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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Ritter blickte und dann verkündete: » Viele hundert Jahre haben Ritter und Drachen Seite an Seite gekämpft, mein Freund. Der Orden sollte auf dem Schlachtfeld enden, nicht hier vor dem Haus eines fremden Despoten. Wir sind mit euch!«
    Es war eine eigenartige Atmosphäre, als die Ritter schweigend und ernst ihre Drachen bestiegen. Einer fehlte jedoch: Der Tressler.
    » Was ist mit Euch, Tassilo? Wir warten nur auf Euch!«, rief der Marschall.
    Doch Graf Tassilo schüttelte den Kopf. » Ich kann nicht das Schwert gegen mein eigenes Blut erheben, auch wenn Balian und Konrad …« Seine Stimme versagte. Mila sah ihn dort stehen: Klein und verloren erschien er ihr, selbst in dem undeutlichen Flammenbild.
    » Es erscheint mir auch besser«, sagte Nergal kühl, » denn ich will keinen deines Blutes mehr tragen.« Dann spreizte er die Flügel und erhob sich in die Luft.
    Die anderen Drachen folgten ihm, auch Nabu. Mila hätte gerne noch einmal einen Blick auf den Tressler geworfen, doch Nabu sah nicht zurück.
    Kemaq hörte Stimmen. Er schlug die Augen auf und fragte sich, wo er war. Warum hielt dieser seltsame Baum seine fremdartigen Zweige über ihn? Die Stimmen sprachen Quechua. Er war eingeschlafen! Schnell sprang er auf und zuckte dann zusammen, als der Schmerz wieder in Hüfte und Knie fuhr. Keuchend hielt er sich an dem Stamm fest. Dem Stand der Sonne nach war es nicht mehr lang bis Mittag. Er presste sich an den Baumstamm. Dort, nicht viel mehr als einen Steinwurf entfernt, folgten einige Männer seiner Spur – Yunga! Sie hatten den Berg also durchquert! Einer rief etwas, und sie blieben stehen. Sah es nur so aus, oder hatten sie ihn wirklich entdeckt? Warum nur war er eingeschlafen?
    » Da ist er!«, schrie einer. Die Krieger jubelten. » Wir haben ihn!«, rief ein zweiter.
    Kemaq fluchte, dann rannte er. Sein Knie war geschwollen und versagte ihm fast den Dienst, aber er lief dennoch. Sie hatten ihn gesehen – aber sie hatten ihn noch lange nicht gefangen! Ein Stein sauste an ihm vorüber, ein zweiter prallte dicht neben ihm gegen einen Baum. Kemaq schlug einen Haken, und noch einen. Er hörte seine Verfolger durchs Unterholz brechen. Der Wald war nicht sehr groß, gar kein richtiger Wald, nur einige verstreut stehende Bäume. Bald würde er deren Schutz hinter sich lassen und auf freiem Feld ein leichteres Ziel abgeben. Kemaq lief schneller – so schnell, wie es sein geschundener Körper zuließ. Er war ein Chaski, und auch wenn seine Knochen vor Schmerz schrien, so hoffte er doch, dass er seinen Verfolgern bald entwischen würde. Jetzt ließ er das Wäldchen hinter sich, schlug einen kleinen Haken, hinkte weiter und wurde von einem Stein an der Schulter getroffen. Er stolperte, wäre beinahe gefallen, und als er sich abfing, fuhr ihm der Schmerz wie ein Messerstich in die Kniescheibe. Hinter ihm jubelten die Yunga, und Kemaq rappelte sich auf und dachte grimmig, dass sie sich ihren Atem besser sparen sollten, denn so schnell sollten sie ihn nicht bekommen. Wieder rauschte ein Stein an ihm vorbei. Er wusste, er konnte nicht einfach geradeaus laufen, und ihm war klar, dass seine Verfolger dadurch einen Vorteil bekamen. Er rannte durch das Gras, sprang über Felsen und brach durch dorniges Gebüsch, das ihm gegen die Beine peitschte. Immer wieder hörte er einen Stein heransausen, aber für den Augenblick hatte er Glück, ja, es kam ihm vor, als würde er sogar seinen Vorsprung vergrößern können. Jedenfalls schleuderten sie bald darauf keine Steine mehr nach ihm. Den Bach hatte er aus den Augen verloren, aber es ging den langen Hang hinab, also musste die Richtung stimmen.
    Den kleinen Hügelkamm bemerkte er erst, als es zu spät war. Er schob sich wie ein immer höher werdender Riegel zwischen ihn und sein Ziel, und als er sich umwandte, sah er, dass die Yunga klüger waren als er. Sie hielten sich seitwärts von ihm und waren dabei, ihm den Weg abzuschneiden. Es gab eine Lücke in diesem Kamm, vermutlich hatte der Bach sie hineingegraben. Kemaq befahl seinen Beinen, schneller zu rennen, aber sie versagten ihm den Gehorsam. Die Schmerzen waren zu stark. Es war kein Wunder, dass die Yunga aufgehört hatten, Steine zu verschwenden. Sie würden vor ihm an diesem Durchbruch sein. Ihm blieb nur der Weg über den Kamm. Er hörte sich gequält aufstöhnen. Der Kamm war steil, felsig, hatte vielleicht drei- oder vierfache Mannshöhe. Mit etwas Glück und noch mehr Zeit könnte er einen Weg hinüberfinden. Aber er

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