Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
könne. So ein Stein konnte doch unmöglich beides tun!
    Sie seufzte. Sie hatte andere Sorgen: Immer noch suchte sie Ruiz, der sich wahrscheinlich in irgendeiner Ecke verkrochen hatte und so tat, als würde er sie nicht rufen hören. Sie brauchte ihn. Er musste Nabu das Geschirr anlegen, für die Schlacht, die kaum noch zu vermeiden war. Ruiz tauchte dann doch bald danach auf. Er hatte Frühstück besorgt, Mila war jedoch nicht hungrig.
    » Aber Ihr müsst essen, Condesa, denn der Tag wird lang und sicher auch schwer«, sagte der Waffenknecht mit ungewohnter Fürsorge.
    » Vielleicht später, Ruiz, doch jetzt komm, Nabu wartet schon darauf, dass wir ihm das Geschirr anlegen.«
    Ruiz folgte ihr hinauf auf die Mauer, wo die Drachen und auch die Ritter in der Nacht geruht hatten. Als sie den Mauerkranz erreichten, blieb der Spanier stehen.
    » Was ist denn nun schon wieder, Ruiz?«
    » Die Indios. Auf dem Hügel. Sie bauen die Zelte ab, Condesa«, sagte Ruiz.
    » Alle?«, fragte Mila ungläubig.
    » Alle, Condesa«, erwiderte Ruiz.
    Kemaq wurde unsanft geweckt. Jemand schüttelte ihn an der Schulter. Er schlug die Augen auf.
    » Huaxamac sucht dich schon«, zischte Qupay.
    » Mich?«, fragte Kemaq. Er setzte sich auf. Er fror und stellte erstaunt fest, dass er nicht in einem Zelt war. Dann fiel ihm ein, dass er sich in der Nacht an einen Stein gesetzt und stundenlang hinüber zur Stadt gestarrt hatte. Offenbar war er dabei eingeschlafen. Um ihn herum war das Lager in Bewegung geraten. Die Krieger begannen, die Zelte abzubauen.
    » Huaxamac will, dass du in seiner Nähe bleibst, denn er ist sicher, dass du ihm Glück bringst«, sagte Qupay jetzt.
    Kemaq schüttelte sich. Er war endlich wach. » Ich habe Jatunaq gesehen«, sagte er.
    Qupay starrte ihn an. » Du hast von ihm geträumt?«, fragte er.
    » Nein, ich habe ihn gestern entdeckt, als ich den Fremden die Botschaft des Sapay Inka brachte. Er lag in Ketten, aber er lebt!«
    » Und warum sagst du mir das erst jetzt?«, herrschte ihn sein Bruder an.
    » Ich habe dich gesucht, gestern, den halben Tag, wenn Huaxamac mich einmal nicht an seiner Seite brauchte, aber ich konnte dich nicht finden.«
    » Jatunaq lebt? Eine gute Nachricht, eine sehr gute Nachricht! Vielleicht sogar ein Zeichen«, sagte Qupay langsam.
    » Ich habe heute Nacht versucht, aus dem Lager zu schleichen, um nach ihm zu suchen, aber ich kam nicht sehr weit.«
    » Das Heer verlassen? Bist du verrückt geworden, kleiner Bruder?«, fragte Qupay.
    » Ich weiß, es war sehr gewagt, aber ich musste es einfach versuchen«, sagte Kemaq unglücklich.
    » Aber du kannst doch nicht einfach davonlaufen!«, rief Qupay, und Kemaq wünschte sich, er würde seine Stimme dämpfen. » Wie sieht das denn aus? Gerade bin ich in der Gunst Huaxamacs ein wenig aufgestiegen, weil auch er durch dich in der Achtung Atahualpas gestiegen ist. Und jetzt bringst du durch so einen Unsinn alles in Gefahr?«
    » Aber Jatunaq ist in der Hand des Feindes«, sagte Kemaq.
    » Und glaubst du, du könntest ihn befreien? Du Dummkopf! Alles hättest du in Gefahr gebracht, alles, wofür ich so hart gearbeitet habe!« Qupay seufzte. » Ich nehme an, du hast es gut gemeint, kleiner Bruder, aber versprich mir, dass du so einen Unsinn nicht noch einmal machst.«
    Kemaq stand auf. Die Müdigkeit war starkem Zorn gewichen: » Das kann ich dir nicht versprechen, Qupay, denn meine Gedanken sind bei Jatunaq. Deine Versuche, dich bei Huaxamac beliebt zu machen, kümmern mich nicht!«
    Qupay trat einen Schritt zurück und betrachtete ihn mit finsterer Miene: » Denkst du, du bist der Einzige, der sich Sorgen macht? Denkst du, du könntest dich im Glanze von Huaxamacs Wohlwollen sonnen, wenn ich nicht wäre? Vergiss nicht, dass du mit einem Priester Intis redest, Chaski.«
    » Und ich dachte, ich rede mit meinem Bruder!«, fuhr ihn Kemaq an.
    Qupay erbleichte, drehte sich um und ging.
    Kemaq biss sich auf die Lippen. Er war zu weit gegangen. Aber jetzt war es gesagt, und er konnte es nicht zurücknehmen.
    Ruiz half Mila in ihre eiserne Rüstung. Sie trug sie immer noch ungern, denn sie war unbequem, und sie fühlte sich dick und plump, wenn sie sie anlegen musste. Mit Schaudern dachte sie daran, dass sie sie beinahe in die Tiefe gerissen hätte, vor wenigen Tagen, als das Geschirr sie im Stich gelassen hatte. Aber an einem Tag wie diesem war sie angebracht, da würde Don Mancebos weißer Waffenrock nicht reichen.
    » Hebt bitte den Arm ein wenig an,

Weitere Kostenlose Bücher