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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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noch retten können. Die Inka haben es verpflanzt. Es hat seine Wurzeln verloren und wird in der Fremde zugrunde gehen. Zumal«, fuhr sie mit viel Bitterkeit in der Stimme fort, » nicht gesagt ist, dass wir auf der anderen Seite des Berges willkommen sind.«
    Und auf Kemaqs fragenden Blick hin erklärte sie: » Einige wenige Chachapoya sind noch dort, wir nennen sie die Vergessenen, doch wollen sie mit denen, die fortgehen mussten, nichts zu tun haben. Nicht einmal mit uns, die wir die alten Bräuche in der Fremde bewahrt haben. Seit Tagen versuche ich schon, mit ihnen zu sprechen, doch sie antworten nicht auf meine Rufe. Mit ihrer Hilfe können wir also auch nicht rechnen. Ganz im Gegenteil, wenn wir Pech haben, werden sie uns sogar bekämpfen, sobald wir auf der anderen Seite des Berges sind.«
    Das waren schlechte Nachrichten. Und verwirrend waren sie auch. » Dieser Stein, von dem ihr redet, welche Macht hat er?«, fragte er.
    » Tamachoc hat sich mit seiner Hilfe die Berggötter untertan gemacht, und wenn wir die Berggötter zwingen können, für uns zu kämpfen, dann können wir auch die Fremden auf ihren Ankay Yayakuna besiegen.«
    » Darüber wird Rumi-Nahui sehr erfreut sein«, sagte Kemaq vorsichtig.
    » Er darf den Stein nicht bekommen!«, erwiderte Pitumi entschieden.
    Kemaq dachte nach. Ein Stein, mit dem man Götter unterwerfen konnte? Eigentlich, so dachte er, sollte so ein Stein überhaupt nicht in der Hand eines Menschen liegen, auch nicht in der einer schönen Chachapoya-Zauberin.
    Die Drachen landeten hinter der Verteidigungslinie der Spanier. Schwerer Brandgeruch lag in der Luft. Einige der Yunga waren in den Wald eingedrungen, um nachzusehen, ob die Angreifer wirklich verschwunden waren, aber jetzt ließ Hernando Pizarro die Hörner zum Sammeln blasen. Der Angriff schien zurückgeschlagen.
    » Es sieht aus, als wären Eure Drachen doch noch zu etwas nutze«, rief Pizarro gut gelaunt, als er zu ihnen kam. Mila hörte sein Pferd unruhig schnauben.
    » Ich würde sagen, wir haben Euch herausgehauen, Don Hernando«, erwiderte der Hochmeister.
    » Nur die Ruhe, Don Maximilian, es war durchaus als Anerkennung gemeint. Glaubt Ihr, sie haben viele erwischt?«
    » Was sagen denn Eure Späher?«, fragte der Hochmeister ungehalten. Mila spürte, dass auch die Drachen außerordentlich verärgert darüber waren, wie der Konquistador über sie sprach. Sie verstand das nur zu gut, denn so wie Nabu hatten sich auch die anderen, Marduk, Schamasch und vor allem Behemoth, bei ihrem Feuerangriff bis zur Erschöpfung verausgabt.
    » Sie sind noch dort im Wald, aber ich glaube eigentlich nicht, dass es viele Tote gab. Dieser Wald ist nass vom Nebel. Er brennt einfach nicht richtig, wenn er nicht ordentlich angezündet wird«, meinte Don Hernando.
    Behemoth zischte warnend, und Balian versuchte, ihn zu beruhigen.
    » Und wie viele Männer haben wir verloren?«, fragte Milas Großonkel.
    » Keinen, nur ein paar Indios«, meinte Pizarro, » doch entschuldigt mich, einige von denen sind wohl der Meinung, wir wollten hier ein Lager aufschlagen.«
    Mila hörte, wie er seinem Tier die Sporen gab und davonjagte. Wie kalt er über die toten Indios gesprochen hatte! Sie streichelte Nabus Hals, auch, um sich selbst zu beruhigen.
    » Es ist wohl nicht so einfach, wie wir dachten, Prinzessin«, sagte Nabu leise.
    » Was denn?«, fragte Mila.
    » Die Dinge zum Besseren zu wenden.«
    Kurze Zeit später kehrten die Späher zurück. Die Angreifer waren verschwunden, und offenbar hatten sie ihre Gefallenen mitgenommen, jedenfalls waren keine Toten gefunden worden. Die Yunga wollten ihre Gefallenen begraben, und es gab Streit, weil Pizarro es ihnen nicht erlauben wollte. Schließlich versuchte Fray Celso, der sie begleitete, zu vermitteln. Er schlug vor, dass einige Männer zurückbleiben könnten, um die sieben Toten zu beerdigen.
    » Können sie sie nicht einfach dem Feuer übergeben?«, fragte der Konquistador finster.
    » Nicht doch, Don Hernando!«, rief der Mönch. » Sie haben vor nichts mehr Angst als davor, dass ihr Körper verbrannt wird, denn sie glauben, dass sie ihn im nächsten Leben noch brauchen werden.«
    » Und Ihr unterstützt diesen heidnischen Aberglauben auch noch? Solltet Ihr sie nicht zum wahren Glauben bekehren, Fray?«
    Plötzlich mischte sich der Alchemist ein. » Verzeiht, Don Hernando. Es ist gewiss nur ein alberner Aberglaube, aber wir sind auf die Hilfe dieser Indios angewiesen, wenn wir unsere Lasten

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