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Drachensturm

Titel: Drachensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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hatte keine Zeit, und es sah auch so aus, als würde ihn das Glück gerade verlassen.
    Nabu hatte bald Schwierigkeiten, mit den anderen Drachen mitzuhalten.
    » Warum hast du die Wunde nicht untersuchen lassen, Nabu?«, fragte Mila vorwurfsvoll.
    » Es ist nichts. Schon morgen werde ich die Kugel nicht mehr spüren«, keuchte der Drache.
    Mila schüttelte den Kopf. » Ich dachte, man nennt dich den Weisen«, sagte sie spitz.
    » Hätte ich etwa zurückbleiben sollen, wie Tassilo?«
    » Er hat mir leidgetan, als wir ihn da allein zurückgelassen haben.«
    » Lange wird er nicht allein bleiben. Amun-Ra und Baal, die jetzt noch in Chan Chan sind, werden nach Caxamalca kommen, Prinzessin.«
    » Woher weißt du das eigentlich?«, fragte Mila.
    » Ich weiß es eben«, brummte er zur Antwort.
    Mila schwieg. Sie hatte das Gefühl, dass er ihr etwas vorenthielt, und das enttäuschte sie. Hatte er sie nicht erst vor wenigen Stunden als Schwester bezeichnet? Aber dann sagte Nabu: » Es ist etwas geschehen, Mila. Mit uns Drachen. Und zwar durch dich. Es ist, wie Horus sagte. Unsere Flammen leuchten wieder fast so hell wie in unserer Jugend, und wir spüren die Präsenz der anderen Drachen wieder auf weite Entfernung, jedenfalls derer, die ihre Flamme nicht verbergen, so wie Nergal. Und deshalb kann ich dir sagen, dass Baal und Amun-Ra auf dem Weg sind, nach Caxamalca, oder auch gleich nach Tanyamarka, denn sie werden sehen, dass wir dorthin fliegen.«
    » Nergal macht mir Angst, Nabu.«
    » Das habe ich bemerkt, und das war vermutlich auch seine Absicht. Aber solange unsere Rache nicht erfüllt ist, wird er nichts unternehmen.«
    » Und dann?«, fragte Mila, aber darauf antwortete Nabu nicht.
    Mila schwieg, verunsichert wegen Nergal und weil Nabu gesagt hatte, dass sie das Feuer der Drachen neu entzündet hatte, und auch Nabu sprach eine Weile nicht, weil er mit vermehrter Anstrengung versuchte, die anderen einzuholen. Der Abstand wurde jedoch immer größer.
    » Wir verlieren sie«, meinte Mila besorgt.
    » Wohl kaum«, keuchte Nabu. » Wir wissen doch, wo sie hinwollen.«
    » Aber wir wissen nicht, was sie anrichten, wenn sie ohne uns dort ankommen«, sagte Mila, » und ich habe Angst, dass sie in ihrem Zorn auch denen etwas tun, die an der Verschwörung nicht beteiligt waren – Fray Celso, Ruiz, den Indios.«
    » Vielleicht kannst du sie zurückrufen, Prinzessin, so wie du mich und Marduk gerufen hast, in dieser Stadt.«
    » Aber ich weiß gar nicht, wie ich das gemacht habe«, erwiderte Mila. » Ich weiß nicht, wie das geht.«
    Der steile Kamm rückte schnell näher. Kemaq warf einen Blick über die Schulter. Die Yunga waren ausgeschwärmt. Es waren sieben oder acht. Einen Kampf würde er nicht überleben. Noch weiter hinten tauchten jetzt auch drei der Fremden auf. Er sah ihre Helme im Sonnenlicht blitzen. Das Glück hatte ihn wirklich verlassen. Dann bemerkte er die Höhle. Sie war auf halber Höhe in den Kamm gegraben, und vier Menschen standen davor. Sie standen starr, und ihre Kleidung hatte die rötliche Farbe des Felsens. Kemaq rannte auf sie zu. Dann erkannte er, dass es keine Menschen, sondern Abbilder waren, überlebensgroße Figuren, aus Stein oder vielleicht Ton. Er fragte sich nicht, warum sie dort standen. Wer immer die Figuren hingestellt hatte, musste irgendwie dort hinaufgekommen sein. Und vielleicht hatte das Wohlwollen der Götter ihn noch nicht ganz verlassen. Der Jubel der Yunga verstummte. Vielleicht hatten sie die Standbilder auch gesehen. Die Höhle lag zum Greifen nah. Aber wo war der Weg hinauf? Kemaq konnte ihn nicht entdecken. Es gab ein paar Felsvorsprünge, aber Kemaq war ein Läufer, kein Kletterer. Doch was blieb ihm anderes übrig?
    Er rannte, hinkte, so schnell er konnte, und dann sprang er, um den ersten Felsabsatz zu erreichen. Er sprang hoch, aber nicht hoch genug. Seine Füße fanden keinen Halt, erst im letzten Augenblick bekam er mit den Händen einen scharfen Grat zu fassen. Der Stein schnitt ihm in die Finger, aber er hielt sich fest, schwang sich irgendwie empor und fand mit dem Fuß einen schmalen Absatz, der unter seinem Gewicht knirschte. Er kletterte weiter. Ein Schleuderstein traf ihn am Rücken. Er stöhnte und hangelte sich durch den Fels. Ein paar aberwitzige Griffe und Sprünge später bekam er den Felsvorsprung zu fassen, der die Standbilder trug. Er zog sich hinauf. Neben ihm schlug ein geschleuderter Stein Splitter aus dem Fels. Kemaq war oben, er rollte sich hinter

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