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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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war nicht in der Nähe, die Verbindung zu ihm war getrennt, und so stand sie allein in der Dunkelheit, die sie seit ihrer Geburt umgab, und berichtete von den Ereignissen in Tanyamarka: von Schamaschs Sturz und Sir Williams Tod, von Don Hernandos Verschwörung, Balians Verrat und Konrads Schuss. Sie hörte den Tressler aufstöhnen, als sie auf die Rolle zu sprechen kam, die seine Neffen gespielt hatten, aber er ließ sie erzählen. Niemand sprach außer ihr, und am Ende hatte sie fast das Gefühl, dass niemand mehr da war und sie ihre Worte ins Leere richtete, und sie war froh, als sie mit ihrem Bericht, der in ihr den Schrecken noch einmal aufwühlte, endlich zum Ende gelangte. Sie schloss: » Ich floh auf dem Rücken von Nabu, und sie schossen auf uns. Er wurde verwundet, und ich hoffe, dass einer der Herren seine Wunde noch versorgen wird, bevor wir wieder aufbrechen. Behemoth folgte uns, obwohl Balian ihn zurückrief, und so gelangten wir hierher.«
    Marschall di Collalto ergriff als Erster das Wort: » Es ist viel schlimmer, als ich es mir hätte vorstellen können.«
    » Und Ihr seid sicher, Comtesse, dass meine beiden Neffen …« Dem Tressler versagte die Stimme.
    » Es war Konrad, der auf Marduk geschossen hat, Graf Tassilo. Jedenfalls hörte ich, dass ihm Don Hernando zu schießen befahl. Aber Ihr könnt Nabu fragen, wenn Ihr mir nicht glauben wollt.«
    » Ich verstehe es nicht«, rief der Marschall. » Was versprechen sich die beiden von diesem Verrat?«
    » Ihr habt sie gekränkt«, sagte der Tressler düster. » Konrad war Euch nicht gut genug als Ritter, Balian wolltet Ihr nicht als Marschall. Nun seht Ihr, was Ihr davon habt.«
    Einen Augenblick herrschte gespenstische Ruhe. Mila fragte sich, ob Graf Tassilo den Verstand verloren hatte. Er gab dem Orden die Schuld an diesem Verrat?
    Niemand ging auf die Bemerkungen des Tresslers ein, dafür sagte Don Mancebo: » Jetzt ahne ich endlich, was in Chan Chan geschehen ist. Stürzte Don Rodrigo nicht von der Mauer, gerade als Konrad in der Nähe war? Und als der junge Felipe starb – wir haben nie gefragt, wo sich Konrad während der Schlacht aufhielt! Es ist also möglich, dass er auf die Condesa geschossen hat. Aber ich hätte nie gedacht, dass ein junger Schildknappe …«
    » Ein so gut gezielter Schuss?«, fragte Robert de Lanois zweifelnd. » Mit einer Drachenbüchse? Schwer vorstellbar.« Andere murmelten zustimmend.
    » Da müsste sie schon einen gezogenen Lauf haben«, warf Don Alfonso, der Andalusier, ein.
    Mila kam es vor, als würden die Ritter versuchen, sich über solche Nebensächlichkeiten an das unfassbare Ereignis heranzutasten.
    » Der Alchemist erwähnte etwas in der Art«, hörte sie sich sagen, obwohl ihr tausend andere Dinge durch den Kopf gingen. » Er sprach mit Balian über gewisse Züge, und ich verstand nicht, was er meinte. Aber er sagte auch, dass es Konrad vielleicht nur an der ruhigen Hand fehlte.«
    Wieder stöhnte der Tressler auf. Mila war sich inzwischen sicher, dass er mit der Verschwörung nichts zu tun hatte.
    » Gezogener Lauf oder nicht – unser Hochmeister wurde ermordet, Ihr Herren!«, rief der Conte di Collalto sie zur Besinnung. » Jetzt ist es an uns, zu entscheiden, was zu tun ist.«
    » Nicht nur an uns, Conte Lorenzo«, entgegnete Don Mancebo. » Ich denke, unsere Drachen werden ihre eigenen Entscheidungen treffen.«
    » Behemoth will Vergeltung«, sagte Mila.
    » Auch mich verlangt danach«, sagte der Conte langsam, » aber wir müssen unser Vorgehen sorgfältig durchdenken und planen.«
    » Was gibt es denn da noch zu bedenken?«, fuhr Robert de Lanois auf.
    » Wenn ich die Comtesse richtig verstanden habe«, erwiderte der Marschall des Ordens bedächtig, » stützen die Pizarros diesen hinterhältigen Angriff auf eine Anklage, die sie gegen den Hochmeister und unsere Ritterschwester führen wollten. Und wie es aussieht, hatten sie die Billigung der Dominikaner. Sie werden behaupten, dass Maximilian sich einer rechtmäßigen Verhaftung und einem Prozess widersetzt hat.«
    Mila versuchte aus dem Schweigen der anderen Ritter herauszuhören, was sie dachten. Stimmten sie den Gedanken des Marschalls etwa zu?
    Di Collalto fuhr fort: » Wenn wir also Rache üben, das Schwert erheben, dann stellen wir uns nicht nur gegen die Pizarros, sondern auch gegen die Dominikaner und sogar gegen das kaiserliche Gesetz.«
    » Ihr glaubt doch selbst nicht, was Ihr da sagt!«, rief Don Alfonso.
    Der Marschall seufzte: » Nun,

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