.
    » Was gibt es in Tanyamarka, was du vor uns verbergen willst?«, fragte Mila stattdessen. Pitumi hatte die Stadt nicht erwähnt, aber demzufolge, was der Alchemist gesagt hatte, lag sie am Fuß der Chachapoya-Berge.
    Pitumi schwieg einen Augenblick, dann sagte sie mit kalter Stimme: » Etwas, das euch nicht gehört. Etwas, das ihr nicht verstehen und dessen wahren Wert ihr nicht erkennen könnt. Ihr habt die Grenze unseres Landes erreicht. Wenn ihr diesen Fluss überquert, werden viele von euch sterben. Haltet Euch fern!«
    Mila dachte nach. Sie kannte den Alchemisten mit seiner unersättlichen Neugier, und sie kannte Pizarro in seiner Skrupellosigkeit. Da diese Männer ahnten, dass es in Tanyamarka etwas von Wert gab, würden sie sich von ein paar Indios nicht aufhalten lassen. Sie sah jedoch keine Veranlassung, dieser Indio-Frau, die hier in der Nacht erschien und ihr drohte, irgendetwas von diesen Gedanken mitzuteilen. Ihr Stolz meldete sich, und sie erklärte: » Ich reite auf einem Drachen, Pitumi. Weder dieser Fluss noch die Berge können uns aufhalten, und schon gar nicht deine Drohungen. Wir haben gegen dein Volk auf dem Schlachtfeld

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