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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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genug bewiesen. Aber der Regenstein durfte ihnen nicht in die Hände fallen! Kemaq blickte zum Himmel. Der Staub mischte sich mit dem dünnen Qualm, der aus dem Wald herüberzog. Es war schon Nachmittag, und Rumi-Nahui hatte mehr als einen Tag Vorsprung. Kemaq beobachtete den Kuka Machu. Er wirkte enttäuscht. Offenbar war der Gang noch nicht frei. Jatunaq stieß ihn in die Seite. » Komm, wir müssen sehen, dass die Arbeit vorangeht.«
    Der Donner dröhnte immer noch in ihren Ohren, als Mila am Arm ihres Großonkels den Hang hinab zum Bergwerk ging. Die Luft war voller Staub, und sie musste husten. » Haben sie es geschafft, Onkel?«, fragte sie.
    » Das weiß ich noch nicht, Mila, Geduld. Doch wenn ich mir das Gesicht unseres Gelehrten ansehe, so wirkt er doch eher enttäuscht.«
    » Nun, Meister Albrecht, wie ist es gelaufen?«, rief Don Hernando laut. Mila hörte ihn hinter sich heranstiefeln.
    » Es war kein voller, aber doch wenigstens ein Teilerfolg. Seht Ihr? Der Eingang zum Tunnel ist freigelegt, jedoch, so wie es scheint, ist auch der Tunnel selbst von den Indios zum Einsturz gebracht worden.«
    » Überrascht Euch das? Was glaubt Ihr denn, warum sie all die Stützbalken entfernt hatten?«, rief der Spanier. Er wirkte ziemlich gut gelaunt, was Mila ein wenig erstaunte. Dann verstand sie, denn Pizarro rief: » Ich habe Euch ja gleich gesagt, dass es mit ein bisschen Pulver nicht getan sein wird. Es sieht aus, als hätte ich wieder einmal Recht behalten.«
    Der Alchemist brummte missmutig, aber dann sagte der Sprengmeister: » Dennoch war die Sache ein Erfolg. Wenn ich mir diesen Gang ansehe, dann ist er mit Geröll gefüllt, und nicht eingestürzt. Und das stellt für uns doch kein großes Hindernis dar.«
    » Ihr habt Recht!«, rief der Alchemist, und seine kurzzeitig verschwundene Euphorie schien zurückgekehrt. » Wir haben genug Helfer, und wenn wir die Indios die Nacht durcharbeiten lassen, haben wir vielleicht morgen schon den Durchbruch geschafft!«
    » Wollt Ihr den Armen denn nicht einmal ein bisschen Ruhe gönnen?«, fragte Mila.
    » Wie? Aber Comtesse, das ist zu wichtig, viel zu wichtig. Sie können ruhen, wenn wir den Zugang ganz freigelegt haben. Dann, nicht eher.«
    » Ich sehe das ähnlich«, stimmte ihm Don Hernando zu. » Ich will endlich wissen, ob sich der ganze Aufwand gelohnt hat, also soll das faule Pack gefälligst zur Arbeit antreten, und zwar sofort!«
    Als der Konquistador gegangen war, blieb Mila noch einen Augenblick vor dem Eingang des Tunnels stehen und lauschte. Dort drinnen war es still, bis auf einen sehr leisen Laut. Sie war sicher, dass ihn niemand außer ihr hören konnte, schon gar nicht in dem allgemeinen Lärm, der nun entstand, weil die Spanier die Indios zur Arbeit einteilten. Dieser Laut war ein leises, dünnes Pfeifen, fast, als würde der Wind durch den Berg wehen. Aber das war natürlich Unsinn. Sie kehrte am Arm ihres Großonkels zur Stadt zurück und fand endlich Gelegenheit, ihm zu berichten, was der Fray und die Indio-Frau ihr erzählt hatten.
    » Es sind wirklich düstere Zeiten«, sagte der Hochmeister grimmig, als sie berichtet hatte. » Die Indios wissen, dass unsere Leiber nicht unsterblich sind, und nun droht also auch noch in unserem Rücken Gefahr. Du hast Recht. Die Drachen waren den Dominikanern schon immer verdächtig, aber solange sie nützlich für ihre Zwecke waren, haben sie sich zurückgehalten. Doch jetzt, da sie, oder vielmehr die Pizarros, den Herrscher dieses Landes in ihrer Gewalt haben, glauben sie wohl, sie bräuchten den Orden nicht mehr. Wir sind ihnen ein Dorn im Auge, und den wollen sie loswerden. Die Beschwerde über Fray Celso ist da wohl nur der Anfang. Aber mach dir keine zu großen Sorgen, Milena. Ich werde Balian heute noch nach Caxamalca schicken und auch diese Angelegenheit dem Schatzmeister der Kolonien melden. Ich werde ihn außerdem bitten, die anderen Drachen hierherzubringen. Es ist besser, wir sammeln unsere Kräfte.«
    Mila nickte. Zu Fuß war es ein mühsamer Weg von Tagen, aber für einen Drachen lag Caxamalca keine vier Stunden entfernt. » Und Schamaschs Tod? Hast du dafür eine Erklärung gefunden?«
    » Ein Unglücksfall, nichts weiter. Stell dir vor, Meister Albrecht hat sich angeboten, ihn zu untersuchen, um mehr herauszufinden, aber das haben sowohl die Drachen wie auch ich kategorisch abgelehnt.«
    » Augenblick – wann hat er dich gefragt?«
    » Vorhin, kurz nach dem Unglück, Milena, warum fragst

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