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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Warte, Nergal!«, rief Mila. » Nicht alle sind schuldig!«
    » Du verteidigst sie auch noch?«, fuhr der Drache sie wütend an.
    » Komm ihr nicht zu nah!«, warnte Nabu, was Nergal mit einem kalten Zischen beantwortete.
    Weitere Männer stolperten aus dem brennenden Gebäude heraus.
    » Die Priester«, rief Nabu heiser.
    Mila spürte seinen Zorn, sie ahnte, dass er kurz davor war, sich einfach auf die Verschwörer zu stürzen. Das Bild vor ihrem Inneren Auge begann wild zu tanzen. Sie erkannte Fray Celso erst an seinem klagenden Ton, als er zwischen den Dominikanern aus dem Palast stolperte.
    » Fray Celso! Hier herüber!«, rief sie.
    Die Gestalt, die sie nur verschwommen erkennen konnte, blieb stehen, und auch die Dominikaner liefen nicht weiter. Der Fray sah sie an, blickte zu den anderen Priestern, dann zu den Spaniern, die sich, von Nergal eingeschüchtert, an einer Hauswand zusammendrängten, und schüttelte den Kopf. » Mein Platz ist bei meinen Brüdern, Condesa!«, entgegnete er mit zitternder Stimme.
    Mila kam nicht umhin, diese noble Einstellung zu bewundern, auch wenn sie zum denkbar falschesten Zeitpunkt kam. Sie hatte eine Idee: » Ich brauche Eure Hilfe, Vater, denn Nabu ist verwundet.«
    » Verwundet?«, fragte der Mönch unsicher.
    » Hört nicht auf diese Hexe, Celso!«, rief Pater Jorge und hielt ihn am Arm.
    » Ich bitte Euch, Vater!«, rief Mila.
    Offenbar waren das die richtigen Worte, denn der Mönch löste den Griff Pater Jorges sanft von seinem Arm und kam zögernd herüber.
    Kaum hatte er sich einige Schritte von den Dominikanern entfernt, als sich Nergal wie ein schwarzer Blitz mit einem heiseren Brüllen auf die drei Männer stürzte. Selbst Nabu zuckte erschrocken zurück. Ein dreifacher kurzer Schrei, ein Hieb mit der Klaue, ein Zuschnappen der mächtigen Kiefer, und schon war es vorbei. Noch ehe Fray Celso sich umdrehen konnte, waren die Priester tot.
    Nergal hob den Kopf und brüllte noch einmal, so laut, dass der Platz erbebte. Sein Schwanz tanzte, und dann senkte er seinen Schädel und starrte die Spanier an, die sich entsetzt an die Wand pressten. Genau in diesem Augenblick stürzte ein Teil der Palastwand ein. Behemoth brüllte, als auch das Dach unter ihm wegbrach, und Mila sah ihn ungelenk mit den Flügeln schlagen, während er auf einen anderen Teil des schwankenden Gebäudes sprang. Er blickte hinab auf den Platz, und genau wie Nergal hatte er nun ganz offensichtlich die Spanier im Visier. Ein heiseres Grollen rollte durch seine Kehle.
    » Behemoth, Nergal, nein!«, rief der Marschall.
    Doch Behemoth hörte nicht. Er sprang von der Mauer und warf sich mit der ganzen Wucht seines massigen Körpers auf die Konquistadoren. Einer von ihnen hob seine Pike, die er irgendwie mit herausgebracht hatte, aber sie zerbrach, als sei sie ein Zahnstocher. Mila wandte den Kopf ab, aber Nabu nicht, und so musste sie mit ansehen, wie Behemoth die Männer förmlich zermalmte. Erst danach gelang es ihr, die Verbindung zu lösen. Nacht umhüllte sie wie ein samtenes Tuch, und sie war froh, nicht mehr mit ansehen zu müssen, was dort geschah. Behemoths Siegesgebrüll verriet ihr auch so, wie die Sache ausgegangen war.
    Am Nachmittag kroch Nebel über den Kamm und senkte sich in faserigen Schleiern über den Hang vor Kemaqs Unterschlupf. Unten flackerte ein Feuer. Die drei Fremden und die Yunga saßen getrennt und aßen. Der Geruch von gebratenem Fleisch stieg Kemaq in die Nase. Er saß fest, und es war nur eine Frage der Zeit, bis hier noch mehr Fremde und Yunga eintreffen würden. Wenn der Nebel dichter werden würde, bot sich vielleicht eine kleine Möglichkeit zur Flucht. Er musste ungesehen von diesem Felsvorsprung herunter und an den Yunga vorbei … Er seufzte. So dicht konnte kein Nebel werden. Aber vielleicht in der Nacht? Doch würden die Fremden nicht schon lange vorher hier sein? Oder Rumi-Nahui kam mit seinen Kriegern … Das war eine Möglichkeit, ein Hoffnungsschimmer, wenn auch ein sehr ungewisser. Der Feldherr Atahualpas war das Gegenteil eines zuverlässigen Verbündeten. Kemaq wusste, dass er schon Glück brauchte, damit ihn das Steinauge nicht gleich tötete. Aber das alles war müßig. Im Augenblick konnte er nur sitzen bleiben und darauf warten, welcher seiner Feinde ihn zuerst fangen würde.
    Am Feuer tat sich etwas. Kemaq beobachtete aus seiner Deckung, dass einer der Fremden auf einen Yunga einredete und ihm einen Gegenstand vor die Nase hielt. Es sah aus wie ein Messer,

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