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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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konnte.
    Etwa ein Dutzend Schritte vom Eingang entfernt standen zwei Spanier Wache. Mila hatte sie gehört, wie sie sich müde halblaute Bemerkungen zuwarfen. Aber diese beiden Spanier verfügten nicht über ihr ausgezeichnetes Gehör. Wenn Mila sich unauffällig näher an den Eingang heranschob, würden sie nicht auf den Gedanken kommen, dass sie jemanden belauschte. Natürlich bestand die Gefahr, dass sie sich irgendwann fragten, warum sie so unentschlossen vor dem Eingang herumstand. Am schlimmsten wäre es, wenn einer von ihnen auf den Gedanken käme, der armen Blinden seine Hilfe anzubieten, in dem Glauben, sie fände ihren Weg nicht. Unter diesen Gedanken hatte Mila den Eingang fast erreicht. Sie hielt sich an der Mauer, damit sie von drinnen nicht gesehen werden konnte, und hörte jetzt Ritter Balian in vorwurfsvollem Ton sagen: » … sie ist aber auch bei weitem nicht so genau, wie Ihr versprochen hattet.«
    Der Alchemist rechtfertigte sich: » Diese Technik ist neu, und ich hatte nicht viel Gelegenheit, mich mit den Zügen zu befassen. Aber vielleicht gebricht es Eurem jüngeren Bruder auch einfach an der erforderlichen ruhigen Hand. Auch war die Entfernung recht groß.«
    Mila runzelte die Stirn. Züge? Was war damit gemeint?
    » Vorsicht, Albrecht, Ihr begebt Euch auf dünnes Eis, wenn Ihr versucht, das Versagen Eurer Waffe auf meinen Bruder zu schieben! Doch lassen wir das, bevor …« Der Rest des Satzes ging im halblauten Lachen der beiden Wachen unter. Offenbar hatte einer der beiden eine witzige Bemerkung gemacht. Mila wünschte sich, sie würden sich wieder beruhigen. Da sie das offenbar aber nicht vorhatten, war Mila gezwungen, sich noch näher an den Eingang heranzutasten.
    » … hoffe ich, Ihr seid wenigstens sicher, was diese Mine angeht«, hörte sie Balian jetzt sagen.
    » Sicher bin ich, dass die Mine uns alle reich machen wird – Euch, die Pizarros und sogar den Kaiser. Was aber das Geheimnis hinter dem Silber betrifft, so kann ich Euch sagen, dass alles, was ich bisher in Erfahrung bringen konnte, meine Zuversicht steigert, dass wir den Azoth dort drinnen finden werden, Balian, und die Macht, die demjenigen zuteilwird, der diesen Stein in die Hände bekommt, wird Eure kühnsten Erwartungen noch weit übertreffen.«
    Mila hörte Balian missmutig schnauben. » Schöne Worte, ich hoffe, ich bekomme mehr als schöne Worte für all das Gold, das mich Eure sogenannte Wissenschaft schon gekostet hat, Meister Albrecht!«
    Der Ritter hatte den Gelehrten finanziert? Mila lauschte mit offenem Mund. Das erklärte vieles. Aber was versprach er sich davon?
    Plötzlich zischte der Alchemist und flüsterte: » Habt Ihr das gehört?«
    Mila hielt den Atem an. Hatten sie sie etwa bemerkt? Sie begann, sich vorsichtig vom Eingang zu entfernen.
    Sie hörte, wie drinnen eine stählerne Klinge langsam aus der Scheide gezogen wurde. Die beiden Männer waren verstummt, und Mila tastete sich vorsichtig die Mauer entlang. Wenn sie sich den Palast und den Platz richtig eingeprägt hatte, dann waren es gute zwanzig Schritte bis zur nächsten Ecke. So lange gab es keine Nische und kein Versteck, und wenn die beiden Wächter sie bemerkten, würde es sehr schwer werden, ihre Anwesenheit plausibel zu erklären. Sie schlich langsam weiter.
    Sie war jetzt zu weit entfernt, um noch zu hören, was drinnen vorging. Die beiden Männer mussten nur auf die Idee kommen, vor die Tür zu treten, und sie wäre verloren. Warum war es auch ausgerechnet jetzt so still in der Stadt? Warum wurde im Palast nicht mehr so rau gescherzt wie vorhin? Die rettende Ecke schien und schien nicht zu kommen, und ein einziger Stein, den Milas Füße vielleicht lostraten, konnte sie verraten. Sie hörte die beiden Wachen miteinander flüstern – war sie etwa entdeckt worden? Sie verfluchte ihre Blindheit, denn sie hatte zwar bemerkt, dass die beiden Wachen an einem Feuer saßen, doch hatte sie keine Vorstellung davon, wie viel Licht dieses Feuer abgab. Außerdem konnte sonst irgendwo auf dem Platz jemand stehen und sie sehen, jemand, der einfach außer Hörweite war. Sie war leichtsinnig gewesen, das gestand sie sich jetzt ein. Das Flüstern wurde etwas lauter – und plötzlich durch erneutes Gelächter beendet. Offenbar hatten die beiden nur miteinander gescherzt. Mila schickte ein Dankgebet in den Himmel und huschte, eine Hand an der Mauer, rasch bis zur Ecke. Sie war kaum in Sicherheit, als sie Balian hörte, der herausgetreten war und die beiden

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