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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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schützen, Chaski. Und traue den Chachapoya nicht zu sehr. Sie helfen dir nur, solange es ihnen selbst nützt.«
    » Ich hoffe, du glaubst das nicht auch, Kemaq?«, fragte Pitumi leise, als sie die Decke vor dem Eingang zurückschlug.
    » Ich weiß nicht, was ich glauben soll, Pitumi«, gab Kemaq ebenso leise zurück. Er trat hinaus. Dort draußen standen zwei Krieger, Huanca. Sie begleiteten einen Mann, der ihn mit versteinertem Blick musterte.
    » Rumi-Nahui!«, entfuhr es Kemaq.
    » Ich habe dich erwartet, Chaski, in unserem Lager – dich, nicht eine Nachricht von dieser Heilerin«, sagte er kalt.
    Kemaq schluckte.
    » Ich habe dir doch gesagt, dass er aus wichtigen Gründen nicht selbst kommen konnte, Rumi-Nahui«, erklärte Pitumi ruhig.
    » Ein Schwatz mit einer alten Frau? Das war der Grund?«, fragte der Feldherr kalt.
    » Sie kann auch dir viele Fragen beantworten, Rumi-Nahui, denn sie selbst ist den Weg, den wir suchen, einst gegangen.«
    » Und hat sie diesen machtvollen Stein mit eigenen Augen gesehen?«
    » Nein, niemand, der noch lebt, hat das. Aber er ist dort«, sagte die Chachapoya.
    » Was für einen Stein?«, fragte Kemaq.
    Der Feldherr lachte laut auf, dann rief er: » Haben sie dir nicht gesagt, warum du in den Tempel musst, Chaski? Das sieht ihnen ähnlich, diesen Zauberern. Immer behalten sie den besten Teil für sich!«
    Kemaq wurde rot. Er fühlte sich betrogen, aber er wusste nicht, wieso.
    » Der Regenstein, Kemaq«, erklärte Pitumi. » Ihn haben deine Ahnen benutzt, um den Regen zu rufen, doch hat er noch weit mehr Macht. Denn mit seiner Kraft hat Tamachoc die Berggötter gezwungen, dem Steinvolk einen Weg durch den Berg zu graben. Mit seiner Hilfe werden wir die Fremden bezwingen. Hat Payakmama dir das nicht gesagt?«
    Kemaq schüttelte den Kopf und schloss kurz die Augen. Erst die geheimen Wege, dann der verborgene Tempel, die Regenschlange Tamachoc und nun auch noch ein geheimnisvoller Stein? Seine Gedanken begannen sich zu verwirren.
    » Was für eine Macht!«, rief Rumi-Nahui. » Stärker als Götter – und bald in unseren Händen. Mit diesem Stein können wir die Fremden besiegen, Chaski! Und du bist auch nur noch am Leben, weil diese Zauberin mir von ihm und von dir erzählt hat«, erklärte Rumi-Nahui mit starrem Blick.
    » Der Sapay Inka hat uns erlaubt, gegen die Fremden zu kämpfen?«, fragte Kemaq, der mit seinen Gedanken nicht bei der Sache war.
    » Nein«, sagte der Feldherr, » doch er wusste auch nichts von diesem machtvollen Stein.«
    Kemaq schüttelte langsam den Kopf und sagte: » Wenn dieser Stein so mächtig ist und ihr beide wisst, wo er liegt – warum holt ihr ihn dann nicht einfach selbst?«
    » Wir hätten es längst getan, doch nur ein Marachuna, einer von deinem Volk, kann den verborgenen Tempel betreten«, erklärte Pitumi sanft.
    » Und warum ich? Ich meine, es sind doch noch viele andere Steinleute hier, oder?«
    » Nun«, sagte Pitumi mit einem plötzlichen Lächeln, » als ich dich auswählte, Läufer, da dachte ich noch, dass dir eine ganze Schar Krieger auf den Fersen sein würde. Doch wie ich die Sache nun sehe, hat sich Rumi-Nahui mit uns verbündet.«
    » Dann braucht ihr mich doch nicht mehr«, sagte Kemaq vorsichtig.
    » Aber das Glück ist mit dir, Chaski, das kannst du nicht leugnen«, erwiderte Pitumi, » und ich denke, wir werden viel Glück brauchen, jetzt, wo die Fremden mit ihren fliegenden Göttern hierherkommen.«
    Die hatte Kemaq fast vergessen. » Die Fremden – wisst ihr, wann sie hier sein werden?«
    » Noch heute, wenn es meinen Kriegern nicht gelingt, sie aufzuhalten«, sagte Rumi-Nahui düster. » Ich denke, sie werden sie gerade jetzt angreifen.«
    Nabu kreiste über dem Berg. Er zeigte ihr das Flammenbild, aber Mila sah nicht viel mehr als ein Meer dunkler Flammen, das den Bergwald darstellte. Am Rande des Waldes verlief eine hellere Linie, die Straße nach Tanyamarka. Dort hatten die Spanier Aufstellung genommen. Gelegentlich blitzte das Mündungsfeuer der Arkebusen auf, doch wenn sie das undurchdringliche Dickicht des Waldes sah, konnte sie sich nicht vorstellen, dass sie irgendetwas trafen. Einige helle Flecken zeigten liegende Körper. » Sind diese Männer tot?«, rief sie.
    Nabu schnaubte. » Es sind Indios, doch ich kann nicht sagen, ob von uns oder von den anderen. Ich kann überhaupt nicht viel über diesen Kampf sagen, schon gar nicht, wo der Feind steckt.«
    » Aber ich höre etwas, so ähnlich wie Hagel auf einem

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