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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Mancebo gesagt. Sie spürte Regentropfen auf der Haut. Es war wieder kalt geworden. Es hätte sie nicht gewundert, wenn es auch noch beginnen würde zu schneien.
    » Weißt du, ich habe nachgedacht«, setzte sie das Gespräch etwas später fort, » und ich bin zu einem Entschluss gekommen, Nabu.« Sie legte die Hand auf Nabus Brust und spürte seine ruhigen Atemzüge. » Ich will nicht, dass sich die Geschichte von Caxamalca wiederholt.«
    » Das will wohl niemand, der noch bei Verstand ist«, erwiderte Nabu.
    Mila zögerte einen Moment, bevor sie langsam fortfuhr: » Ich habe mich noch nie so schlecht gefühlt wie nach diesem entsetzlichen Kampf, Nabu. Wir hätten es verhindern müssen. Ich weiß, wir konnten nicht vorhersehen, was geschehen würde, und hätten schon von daher wenig tun können, aber wir haben nichts getan, gar nichts! Das soll nicht noch einmal geschehen.« Sie atmete tief durch und verkündete dann: » Ich werde es verhindern.«
    Nabu stieß einen leisen Laut des Erstaunens aus. Dann sagte er: » Das ist nobel gedacht, Milena. Weiß du auch schon, wie du das anstellen willst?«
    » Nein«, antwortete Mila unglücklich.
    Der Drache brummte tief, dann sagte er: » Da wird uns hoffentlich schon etwas einfallen, wenn es so weit ist.«
    » Du hilfst mir?«, fragte Mila vorsichtig.
    » Ich nehme doch an, dass du mir deshalb von deinem Vorhaben erzählt hast, oder nicht?«
    Mila wurde etwas verlegen, aber Nabu lachte leise und sagte: » Es ist gut, dass uns niemand zuhört, denn ich glaube, wir beginnen gerade, uns gegen die Pizarros zu verschwören.«
    Noch einmal seufzte Mila. » Verschwörung? So habe ich das nicht gesehen. Ich will nur ein Unglück verhindern, und ich bin sicher, es kann nicht schaden, wenn mir ein Drache dabei hilft.«
    » Für einen Menschen ist das erstaunlich weise gedacht, Milena«, sagte der Drache.
    Mila lächelte. » Aber damit ist meine Weisheit auch schon erschöpft, Nabu, und ich habe keine Ahnung, was ich als Nächstes tun soll.«
    » Ich an deiner Stelle würde mit deinem Onkel reden. Er sollte wissen, was du denkst, auch wenn ihm das nicht gefallen kann. Und er versteht sich besser als ich auf die Art, wie die Pizarros und ihre Männer denken und handeln. Vielleicht hat er einen Rat für dich. Aber sei vorsichtig, ich weiß noch nicht, wohin uns deine Pläne führen werden, aber ich sehe voraus, dass wir uns am Ende vielleicht wirklich gegen die Pizarros stellen müssen. Und das, Milena, ist sehr gefährlich.«
    Kemaq stand unschlüssig in der Hütte.
    » Warum setzt er sich nicht?«, fragte die Alte.
    Pitumi gab ihm einen Wink, und er setzte sich der Alten gegenüber.
    » Nein, hierher, an meine Seite. Ich will ihn in meiner Nähe haben«, krächzte die uralte Frau.
    Kemaq gehorchte und rutschte hinüber.
    » Er ist jetzt hier, Payakmama, und er hat viele Fragen. Zum Tempel, zu Tamachoc, zum heiligen Pfad. Wirst du sie ihm beantworten?«
    » Deshalb ist er doch hier, oder nicht?«
    Kemaq nickte, obwohl er sich nicht sicher war, ob die Alte mit ihm sprach. Er fragte sich, was für einen heiligen Pfad Pitumi meinte. Die Chachapoya verneigte sich vor der Alten und schickte sich an zu gehen.
    » Wo gehst du hin, Pitumi?«, fragte er.
    » Die Wolken kommen von den Bergen herab, und ich habe noch viel zu tun, Chaski. Aber keine Angst, Payakmama wird dir nichts tun.«
    Die Alte lachte heiser über diesen kleinen Scherz, aber Kemaq fühlte sich tatsächlich etwas beklommen. Bevor er aber noch etwas hätte sagen können, war Pitumi durch den Eingang verschwunden und ließ ihn allein mit Payakmama am flackernden Feuer zurück.
    » Du bist also der Chaski, von dem man mir erzählt hat. Ich habe gedacht, du wärst größer, oder wenigstens schneller, Kemaq.«
    » Du kennst meinen Namen, Payakmama?«
    » Pitumi hat ihn mir gesagt. Sei vorsichtig mit ihr, sie ist eine Chachapoya, und denen kann man nicht trauen.«
    » Aber – sie hat mich zu dir gebracht«, antwortete Kemaq verblüfft.
    » Weil sie sich etwas davon verspricht, Läufer, nur deshalb. Und es ist ein Zufall, dass vielleicht auch wir etwas davon haben werden, verstehst du?«
    » Ja, Payakmama«, behauptete Kemaq.
    » Gut. Vergiss es nicht!« Die Alte stocherte mit einem Stock in ihrem kleinen Feuer. Das lange Haar fiel ihr in grauen Strähnen ins Gesicht. Ihre Augen waren eigenartig, tief wie zwei Brunnen erschienen sie Kemaq.
    » Stell deine Fragen«, verlangte sie.
    Kemaq wusste gar nicht, was er fragen sollte. » Wie

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