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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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nicht jener Läufer, der uns vor Caxamalca die Botschaft des Inka gebracht hat? Ich erkenne deine Stimme wieder.«
    » Der bin ich, Herrin«, erwiderte er.
    Sie übersetzte kurz und bemerkte mit leichter Genugtuung, dass den Sehenden nicht aufgefallen war, was sie gleich bemerkt hatte.
    » Wenn er schon dort für den Inka lief, dann ist er kein gewöhnlicher Läufer«, meinte Hernando Pizarro. » Wir müssen wissen, welche Botschaft er zu übermitteln hatte, Condesa, und auch, an wen.«
    Als Mila übersetzt hatte, sagte der Bote: » Gar keine, Herrin.«
    » Aber du musst doch einen Auftrag gehabt haben«, fragte sie stirnrunzelnd. Dachte er vielleicht, sie würde nicht merken, dass er sie anlog, nur weil sie blind war?
    » Einen Auftrag, ja, Herrin, doch keine Botschaft«, sagte der Mann jetzt.
    Mila seufzte. Entweder, der Mann war sehr dreist oder ziemlich beschränkt. Sie neigte zur zweiten Annahme, denn in seiner Stimme lag Verwirrung, keine Falschheit. Auf ihr Nachfragen antwortete er: » Ich sollte den Kriegern, die dort oben in der Festung sind, befehlen, herunterzukommen, um die Stadt zu verteidigen.«
    » Wie viele Krieger sind in dieser Festung und wie stark ist sie befestigt?«, fragte sie, ohne erst zu übersetzen.
    Plötzlich platzte Don Hernando heraus: » Seid froh, dass Ihr ihn nicht sehen könnt, diesen Wilden, er starrt Euch an, als habe er noch nie im Leben eine Frau gesehen. Sollen wir nachsehen, ob sich auch in seinen Lenden etwas regt?«
    Kemaq musterte sie verstohlen. Sie sah blass aus, verglichen mit Pitumi, aber die Farbe ihres Haares war berückend. Sie musste die Frage wiederholen, weil er nicht zugehört hatte. Plötzlich lachten die Männer auf eine Art, die Kemaq kannte. Es klang so, als habe jemand eine anzügliche Bemerkung gemacht, und tatsächlich errötete die Fremde, bevor der Würdevolle den Hässlichen scharf anfuhr. Kemaq blickte beschämt zu Boden, dann sagte er schnell: » Ich war noch nie in der Festung, aber ihre Besatzung ist eigentlich nicht sehr groß.«
    » Eigentlich?«, fragte die Fremde, ohne erst zu übersetzen. Sie wirkte jetzt hochgradig verärgert, und Kemaq hoffte, dass ihr Zorn dem hässlichen Fremden und nicht ihm galt.
    » Es sind mehr Krieger dort oben als sonst«, sagte er. Natürlich fragten die Fremden nach einer genauen Zahl der Krieger, und Kemaq, der kein geübter Lügner war, sagte die erste Zahl, die ihm einfiel: » Es sind wohl zweihundert.«
    Plötzlich mischte sich ein Mann ein, der sich bis dahin im Hintergrund gehalten hatte. Er war schmächtig, recht alt, auf keinen Fall ein Krieger, und er verbreitete einen eigenartigen, ungesunden Geruch. Er schien die Männer um eine Erlaubnis für irgendetwas zu bitten, die ihm mit einem Schulterzucken gewährt wurde.
    » Was kannst du mir über Tamachoc erzählen?«, fragte ihn der Fremde. Er lächelte, aber seine Augen wirkten sehr unruhig und kalt. Kemaq misstraute ihm sofort. Doch was sollte er ihm antworten? » Tamachoc ist einer unserer Götter«, sagte er vorsichtig.
    » Und welche Gestalt hat er?« Der Fremde sprach Quechua nicht besonders gut, und er schien die richtigen Worte erst suchen zu müssen.
    » Er gleicht einer gefiederten Schlange«, antwortete Kemaq und fragte sich, welchen Sinn diese Frage haben konnte.
    » Wurde er früher in der Mine verehrt, die ich unterhalb der Stadt fand?«, fragte der Fremde weiter.
    Kemaq versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn diese Frage beunruhigte. » Nein«, sagte er schlicht.
    Die Freundlichkeit wich aus dem Gesicht dieses merkwürdigen Fremden. Er warf Kemaq einen feindseligen Blick zu und wandte sich dann in seiner eigenen Sprache wieder an die Anführer, die seine Beschwerden – Kemaq hielt seine Worte jedenfalls für solche – erneut mit einem Schulterzucken abtaten. Offensichtlich nahmen sie diesen Mann nicht sehr ernst. Kemaq war besorgt. Wenn dieser Fremde einen Zusammenhang zwischen der Mine und Tamachoc sah, dann wusste er vielleicht schon mehr, als er durfte. Er nahm sich vor, den Mann im Auge zu behalten – sofern das überhaupt möglich war. Der harte Griff zweier Yunga-Krieger erinnerte ihn daran, dass er ein Gefangener war, und er hatte keine Ahnung, was die Fremden mit ihm machen würden.
    Mila hörte Don Hernando herzhaft gähnen. Dieser Mann war unfassbar ungehobelt, und seine Bemerkung über den armen Indio … Mila schüttelte den Kopf. Er war es nicht wert, sich über ihn zu ärgern. » Ich weiß nicht, was Ihr habt,

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